Benutzer: Felix Böhm/Werkstatt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus wiki.climate-thinking.de
Wechseln zu: Navigation, Suche
 
(105 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Baustelle}}
+
{{Werkstatt}}
  
=Dokumentarfilme über den Klimwandel=
+
Das Projekt '''KLICK – Klimacampus Kassel''' untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema ''Klima'' im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildet anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.
We have pursued animals to extinction many times in our history, but now that it was visible it was no longer accaeptable (David Attenborough) (26:58)
 
  
'''Dokumentarfilme''' zählen zu den populären Gattungen und Filmgenres, die sich mit '''Fragen des Klimawandels''' beschäftigen. Dies trifft insbesondere auf die Subgenres Natur- und Tierfilm zu. Dass solche Filme dazu beigetragen haben, Umwelt und Natur mit anderen Augen zu sehen, macht der Dokumentarfilmer David Attenborough in dem Eingangszitat deutlich.<ref>{{Quellen-Film|Produzent*in=      Fothergill, Alastair; Scholey, Keith; Butfield, Colin |Titel=David Attenborough: A Life on Our Planet |Jahr=2020 |Produktionsland=UK |Produktionsfirma=Netflix |Zeitangabe=26:58 }}</ref> Dabei bezieht er sich auf die allgemeine Neuentdeckung von Walen als schützenswerte Lebewesen, nachdem diese Tiere auf Leinwand und TV-Bildschirm zu sehen wehen.
+
KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: [[Benutzer: Felix Böhm|Felix Böhm]]) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.
  
==Dokumentarfilme und ökologische Aufklärungsarbeit==
+
== Linguistic Landscaping ==  
Die Diskussion darum, inwiefern Dokumentarfilme und insbesondere Naturfilme ökologische Fragestellungen in den Blick und auch explizit nehmen sollen, ist nicht erst mit dem steigenden Bewusstsein für Fragen des Klimawandels aufgekommen. Dies soll exemplarisch an einem Debattenbeitrag gezeigt werden.
+
[[Datei:KLICK Beispiele Klimakommunikat transgressiv.png|mini|Abb. 1: Beispiel für ein transgressives Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]]]
Bereits 1996 begreift Angela Lüthje in einem programmatischen Text den Naturfilm als ein politisches „Genre, das [...] ein ungeheures Potential an Möglichkeiten für die Akzeptanz ökologischer Problemstellungen und die Schaffung ökologischen Bewusstseins birgt“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lüthje, Angela |Titel=Ökologische Aspekte des Naturfilms |Herausgeber*in=Lesch, Walter |Sammelband=Naturbilder. Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral |Ort=Basel |Verlag=Birkhäsuer |Jahr=1996 |Seite=279–285, hier: S. 280}}</ref> Der große „Trumpf“ der Naturfilme besteht für die Autorin darin, dass diese Filme einen „positiven Zugang zum Zuschauer“ haben.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lüthje, Angela |Titel=Ökologische Aspekte des Naturfilms |Herausgeber*in=Lesch, Walter |Sammelband=Naturbilder. Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral |Ort=Basel |Verlag=Birkhäsuer |Jahr=1996 |Seite=279–285, hier: S. 280}}</ref> Entsprechend argumentiert Lüthje dafür, den Naturfilm als ein Medium der dezidiert ökologischen Wissensvermittlung zu verstehen und die Potenziale dieses Genres im Dienste der ökologischen Aufklärungsarbeit besser zu nutzen. Dies erscheint ihr notwendig, weil das naive „Zeigen von Schönheit allein“ angesichts grassierender Umweltzerstörung wenigstens im Verdacht steht, „Tatbestände [...] in sträflicher Weise“ zu verharmlosen.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lüthje, Angela |Titel=Ökologische Aspekte des Naturfilms |Herausgeber*in=Lesch, Walter |Sammelband=Naturbilder. Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral |Ort=Basel |Verlag=Birkhäsuer |Jahr=1996 |Seite=279–285, hier: S. 283}}</ref> Lüthje zieht das Fazit:
+
Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158, hier S. 137}}</ref>
<blockquote>„Kein Naturfilm kann heute mehr ohne Bezug zu den ökologischen Gegebenheiten auf unserem Planeten auskommen, wenn er Anspruch auf Wahrheit erheben will. Heile Natur ist nur mehr Schein. Tatsachen appellieren an die Verantwortlichkeit des Filmemachers, beim Zuschauer mit seinem Film eine wie auch geartete Betroffenheit zu bewirken, die sich bestenfalls in einer Änderung der Lebensgewohnheiten auswirken soll.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lüthje, Angela |Titel=Ökologische Aspekte des Naturfilms |Herausgeber*in=Lesch, Walter |Sammelband=Naturbilder. Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral |Ort=Basel |Verlag=Birkhäsuer |Jahr=1996 |Seite=279–285, hier: S. 285}}</ref></blockquote>
+
Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die  Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere visuelle Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann].<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Auer, Peter |Titel=Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache |Herausgeber*in=Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika |Sammelband=Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton |Ort=Berlin/New York |Verlag=de Gruyter |Jahr=2010 |Seite=S. 271-298, hier S. 272}}</ref> LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum).<ref>Vgl. z.B. den Überblick in{{Quellen-Literatur|Autor*in=Bonke, Christine |Titel=Die Betextung des öffentlichen Raumes. Eine Studie zur Spezifik von Meso-Kommunikation am Beispiel von Bahnhöfen, Innenstädten und Flughäfen |Ort=Heidelberg |Verlag=Universitätsverlag |Jahr=2014 |Seite=62}}</ref>  
Dass es sich hierbei allerdings um einen „hehre[n] Anspruch“ handelt,<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lüthje, Angela |Titel=Ökologische Aspekte des Naturfilms |Herausgeber*in=Lesch, Walter |Sammelband=Naturbilder. Ökologische Kommunikation zwischen Ästhetik und Moral |Ort=Basel |Verlag=Birkhäsuer |Jahr=1996 |Seite=279–285, hier: S. 285}}</ref> darauf verweist sie im Anschluss selbst und fordert eine weitergehende Diskussion.
+
[[Datei:KLICK Beispiele Klimakommunikat offiziell.png|mini|Abb. 2: Beispiel für ein offizielles Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]]]Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, [[Multimodalität|visuell-multimodaler]] Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:
Gegenwärtig wird in vielen Dokumentarfilmen, die sich der Natur zuwenden, werden aus dem Themenkomplex Ökologie insbesondere Fragen thematisiert, die den Klimawandel und dessen Folgen betreffen. Dies erfolgt in unterschiedlichsten Formen und in unterschiedlich großem Umfang. Eine generelle Umsetzung von Lüthjes Forderung ist allerdings nicht festzustellen.
 
