Benutzer: Felix Böhm/Werkstatt: Unterschied zwischen den Versionen

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=Korrigierte Version (17.05.2021)=
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Das Projekt '''KLICK – Klimacampus Kassel''' untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema ''Klima'' im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildet anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.
  
== Emotionalisierung in aktuellen Dokumentarfilmen zum Thema Klimawandel ==
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KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: [[Benutzer: Felix Böhm|Felix Böhm]]) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.
  
In diesem Beitrag soll das gesamtgesellschaftlich populäre Thema Klimawandel hinsichtlich seiner Darstellungsweisen in aktuellen Dokumentarfilmen untersucht und damit um eine kultur-/medien- bzw.- filmwissenschaftliche Perspektive erweitert werden. [[Dokumentarfilme_über_den_Klimawandel|Während dieser Artikel]] bereits eine allgemeine Verknüpfung zwischen dem Klimawandel und Dokumentarfilmen herstellt, wird hier mittels einer qualitativen Feinanalyse primär die Rolle der '''Emotionalisierung''' betrachtet. Dies geschieht anhand von je einer exemplarisch ausgewählten Szene aus zwei aktuellen Netflix-Dokumentationen; eine Sequenz der ersten Folge aus der Serie [[Um die Welt mit Zac Efron|„Um die Welt mit Zac Efron“]] (2020) und eine aus dem biografischen Dokumentationsfilm [[David- Attenborough: Mein Leben auf unserem Planeten|„David Attenborough: Mein Leben auf unserem Planeten“]] (2020).
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== Linguistic Landscaping ==
Beide Filme stellen, trotz ihrer Unterschiedlichkeit, neuzeitliche dokumentarische Auseinandersetzungen mit der Klimakrise dar, die zur Verdeutlichung des Themas gewisse Strategien der Emotionalisierung einsetzen. Diese werden im Folgenden mithilfe von Analysewerkzeugen der Filmanalyse entschlüsselt.
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[[Datei:KLICK Beispiele Klimakommunikat transgressiv.png|mini|Abb. 1: Beispiel für ein transgressives Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]]]
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Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158, hier S. 137}}</ref>
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Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die  Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere visuelle Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Auer, Peter |Titel=Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache |Herausgeber*in=Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika |Sammelband=Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton |Ort=Berlin/New York |Verlag=de Gruyter |Jahr=2010 |Seite=S. 271-298, hier S. 272}}</ref> LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum).<ref>Vgl. z.B. den Überblick in{{Quellen-Literatur|Autor*in=Bonke, Christine |Titel=Die Betextung des öffentlichen Raumes. Eine Studie zur Spezifik von Meso-Kommunikation am Beispiel von Bahnhöfen, Innenstädten und Flughäfen |Ort=Heidelberg |Verlag=Universitätsverlag |Jahr=2014 |Seite=62}}</ref>
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[[Datei:KLICK Beispiele Klimakommunikat offiziell.png|mini|Abb. 2: Beispiel für ein offizielles Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]]]Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, [[Multimodalität|visuell-multimodaler]] Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:
  
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*indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
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*offiziell angebrachte/aufgestellte (z.B. Schilder, Gedenktafeln) wie transgressive ( z.B. Aufkleber, Plakate, Graffitis)
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*ortsgebunde (z.B. Plakette) wie bewegliche (z.B. Aufsteller)
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*dauerhafte (z.B. Steinmetzarbeiten, Metallgravuren) wie schnell vergängliche (z.B. Kreidehinweise)
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*vollständige (z.B. erst neu angebracht), beschädigte/beseitige (z.B. durch abreißen, übermalen) wie einander überlappende (z.B. durch überkleben)
  
