Objekt 50c Hoodie: Unterschied zwischen den Versionen

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====Hoodie der Zerstörung (Über Klimawandel Sprechen)====
 
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Wie wichtig ist in der Umwelt- und Klimapolitik eigentlich der Dresscode? Über die Grünen wurde gelacht, als sie in den 1980ern mit selbstgestrickten Wollpullovern in den Bundestag einzogen. [[Greta Thunberg]]s gelber Regenmantel prägte die mitteleuropäische Herbstmode auch abseits von Fridays for Future.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Andreas Rose |Titel=Wetterfester Chic |Jahr=o.A. |Website= |Online=https://www.andreasrose.com/2019/10/wetterfester-chic/ |Abruf=01.10.2021 }}</ref> Der Influencer [[Rezo]] entschied sich wiederum für einen orangefarbenen Hoodie, als er 2019 im Youtube-Video „[[Die Zerstörung der CDU]].“ dazu aufforderte, bei der Europawahl nicht die CDU, CSU, SPD und AfD zu unterstützen. Mit heute über 18 Millionen Aufrufen produzierte er damit den meistbeachteten Kommentar zur deutschen Klimapolitik. Die Berufspolitiker*innen schäumten vor Wut, diskutierten über neue Regeln für das Internet, fanden aber keine kongeniale Antwort. Was wäre gewesen, hätte Rezo stattdessen im Anzug eine Rede gehalten? Wer hätte ihm dann zugehört? Niemand? Vielleicht.<br>
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Wie wichtig ist in der Umwelt- und Klimapolitik eigentlich der Dresscode? Über die Grünen wurde gelacht, als sie in den 1980ern mit selbstgestrickten Wollpullovern in den Bundestag einzogen. [[Greta Thunberg]]s gelber Regenmantel prägte die mitteleuropäische Herbstmode auch abseits von Fridays for Future.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Rose, Andreas |Titel=Wetterfester Chic |Jahr=o.A. |Website= |Online=https://www.andreasrose.com/2019/10/wetterfester-chic/ |Abruf=01.10.2021 }}</ref> Der Influencer [[Rezo]] entschied sich wiederum für einen orangefarbenen Hoodie, als er 2019 im Youtube-Video „[[Die Zerstörung der CDU]].“ dazu aufforderte, bei der Europawahl nicht die CDU, CSU, SPD und AfD zu unterstützen. Mit heute über 18 Millionen Aufrufen produzierte er damit den meistbeachteten Kommentar zur deutschen Klimapolitik. Die Berufspolitiker*innen schäumten vor Wut, diskutierten über neue Regeln für das Internet, fanden aber keine kongeniale Antwort. Was wäre gewesen, hätte Rezo stattdessen im Anzug eine Rede gehalten? Wer hätte ihm dann zugehört? Niemand? Vielleicht.<br>
 
Text: Felix Böhm
 
Text: Felix Böhm
  

Version vom 1. Oktober 2021, 09:23 Uhr

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Unter der internen Katalogsbezeichnung Objekt 50c Hoodie wird der ausgestellte Kaputzenpullover im Rahmen der Ausstellung „Wunderkammer modern. 50 Jahre – 50 Objekte“ im Stadtmuseum Kassel (2021/22) geführt. Es ist Teil der Objekt 50 Installation. Die Präsentation wurde von Felix Böhm, Martin Böhnert, Anna Meywirth und Paul Reszke in Zusammenarbeit mit dem Team um Ausstellungskuratorin Martina Sitt entwickelt.

Ausstellungsobjekt

„Objekt 50c Hoodie” umfasst einen orangefarbenen Kaputzenpullover aus 80 % Baumwolle und 20 % Polyester mit dem Aufdruck „Architects – Brighton Post Metalcore EST-04“, der in einer XxX großen Vitrine ausgestellt wird. An drei der vier Vitrinenseiten befinden sich Texttafeln, welche das Objekt jeweils unter einer anderen Überschrift – „Hoodie der Zerstörung“, „Schreien gegen den Klimawandel“ und „Anatomie eines Hoodies“ – perspektivieren.

Hintergrund

Wie auch bei den Objekten 50a Eisbär und 50b Topfpflanze geht es darum, das Objekt durch unterschiedliche Perspektivierungen in seinen gesellschaftlichen und kulturellen Verstrickungen zu beleuchten. Während die Ansicht des Objekts durch die Vitrinenseite ohne Begleittext sozusagen den intuitiven Zugang mit individuellen Assoziationen und Vorerfahrungen erlaubt, sollen die Texttafeln an den drei anderen Seiten das Objekt aus jeweils einer anderen Perspektive beleuchten: „Hoodie der Zerstörung“ (Über Klimawandel sprechen), „Schreien gegen den Klimawandel“ (Vom Klimawandel erzählen) und „Anatomie eines Hoodies“ (Über Klimawandel nachdenken). Hierdurch soll gezeigt werden, dass xyz.