  
==Sprachwissenschaftliche Perspektive auf Dokumentarfilme==
+
*indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive lassen sich Dokumentarfilme als multimodale kommunikative Gattung der Wissensmodellierung verstehen. Der Begriff der ‚Wissensmodellierung‘ ist in diesem Zusammenhang dem durchaus verwandten Begriff der ‚Wissenskommunikation‘ vor allem aus analytischen Gründen vorzuziehen. Wissenskommunikation beschreibt eine komplexe kommunikative Handlung zwischen Sprecher*innen/Schreiber*innen und Zuhörer*innen/Leser*innen, die in einer Face-to-Face oder auch mittels eines Kommunikats stattfindet und durch Rezeption ein vorherrschendes Wissensgefälle verringert. Um dies überhaupt untersuchen zu können, bedarf es eines komplexen Versuchsaufbaus und Erhebungsdesigns, an dem alle beteiligten Akteur*innen berücksichtigt werden müssen. Wird stattdessen die Modellierung von Wissen untersucht, gerät lediglich das Kommunikat, d.h. in diesem Fall ein oder mehrere Dokumentarfilme, in den Fokus der Analyse. Gefragt wird, auf welche welches Wissen darin sprachliche und multimodal gestaltet, dargestellt, entfaltet, diskutiert, relativiert, begründet etc. (kurzum: modelliert) ist. Die Analyseergebnisse basieren dabei auf einer mehrmaligen, kleinteiligen und sehr genauen Rezeption der jeweiligen Filme oder Filmausschnitten. Sie arbeiten heraus, wie diese Filme gemacht sind und welches Wissen durch sie potenziell (und nicht tatsächlich) kommuniziert werden kann.
+
*offiziell angebrachte/aufgestellte (z.B. Schilder, Gedenktafeln) wie transgressive ( z.B. Aufkleber, Plakate, Graffitis)
 +
*ortsgebunde (z.B. Plakette) wie bewegliche (z.B. Aufsteller)
 +
*dauerhafte (z.B. Steinmetzarbeiten, Metallgravuren) wie schnell vergängliche (z.B. Kreidehinweise)
 +
*vollständige (z.B. erst neu angebracht), beschädigte/beseitige (z.B. durch abreißen, übermalen) wie einander überlappende (z.B. durch überkleben)
  
==Beispiele für klimabezogene Dokumentarfilme==
 
*„David Attenborough: A Life on Our Planetv“ (dt. „David Attenborough: Mein Leben auf unserem Planeten“, 2020)
 
*„Down to Earth with Zac Efron“ (dt. „Um die Welt mit Zac Efron“, 2020, 8 Folgen)
 
*„Expedition Arktis – Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis.“ (2020)
 