=== Aber was ist Emotionalisierung? ===
 
Emotionen sind laut Meyer et al. (2016) aktuelle psychische Zustände von Personen mit gewisser Dauer, Intensität und Objektgerichtetheit, die das subjektive Erleben als auch physiologische Veränderungen und Verhaltensänderungen zur Folge haben können.<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Hänsel et al.|Titel=Sportpsychologie |Ort=Berlin, Heidelberg |Verlag=Springer |Jahr=2016|Seite=54ff}}</ref> Dabei werden kurzweilige und intensiv auftretende Affekte von länger andauernden und minder intensiven Stimmungen oder Befindlichkeiten abgegrenzt. Bei Betrachtung der durch Filmsequenzen evozierten Emotionen spielen primär Affekte eine Rolle, da der Film als Objekt verstanden werden kann, auf den eine kurzweilige, aber intensive Gefühlsregung folgt.
 
Trotz verschiedener Kategorisierungsmöglichkeiten unterscheiden wir meist die Hauptemotionen: Angst, Wut, Trauer, Ekel, Freude und Überraschung.<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Hänsel et al.|Titel=Sportpsychologie |Ort=Berlin, Heidelberg |Verlag=Springer |Jahr=2016| Seite=55}}</ref> Nebst einer Erzeugung von Freude werden in Dokumentarfilmbetrachtungen vor allem die Emotionen wichtig, die in irgendeiner Weise aufrütteln und schockieren, sei das aus Überraschung, Wut oder Angst.
 
  
Laut dem Duden<ref>vhl. {{Quellen-Literatur|Titel=emotionalisieren|Website=Duden Wörterbuch |Online=https://www.duden.de/rechtschreibung/emotionalisieren |Abruf=19.04.2021 }}</ref> und dem digitalen Wörterbuch deutscher Sprache<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Titel= emotionalisieren|Website=Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache hrsg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften |Online=https://www.dwds.de/wb/emotionalisieren |Abruf=19.04.2021 }}</ref> beschreibt der bildungs-/fachsprachliche Begriff ‚emotionalisieren‘ das Erregen oder Wecken von Emotionen, das heißt mittels einer gewissen Darstellungsweise sollen Emotionen bei den Zuschauenden hervorgerufen werden.
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Diese Kommunikate können im untersuchten Raum vereinzelt oder unverbundenen nebeneinanderstehen. Sie können aber auch räumliche Ensembles bilden, zu denselben Diskursen oder dialogische Elemente aufweisen (vgl. Schmitz/Ziegler 2016).<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich; Ziegler, Evelyn |Titel=Sichtbare Dialoge im öffentlichen Raum. Visual Dialogues in the Public Sphere |Zeitschrift=ZGL |Band=44 |Nummer=3 |Jahr=2016 |Seite=469–502}}</ref> LL macht dadurch nicht nur systematisch die „die Mannigfaltigkeit des kommunikativen Handelns“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reisigl, Martin |Titel= Zur Vielfalt und Widersprüchlichkeit des kommunikativen Handelns in Diskursen über die Klimakrise |Herausgeber*in=Reisigl, Martin |Sammelband=Klima in der Krise – Kontroversen, Widersprüche und Herausforderungen in Diskursen über Klimawandel. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (OBST 97) |Ort=Duisburg |Verlag=Universitätsverlag Rhein-Ruhr |Jahr=2020 |Seite=S. 7–38, hier S. 14}}</ref> in öffentlichen Räumen sicht- und analysierbar, etwa in Hinblick auf den dort geführten Klimadiskurs, sondern ermöglicht auch Aussagen zur gesellschaftlichen Dimension sprachlich-kommunikativem Handelns im öffentlichen Raum. Dies ist etwa der Fall, wenn LL die Funktion von Mehrsprachigkeit oder weitergehenden Fragen von Herrschaft und Machtausübung, z.B. durch Namensgebung und Schilderaufstellen, analysiert.<ref>Vgl. z.B. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158}}</ref>
Selbstverständlich könnte man argumentieren, dass Emotionalisierung bei jedweder Rezeption eines Filmes eine Rolle spielt. Die Besonderheit ist jedoch, dass es sich hier um Dokumentarfilme handelt, die in ihrer ursprünglichen Bedeutung durch sachliche und neutrale Faktennennung gekennzeichnet sind.<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Titel=Was ist ein Dokumentarfilm? |Website=WDR |Online=https://www1.wdr.de/kultur/film/dokmal/die-filmischen-mittel/filmische-mittel-doku-dinger-einfuehrung-100.html |Abruf=26.04.2021 }}</ref> Mit der Verschärfung der Klimakrise scheint sich aber eine neue Dringlichkeit zu ergeben, die Zuschauenden nicht einfach mit schönen Naturbildern und spannenden Tierdaten zurückzulassen,<ref>vgl. {{Quellen-Film|Produzent*in=J. Algar, W. Hibler |Titel=The Living Desert |Jahr=erstmals 1953 |Produktionsland=USA |Produktionsfirma=Disney}}</ref> sondern sie aktiv mitzunehmen, für das Problem wachzurütteln und ggf. zu Verhaltensänderungen anzuregen. Statt einer rein faktenbasierten Darstellung des Klimawandels steht das Empfinden und Erleben dramatischer Situationen im Zentrum, was bei den ausgewählten Dokumentationen durch die Personengebundenheit (s.u.) verstärkt wird. Außerdem geht es anders als im Spielfilm nicht um das Mitfühlen und Identifizieren mit den geschauspielerten Figuren, sondern um Empathie mit den uns real umgebenden Tieren und Biotopen. Emotionalisierung erscheint neben bzw. dank der Ästhetisierung, Empathisierung und der Personengebundenheit in diesem Kontext als Mittel zum Zweck und als Trend im modernen Dokumentarfilm.<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=T. Klein |Titel=Strategien der Darstellung nachhaltiger Entwicklung im neueren Dokumentarfilm|Herausgeber*in=C. Heinze und T. Weber |Sammelband=Medienkulturen des Dokumentarischen - Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft |Ort=Wiesbaden |Verlag=Springer Fachmedien |Jahr=2017 |Seite=183–202 }}</ref>.
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Da sich LL auf die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum beschränkt, ließe es sich mittels Verfahren des Linguistic Soundscaping um auditive Bestandteile (Gespräche, Geräusche etc.) erweitern. Dies ist allerdings bisher kein Bestandteil von KLICK.
  