Exponatsbeschriftung

Hoodie der Zerstörung (Über Klimawandel Sprechen)

Wie wichtig ist in der Umwelt- und Klimapolitik eigentlich der Dresscode? Über die Grünen wurde gelacht, als sie in den 1980ern mit selbstgestrickten Wollpullovern in den Bundestag einzogen. Greta Thunbergs gelber Regenmantel prägte die mitteleuropäische Herbstmode auch abseits von Fridays for Future.[1] Der Influencer Rezo entschied sich wiederum für einen orangefarbenen Hoodie, als er 2019 im Youtube-Video „Die Zerstörung der CDU.“ dazu aufforderte, bei der Europawahl nicht die CDU, CSU, SPD und AfD zu unterstützen. Mit heute über 18 Millionen Aufrufen produzierte er damit den meistbeachteten Kommentar zur deutschen Klimapolitik. Die Berufspolitiker*innen schäumten vor Wut, diskutierten über neue Regeln für das Internet, fanden aber keine kongeniale Antwort. Was wäre gewesen, hätte Rezo stattdessen im Anzug eine Rede gehalten? Wer hätte ihm dann zugehört? Niemand? Vielleicht.
Text: Felix Böhm

Schreien gegen den Klimawandel (Vom Klimawandel erzählen)

Vom Klimawandel erzählen können nicht nur Literatur und Film, sondern auch andere ‚Medien‘ wie dieser Hoodie: Die Aufschrift verweist auf die britische Band Architects. In ihrer Musik verbindet die Band Hardcore-Punk und dessen oft politische Texte mit den wütenden Gitarrenriffs von Metal. So auch auf dem Album „All Our Gods Have Abandoned Us“ (2016), das die Klimakatastrophe als Ende der Welt, wie wir sie kennen, zeichnet. Die Platte, kommentierte Der Standard, „ist in erster Linie ein lautes und brachiales Statement gegen die traurige Zerstörung der Umwelt, sie ist auch ein Plädoyer dafür, den Klimawandel gefälligst ernst zu nehmen.“[2] Ist vielleicht die herausgeschriene Wut hinter der Frustration in Zeilen wie „Maybe we've passed the point of no return/Maybe we just wanna watch the world burn“ („Deathwish“[3]) die einzig angemessene Art vom Klimawandel zu erzählen?
Text: Jan Sinning

Anatomie eines Hoodies (Über Klimawandel nachdenken)

Das Objekt in der Vitrine ist mehr als ein orangefarbenes Textilprodukt aus 80% Baumwolle und 20% Polyester: Ein tragbares Zeichen der Verbundenheit mit einer klimaaktivistischen Band; ein Verweis auf eine mediale Debatte über den Klimawandel im Vorfeld der Europawahl 2019; als Karnevalsverkleidung[4] des Vorsitzenden der Jungen Union im Jahr 2020 ein polemischer Kommentar zu jener Debatte. Wir können Sachen eine neue Wirklichkeit verleihen, ohne die Sachen selbst zu verändern. Man sagt, dass wir dabei aus rohen Tatsachen soziale machen.[5] Es ist ein selbstverständlicher Teil unserer Lebenswelt, wenn wir buntbedrucktes Papier kollektiv als Geld anerkennen, um individuell Benzin damit zu bezahlen, oder wenn aus artikulierten Schallwellen im politischen Diskurs ein Klimaabkommen wird. Können wir der rohen Tatsache ‚globale Erwärmung‘ entgehen, ohne sie mithilfe von sozialen Tatsachen zu bändigen?
Text: Martin Böhnert

Weiterführendes

Ausstellung „Wunderkammer modern. 50 Jahre – 50 Objekte“

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Universität Kassel, findet vom 14. Oktober 2021 bis zum 9. Januar 2022 die Sonderausstellung Wunderkammer modern. 50 Jahre – 50 Objekte im Stadtmuseum Kassel statt. Im Rahmen dieser Ausstellung wird anhand von 50 Ausstellungsobjekten „ein halbes Jahrhundert Geschichte“[6] der Universität Kassel erzählt.

Belege

  1. Rose, Andreas (o.A.): Wetterfester Chic. Online, zuletzt abgerufen am 01.10.2021.
  2. Dorfi, Gerhard (2017): Architects: Die Wut und das moderne Leben. In: Der Standard. Online, zuletzt abgerufen am 26.08.2021.
  3. Architects (2016): Deathwish. Online, zuletzt abgerufen am 01.10.2021.
  4. RND (2020): „Tilman Kuban aka Rezo“ – JU-Chef verkleidet sich als Youtuber. In: RND. Redaktionsnetzwerk Deutschland. Online, zuletzt abgerufen am 01.10.2021.
  5. Vgl. hierzu Searle, John (2010): Making the social world. The structure of human civilization. Oxford: Oxford University Press.
  6. Sitt, Martina (2020): Sonderausstellung "Wunderkammer modern. 50 Jahre – 50 Objekte". Universität Kassel im Stadtmuseum. In: Universität Kassel. Online, zuletzt abgerufen am 09.08.2021.