*„More Than Honey“ (2012)
 
  
==Belege==
+
Diese Kommunikate können im untersuchten Raum vereinzelt oder unverbundenen nebeneinanderstehen. Sie können aber auch räumliche Ensembles bilden, zu denselben Diskursen oder dialogische Elemente aufweisen (vgl. Schmitz/Ziegler 2016).<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich; Ziegler, Evelyn |Titel=Sichtbare Dialoge im öffentlichen Raum. Visual Dialogues in the Public Sphere |Zeitschrift=ZGL |Band=44 |Nummer=3 |Jahr=2016 |Seite=469–502}}</ref> LL macht dadurch nicht nur systematisch die „die Mannigfaltigkeit des kommunikativen Handelns“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reisigl, Martin |Titel= Zur Vielfalt und Widersprüchlichkeit des kommunikativen Handelns in Diskursen über die Klimakrise |Herausgeber*in=Reisigl, Martin |Sammelband=Klima in der Krise – Kontroversen, Widersprüche und Herausforderungen in Diskursen über Klimawandel. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (OBST 97) |Ort=Duisburg |Verlag=Universitätsverlag Rhein-Ruhr |Jahr=2020 |Seite=S. 7–38, hier S. 14}}</ref> in öffentlichen Räumen sicht- und analysierbar, etwa in Hinblick auf den dort geführten Klimadiskurs, sondern ermöglicht auch Aussagen zur gesellschaftlichen Dimension sprachlich-kommunikativem Handelns im öffentlichen Raum. Dies ist etwa der Fall, wenn LL die Funktion von Mehrsprachigkeit oder weitergehenden Fragen von Herrschaft und Machtausübung, z.B. durch Namensgebung und Schilderaufstellen, analysiert.<ref>Vgl. z.B. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158}}</ref>
<references responsive />
+
Da sich LL auf die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum beschränkt, ließe es sich mittels Verfahren des Linguistic Soundscaping um auditive Bestandteile (Gespräche, Geräusche etc.) erweitern. Dies ist allerdings bisher kein Bestandteil von KLICK.
  
 +
== KLICK – Ein Linguistic-Landscaping-Projekt ==
 +
[[Datei:KLICK Übersicht Campus klein.png|mini|Abb. 3: Übersicht über den Campus und Linguistic Landscape "Holländischer Platz", bei der jeder blaue Punkte den Standort eines der öffentlichen, im Rahmen von KLICK erfassten, visuellen Kommunikat anzeigt. (eigene Darstellung unter Verwendung von Kartenmaterial von lingscape.uni.lu und OpenStreetMap [ODbL])]]
 +
=== Linguistic Landscape „Campus Holländischer Platz“ ===
 +
Das Projekt KLICK hat diejenige visuelle, öffentliche Kommunikation zum Gegenstand, die erstens auf dem Campus Holländischer Platz der Universität Kassel zu finden ist und in einem weiten Verständnis dem Klimadiskurs zugeordnet werden kann. Der Campus stellt einen merfunktionalen Ort des Lebens, Arbeitens, Forschens und Lernens dar und beheimatet u.a. Hörsaal, Seminar- und Verwaltungsgebäude, die Universitätsbibliothek, Wohnheime, die Mensa, Cafés, Kitas, ein Kulturzentrum, das universitätseigene Innovations- und Gründungszentrum SciencePark und zwei Geschäfte mit Lebensmitteln bzw. Schreibwaren. Gelegen nördlich der Innenstadt von Kassel, ist der Campus geografisch im Norden durch die Mombachstraße und Nordosten die Moritzstraße begrenzt, im Osten durch den Fluss Ahna und die Mönchebergstraße, im Süden durch die Kurt-Wolters-Straße und im Westen durch die Henschelstraße und Gottschalkstraße. Für KLICK wurden der angrenzende Parkplatz an der Henschelstraße ebenso berücksichtigt wie die Ostseite der Gottschalkstraße, in der sich Universitätsgebäuden auch Einzellhandel und Gastronomie ohne expliziten Universitätsbezug befindet. Die Umgebung der weiteren, vereinzelten Gebäude außerhalb dieser Grenzen, die von der Universität genutzt werden, aber nicht zum Kern des Campus gehören, waren kein Bestandteil der Datenerhebung.
  
=Multimodalität=
+
=== Datenerhebung, -korpus und -analyse ===
 +
Die Datenerhebung erfolgte primär am 06.08.2024 mit kleineren Ergänzungen an den beiden Folgetagen durch Studierende der Universität Kassel, und somit an einem Tag der vorlesungsfreien Zeit. Das Datenkorpus umfasst 205 Kommunikate in ihrem jeweils gegenwärtigen Erhaltungszustand, die von den Studierenden an diesem Tag auf dem Campus aufgefunden werden konnten, unabhängig davon, wann sie dort platziert worden sind. Nicht erhoben wurden Kommunikate, die sich in Unterführungen, dem Parkdeck im Untergeschoss oder innerhalb von Gebäuden befanden, außer Letztere wurden explizit von innen mit der Ausrichtung nach außen an Fenster angebracht. Die technische Infrastruktur bildete die Smartphone-App Lingscape, die von der Universität Luxemburg für LL-Projekte kostenlos bereitgestellt wird. Mithilfe der App wurden die erfassten Kommunikate nicht nur automatisch mit Standortdaten versehen, sondern durch die Studierenden auch mit Blick auf die verwendeten Sprachen und unter Verwendung von siebzehn [https://lingscape.uni.lu/taxonomies/ Lingscape-Taxonomien] kategorisiert. Dies unterstüzte die Herausbildung von Teilprojekten, die Bildung von Teilkopora und bereitete die sich anschließenden Feinanalysen vor, dioe mittels der multimodalen Textanalyse nach Stöckl (2012) durchgeführt wurden.<ref>Vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Stöckl, Hartmut |Titel=Multimodalität – Semiotische und textlinguistische Grundlagen |Herausgeber*in=Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut |Sammelband=Handbuch Sprache im multimodalen Kontext |Ort=Berlin/Boston |Verlag=de Gruyter |Jahr=2016 |Seite=3–35, hier S. 22–25}}</ref>
  
Der vorliegende Beitrag stellt dar, wie sich eine multimodale Perspektive von der traditionellen Perspektive der Sprachwissenschaft unterscheidet und '''Multimodalität''' eine Ausweitung des analytischen Blickes darstellt.
+
Das Datenkorpus ist nach Abschluss der Datenerhebung öffentlich zugänglich gemacht worden und kann sowohl über die [https://lingscape.carto.com/builder/781d0814-ef0d-11e6-ad6f-0e3ff518bd15/embed interaktive Analysekarte] (s. Abb. 1) als auch in der [https://lingscape-app.uni.lu Datenbank von Lingscape] eingesehen und für weitergehende Analysen verwendet werden.
  
==Die sprachwissenschaftliche Fachtradition==
+
=== Studentische Teilprojekte ===
 +
Zu KLICK gehören drei studentische Teilprojekte, deren Ergebnisse im Herbst/Winter 2024 auf einer Posterausstellung präsentiert werden sollen. Ziel ist es, die  Teilprojekte samit ihrer Ergebnisse anschließend in Form wissenschaftlicher Poster an dieser Stelle dauerhaft zu dokumentieren.
  
Sprachwissenschaft (auch: Linguistik) kann definiert werden als die „wissenschaftliche Untersuchung menschlicher Sprache, ihrer Struktur, ihrer Geschichte, ihres Erwerbs und ihres Gebrauchs in der Kommunikation.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=TU Braunschweig |Titel=Was ist Linguistik? |Jahr= |Website= |Online=https://www.tu-braunschweig.de/anglistik/seminar/linguistik/linguistics |Abruf=12.03.2021 }}</ref> In der linguistischen Fachtradition stellt schriftliche oder mündliche Sprache als Abstraktum den primären und zentralen Erkenntnisgegenstand dar. Dies Fachtradition stößt allerdings dann an ihre Grenzen, wenn in den analysierten Kommunikaten (schriftlichen Texte, Aufnahmen mündlicher Sprache, Videoaufnahmen) auch nicht-sprachliche Zeichen zur Bedeutungskonstitution beitragen.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Fix, Ulla |Titel=Zugänge zu Stil als semiotisch komplexer Einheit. Thesen, Erläuterungen und Beispiele |Herausgeber*in=Jakobs, Eva-Maria; Rothkegel, Annely |Sammelband=Perspektiven auf Stil |Ort=Tübingen |Verlag=Niemeyer |Jahr=2001 |Seite=113–126, hier: S. 114 }}</ref> Die daraus resultierende Perspektiverweiterung ist vor allem auf zwei zentrale Veränderung in Kommunikation und Forschung zurückzuführen, nämlich einerseits, dass aufgrund von medialem Wandel, technische Innovationen, insbesondere die Digitalisierung, Veränderung in den Bereichen Gestaltung und Design Kommunikate unter zeichentheoretischen Gesichtspunkten komplexer und vielschichtiger geworden sind. Anderseits folgt sie daraus, dass auch die Sprachwissenschaft von technischer Innovation profitiert und heute leichter und kostengünstiger als noch vor wenigen Jahrzehnte Bilder, Audio- und Videoaufnahmen erfassen und analysieren kann.
+
==== Projekt ''Orte der nachhaltigen Transformation'' ====
 +
tba.
  
==Multimodalität als Perspektiverweiterung==
+
==== Projekt ''Öffentliche Klimakommunikation und Beteiligung'' ====
Multimodalität (hier: im weiteren Sinne) hat sich – terminologisch durchaus verwirrend – als Überbegriff für Multikodalität und Multimodalität (hier: im engeren Sinne) etabliert. Deshalb werden im Folgenden zwar Multikodalität und Multimodalität (im engeren Sinne) getrennt von einander vorgestellt, im gesamten Living Handbook wird aber, soweit es nicht explizit erforderlich ist, verallgemeinernd und vereinfachend nur „Multimodalität“/“multimodal“ verwendet.
+
tba.
  
===Multikodalität===
+
==== Projekt ''Öffentliche Klimakommunikation und Mehrsprachigkeit'' ====
Als multikodal werden solche Kommunikate bezeichnet, in denen Bedeutung durch mehr als einen Zeichentyp (Kode) konstituiert ist. Dies ist augenscheinlich dann der Fall, wenn z.B. auf einer Buchseite neben Buchstaben ein Bild abgedruckt ist oder wenn eine Sprecherin ihre Stimmlage variiert. In diesen Beispielen erschöpft sich allerdings nicht die Vielzahl der möglichen Zeichentypen. In einer Powerpoint-gestützten Präsentation, um nur ein Beispiel zu nennen, können neben Zeichen der gesprochenen und der geschrieben „mindestens auch der gattungsspezifische Einsatz von Layout, Bildern, Diagrammen und andere grafische Darstellungen, Proxemik, Gestik, Mimik, Prosodie, Lautstärke, Animation, Film, Tonaufnahmen und Musik“ <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Böhm, Felix |Titel=Präsentieren als Prozess. Multimodale Kohärenz in softwaregestützten Schülerpräsentationen der Oberstufe |Ort=Tübingen |Verlag=Stauffenburg |Jahr=2021  |Seite=91 }}</ref> für die Bedeutung und die Analyse der Präsentation relevant sein. "Ein Teil da- von, etwa die gesprochene Sprache, stellt ein definitorisches Element der Präsentation dar, ein anderer Teil nur ein fakultatives."<ref>Vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Böhm, Felix |Titel=Präsentieren als Prozess. Multimodale Kohärenz in softwaregestützten Schülerpräsentationen der Oberstufe |Ort=Tübingen |Verlag=Stauffenburg |Jahr=2021  |Seite=91 }}</ref> Deshalb und aufgrund der prinzipiellen Vielzahl an möglichen Zeichentypen ist es im Rahmen sprachwissenschaftlicher multimodaler Analyse entscheidend, die relevanten Zeichentypen zu identifizieren.  
+
tba.
  
 +
== Belege ==
 +
<references responsive />
  
''Plakat –
+
== Autor*innen ==
 
+
Im Sommersemester 2024 haben [[Benutzer: Tuba Nur Ceviz|Tuba Nur Ceviz]], [[Benutzer: Zara Ceviz|Zara Ceviz]], [[Benutzer: Jasmin Engler|Jasmin Engler]], [[Benutzer: Melissa Görzen|Melissa Görzen]], [[Benutzer: Sarah Hagelstein|Sarah Hagelstein]], [[Benutzer: Hannah Kuhlmann|Hannah Kuhlmann]], [[Benutzer: Tim Schade|Tim Schade]], [[Benutzer: Johannes Siebert|Johannes Siebert]], [[Benutzer: Felix Thielemann|Felix Thielemann]], [[Benutzer: Sarah Weinfurter|Sarah Weinfurter]] und [[Benutzer: Christina Wiemers|Christina Wiemers]] an dem Seminar "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" teilgenommen und damit das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel samt seiner Teilprojekte gestaltet und durchgeführt. Auch an der Entstehung dieses Textes waren sie maßgeblich mitbeteiligt.  
Kurze Analyse''
+
Die Erstfassung dieses Artikels geht auf eine Vielzahl von Textbausteinen der Teilnehmenden zurück, die [[Benutzer:Felix Böhm|Felix Böhm]] zusammentrug, ordnete und ergänzte. Die [[Special:Pagehistory/{{FULLPAGENAME}}|Versionsgeschichte]] gibt daher nicht die gesamte Entstehung des Artikels wieder und listet auch nicht alle beteiligten Autor*innen als User*innen.
 
 
 
 
 
 
===Multimodalität===
 
 
 
Als multimodal (im engeren Sinne) werden solche Kommunikate bezeichnet, die in der Rezeption mehr als einen Sinn ansprechen. Dies ist nicht bei gedruckten Büchern oder Radiofeatures der Fall, dafür aber bei audiovisuellen Medien wie Dokumentarfilmen, Computerspielen oder auch in der Face-to-Face-Interaktion, in der neben gesprochener Sprache (hörbar) auch Mimik, Gestik etc. (sehbar) zusammenkommen. Dies ist im Gegensatz zu den gezeigten Plakaten etwa in dem Youtube-Video "[[Die Zerstörung der CDU]]." des Influencers Rezo der Fall:
 
 
 
<youtube>https://www.youtube.com/watch?v=4Y1lZQsyuSQ&feature=emb_logo&ab_channel=Rezojaloley</youtube>
 
 
 
Für alle multimodalen (im engeren Sinne) Kommunikate gilt, dass sie auch multikodal sind. Der Umkehrschluss, dass alle multikodalen Kommunikate auch multimodal (im engeren Sinne) sind, trifft hingegen nicht zu.
 
  
===Die Orchestrierung der Zeichen===
 
Wenn die Grundannahme der multimodal ausgerichteten Sprachwissenschaft darin besteht, dass neben sprachlichen auch nicht-sprachliche Zeichen zur Bedeutungskonstitution von Kommunikaten beitragen, dann stellt sich die Frage, wie die verschiedenen Zeichentypen miteinander in Beziehung stehen. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Orchestrierung von Zeichen in Anlehnung an ein Orchester, in dem verschiedenste Instrumente zusammen ein Musikstück hervorbringen. In einer sehr groben Unterscheidung lassen sich  vier Verfahren der Orchestrierung unterscheiden:<ref>Vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Leeuwen, Theo van |Titel=Introducing Social Semiotics |Ort=London |Verlag=Routlegde |Jahr=2005 |Seite=179 }}</ref>
 
  
*'''Rhythm''': Verschiedene Zeichentypen werden im Zeitverlauf rhythmisiert, etwa mittels Pausen oder anderer zeitlicher Gliederungseinheiten erfolgen. Dies kann in zeitlich orgnisierten Kommunikaten wie Radiofeatures, Filmen oder auch Theaterstücken der Fall sein.
+
''Zitiervorlage:''
*'''Composition''': Verschiedene Zeichentypen werden auf einer flächigen Ebene, zum Beispiel einer Buchseite, oder in einem dreidimensionalen Raum, zum Beispiel einer Ausstellung, in einer bedeutungstragenden Weise zueinander aufgebaut und räumlich arrangiert.
 
*'''Information Linking''': Zeichentypen werden implizit oder explizit miteinander in Beziehung gesetzt, etwa durch Zeigegesten, Pfeile oder sprachliche Äußerungen wie „oben sieht man“/“gerade war zu hören“.
 
*'''Dialogue''': In dialogische konstituierten Kommunikaten kann Bedeutung in der sequentiell wechselseitigen Interaktion zwischen teilnehmenden Interaktionspartner*innen und den von ihnen verwendeten Zeichen entstehen. Dies kann in Alltagsgesprächen, TV-Debatten oder Jam-Sessions beobachtet werden.
 
  
==Weiterführendes==
+
Böhm, Felix et al. (2024): ''KLICK – Klimacampus Kassel''. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://www.climate-thinking.de/index.php?title=KLICK_%E2%80%93_Klimacampus_Kassel, zuletzt abgerufen am 09.08.2024.  
*Böhm, Felix (2021): ''Präsentieren als Prozess. Multimodale Kohärenz in softwaregestützten Schülerpräsentationen der Oberstufe''. Tübingen: Stauffenburg.
 
*Bucher, Hans-Jürgen (2015): ''Multimodalität in der Wissenschaftskommunikation. Theorien, Methoden, Befunde''. [https://www.youtube.com/watch?v=YVTOmOwgJ9s&ab_channel=Wissenschaft-Medien-Kommunikation Online], zuletzt abgerufen am 12.03.2021.
 
*Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut (Hrsg.) (2016): ''Handbuch Sprache im multimodalen Kontext. Berlin; Boston'': De Gruyter.
 
*Kress, Gunther (2010): ''Multimodality. A Social Semiotic Approach to Contemporary Communication''. London: Routledge.
 
*Wildfeuer, Janina; Bateman, John A.; Hiippala, Tuomo (2020): ''Multimodalität. Grundlagen, Forschung und Analyse – eine problemorientierte Einführung''. Berlin; Boston: De Gruyter.
 
  
== Belege ==
 
<references responsive />
 
  
 
[[Kategorie:Über Klimawandel sprechen]]
 
[[Kategorie:Über Klimawandel sprechen]]
 +
[[Kategorie:Linguistic Landscaping]]
 
[[Kategorie:Sprachwissenschaft]]
 
[[Kategorie:Sprachwissenschaft]]
 +
[[Kategorie:Multimodalität]]

Aktuelle Version vom 13. August 2024, 17:41 Uhr

Icon-Zahnrad.png
Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Felix Böhm. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Felix Böhm abgesprochen zu haben.


Das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema Klima im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildet anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.

KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: Felix Böhm) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.

Linguistic Landscaping

Abb. 1: Beispiel für ein transgressives Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]

Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.[1] Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere visuelle Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“.[2] LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum).[3]

Abb. 2: Beispiel für ein offizielles Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]

Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, visuell-multimodaler Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:

  • indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
  • offiziell angebrachte/aufgestellte (z.B. Schilder, Gedenktafeln) wie transgressive ( z.B. Aufkleber, Plakate, Graffitis)
  • ortsgebunde (z.B. Plakette) wie bewegliche (z.B. Aufsteller)
  • dauerhafte (z.B. Steinmetzarbeiten, Metallgravuren) wie schnell vergängliche (z.B. Kreidehinweise)
  • vollständige (z.B. erst neu angebracht), beschädigte/beseitige (z.B. durch abreißen, übermalen) wie einander überlappende (z.B. durch überkleben)


Diese Kommunikate können im untersuchten Raum vereinzelt oder unverbundenen nebeneinanderstehen. Sie können aber auch räumliche Ensembles bilden, zu denselben Diskursen oder dialogische Elemente aufweisen (vgl. Schmitz/Ziegler 2016).[4] LL macht dadurch nicht nur systematisch die „die Mannigfaltigkeit des kommunikativen Handelns“[5] in öffentlichen Räumen sicht- und analysierbar, etwa in Hinblick auf den dort geführten Klimadiskurs, sondern ermöglicht auch Aussagen zur gesellschaftlichen Dimension sprachlich-kommunikativem Handelns im öffentlichen Raum. Dies ist etwa der Fall, wenn LL die Funktion von Mehrsprachigkeit oder weitergehenden Fragen von Herrschaft und Machtausübung, z.B. durch Namensgebung und Schilderaufstellen, analysiert.[6] Da sich LL auf die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum beschränkt, ließe es sich mittels Verfahren des Linguistic Soundscaping um auditive Bestandteile (Gespräche, Geräusche etc.) erweitern. Dies ist allerdings bisher kein Bestandteil von KLICK.

KLICK – Ein Linguistic-Landscaping-Projekt

Abb. 3: Übersicht über den Campus und Linguistic Landscape "Holländischer Platz", bei der jeder blaue Punkte den Standort eines der öffentlichen, im Rahmen von KLICK erfassten, visuellen Kommunikat anzeigt. (eigene Darstellung unter Verwendung von Kartenmaterial von lingscape.uni.lu und OpenStreetMap [ODbL])

Linguistic Landscape „Campus Holländischer Platz“

Das Projekt KLICK hat diejenige visuelle, öffentliche Kommunikation zum Gegenstand, die erstens auf dem Campus Holländischer Platz der Universität Kassel zu finden ist und in einem weiten Verständnis dem Klimadiskurs zugeordnet werden kann. Der Campus stellt einen merfunktionalen Ort des Lebens, Arbeitens, Forschens und Lernens dar und beheimatet u.a. Hörsaal, Seminar- und Verwaltungsgebäude, die Universitätsbibliothek, Wohnheime, die Mensa, Cafés, Kitas, ein Kulturzentrum, das universitätseigene Innovations- und Gründungszentrum SciencePark und zwei Geschäfte mit Lebensmitteln bzw. Schreibwaren. Gelegen nördlich der Innenstadt von Kassel, ist der Campus geografisch im Norden durch die Mombachstraße und Nordosten die Moritzstraße begrenzt, im Osten durch den Fluss Ahna und die Mönchebergstraße, im Süden durch die Kurt-Wolters-Straße und im Westen durch die Henschelstraße und Gottschalkstraße. Für KLICK wurden der angrenzende Parkplatz an der Henschelstraße ebenso berücksichtigt wie die Ostseite der Gottschalkstraße, in der sich Universitätsgebäuden auch Einzellhandel und Gastronomie ohne expliziten Universitätsbezug befindet. Die Umgebung der weiteren, vereinzelten Gebäude außerhalb dieser Grenzen, die von der Universität genutzt werden, aber nicht zum Kern des Campus gehören, waren kein Bestandteil der Datenerhebung.

Datenerhebung, -korpus und -analyse

Die Datenerhebung erfolgte primär am 06.08.2024 mit kleineren Ergänzungen an den beiden Folgetagen durch Studierende der Universität Kassel, und somit an einem Tag der vorlesungsfreien Zeit. Das Datenkorpus umfasst 205 Kommunikate in ihrem jeweils gegenwärtigen Erhaltungszustand, die von den Studierenden an diesem Tag auf dem Campus aufgefunden werden konnten, unabhängig davon, wann sie dort platziert worden sind. Nicht erhoben wurden Kommunikate, die sich in Unterführungen, dem Parkdeck im Untergeschoss oder innerhalb von Gebäuden befanden, außer Letztere wurden explizit von innen mit der Ausrichtung nach außen an Fenster angebracht. Die technische Infrastruktur bildete die Smartphone-App Lingscape, die von der Universität Luxemburg für LL-Projekte kostenlos bereitgestellt wird. Mithilfe der App wurden die erfassten Kommunikate nicht nur automatisch mit Standortdaten versehen, sondern durch die Studierenden auch mit Blick auf die verwendeten Sprachen und unter Verwendung von siebzehn Lingscape-Taxonomien kategorisiert. Dies unterstüzte die Herausbildung von Teilprojekten, die Bildung von Teilkopora und bereitete die sich anschließenden Feinanalysen vor, dioe mittels der multimodalen Textanalyse nach Stöckl (2012) durchgeführt wurden.[7]

Das Datenkorpus ist nach Abschluss der Datenerhebung öffentlich zugänglich gemacht worden und kann sowohl über die interaktive Analysekarte (s. Abb. 1) als auch in der Datenbank von Lingscape eingesehen und für weitergehende Analysen verwendet werden.

Studentische Teilprojekte

Zu KLICK gehören drei studentische Teilprojekte, deren Ergebnisse im Herbst/Winter 2024 auf einer Posterausstellung präsentiert werden sollen. Ziel ist es, die Teilprojekte samit ihrer Ergebnisse anschließend in Form wissenschaftlicher Poster an dieser Stelle dauerhaft zu dokumentieren.

Projekt Orte der nachhaltigen Transformation

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Beteiligung

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Mehrsprachigkeit

tba.

Belege

  1. Schmitz, Ulrich (2018): Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets. In: Pappert, Steffen; Michel, Sascha (Hrsg.): Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation, Stuttgart: ibidem, S. 133–158, hier S. 137.
  2. Auer, Peter (2010): Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache. In: Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika (Hrsg.): Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton, Berlin/New York: de Gruyter, S. S. 271-298, hier S. 272.
  3. Vgl. z.B. den Überblick in Bonke, Christine (2014): Die Betextung des öffentlichen Raumes. Eine Studie zur Spezifik von Meso-Kommunikation am Beispiel von Bahnhöfen, Innenstädten und Flughäfen. Heidelberg: Universitätsverlag, S. 62.
  4. Schmitz, Ulrich; Ziegler, Evelyn (2016): Sichtbare Dialoge im öffentlichen Raum. Visual Dialogues in the Public Sphere. In: ZGL 44(3), S. 469–502.
  5. Reisigl, Martin (2020): Zur Vielfalt und Widersprüchlichkeit des kommunikativen Handelns in Diskursen über die Klimakrise. In: Reisigl, Martin (Hrsg.): Klima in der Krise – Kontroversen, Widersprüche und Herausforderungen in Diskursen über Klimawandel. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (OBST 97), Duisburg: Universitätsverlag Rhein-Ruhr, S. S. 7–38, hier S. 14.
  6. Vgl. z.B. Schmitz, Ulrich (2018): Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets. In: Pappert, Steffen; Michel, Sascha (Hrsg.): Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation, Stuttgart: ibidem, S. 133–158.
  7. Vgl. Stöckl, Hartmut (2016): Multimodalität – Semiotische und textlinguistische Grundlagen. In: Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut (Hrsg.): Handbuch Sprache im multimodalen Kontext, Berlin/Boston: de Gruyter, S. 3–35, hier S. 22–25.

Autor*innen

Im Sommersemester 2024 haben Tuba Nur Ceviz, Zara Ceviz, Jasmin Engler, Melissa Görzen, Sarah Hagelstein, Hannah Kuhlmann, Tim Schade, Johannes Siebert, Felix Thielemann, Sarah Weinfurter und Christina Wiemers an dem Seminar "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" teilgenommen und damit das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel samt seiner Teilprojekte gestaltet und durchgeführt. Auch an der Entstehung dieses Textes waren sie maßgeblich mitbeteiligt. Die Erstfassung dieses Artikels geht auf eine Vielzahl von Textbausteinen der Teilnehmenden zurück, die Felix Böhm zusammentrug, ordnete und ergänzte. Die Versionsgeschichte gibt daher nicht die gesamte Entstehung des Artikels wieder und listet auch nicht alle beteiligten Autor*innen als User*innen.


Zitiervorlage:

Böhm, Felix et al. (2024): KLICK – Klimacampus Kassel. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://www.climate-thinking.de/index.php?title=KLICK_%E2%80%93_Klimacampus_Kassel, zuletzt abgerufen am 09.08.2024.