=== Multimodale Analyse der Emotionalisierung ===  
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== KLICK – Ein Linguistic-Landscaping-Projekt ==
Filme wie auch Dokumentarfilme reißen uns besonders mit, wenn Sie ein harmonisches Zusammenspiel verschiedener Modalitäten beinhalten, die grundsätzlich unter Bild und Ton zusammengefasst werden können. Beginnend mit Aspekten des Tons soll im Folgenden vor allem die dokumentarfilmtypische Stimme aus dem Off, also die Stimme des nicht präsenten Kommentators hinsichtlich ihrer Wortwahl und der verwendeten emotional aufgeladenen Worte analysiert werden. Nebst dieser wird zumindest in der Doku-Serie „Mit Zac um die Welt“  der darüber hinaus erfolgende Dialog auf die gleichen Aspekte hin untersucht. Eine ebenfalls sehr wichtige Rolle bei Betrachtung der emotionalisierenden Filmwirkung spielen die Musik(stücke) bzw. Melodien, die Original- oder nachträglich hinzugefügten natürlichen Geräusche (Atmos) und nachträglich hinzugefügte künstliche Soundeffekte (SFX) und deren Zusammenspiel.<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=B. Beil, J. Kühnel, C. Neuhaus |Titel=Studienhandbuch Filmanalyse |Ort=Paderborn |Verlag=Wilhelm Fink |Jahr=2016 |Seite=164 }}</ref>
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[[Datei:KLICK Übersicht Campus klein.png|mini|Abb. 3: Übersicht über den Campus und Linguistic Landscape "Holländischer Platz", bei der jeder blaue Punkte den Standort eines der öffentlichen, im Rahmen von KLICK erfassten, visuellen Kommunikat anzeigt. (eigene Darstellung unter Verwendung von Kartenmaterial von lingscape.uni.lu und OpenStreetMap [ODbL])]]
Zum Aspekt des Bildes gehören die Kameraperspektive (Normalsicht/Frosch- oder Vogelperspektive/ Schräge), die Einstellungsgrößen (Weit/(Halb)Total/Amerikanisch,(Halb)Nah/Groß/Detail) und die Objekt- und Kamerabewegungen (Kameraschwenks, -fahrten).<ref>vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=H.Schäfer |Titel=Filmsprache und Filmanalyse in der Medienpädagogik |Zeitschrift=Medienwelten- Zeitschrift für Medienpädagogik|Nummer=3 |Jahr=2014 |Seite=102 |Online= http://medienwelten.mp.ew.tu-dresden.de/|Abruf=23.03.2021 }}</ref>
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=== Linguistic Landscape „Campus Holländischer Platz“ ===  
Außerdem sollen Aussagen über die Montage, d.h. die Wirkungen der verschiedenen Bilder und deren Aneinanderreihung, getroffen werden.
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Das Projekt KLICK hat diejenige visuelle, öffentliche Kommunikation zum Gegenstand, die erstens auf dem Campus Holländischer Platz der Universität Kassel zu finden ist und in einem weiten Verständnis dem Klimadiskurs zugeordnet werden kann. Der Campus stellt einen merfunktionalen Ort des Lebens, Arbeitens, Forschens und Lernens dar und beheimatet u.a. Hörsaal, Seminar- und Verwaltungsgebäude, die Universitätsbibliothek, Wohnheime, die Mensa, Cafés, Kitas, ein Kulturzentrum, das universitätseigene Innovations- und Gründungszentrum SciencePark und zwei Geschäfte mit Lebensmitteln bzw. Schreibwaren. Gelegen nördlich der Innenstadt von Kassel, ist der Campus geografisch im Norden durch die Mombachstraße und Nordosten die Moritzstraße begrenzt, im Osten durch den Fluss Ahna und die Mönchebergstraße, im Süden durch die Kurt-Wolters-Straße und im Westen durch die Henschelstraße und Gottschalkstraße. Für KLICK wurden der angrenzende Parkplatz an der Henschelstraße ebenso berücksichtigt wie die Ostseite der Gottschalkstraße, in der sich Universitätsgebäuden auch Einzellhandel und Gastronomie ohne expliziten Universitätsbezug befindet. Die Umgebung der weiteren, vereinzelten Gebäude außerhalb dieser Grenzen, die von der Universität genutzt werden, aber nicht zum Kern des Campus gehören, waren kein Bestandteil der Datenerhebung.
Anhand ausgewählter Stills, welche mit der Stimme aus dem Off als auch den Dialogen aufgeführt sind, werden diese Analysewerkzeuge nun in stichpunktartiger Form präsentiert- siehe dazu die verlinkten PDF-Dateien. Im Anschluss daran werden diese Stichpunkte zusammengefasst und mit einem Blick auf die intendierte, emotionalisierende Wirkung abgerundet.
 
  
=== 1. Mit Zac um die Welt: „Brotback-Szene“ (07:33–10:33 min.) ===  
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=== Datenerhebung, -korpus und -analyse ===  
In der „Brotback-Szene“ zu Beginn der Folge sind Zac Efron und Darin Olien in Laugavartn, einem Ort auf der südlichen Halbinsels Islands. Dort treffen sie in der Nähe des geothermalen Wellnesscenters Fontana Spa, dessen Manager, den sie als „ihren neuen Freund Sigi“ bezeichnen. Dieser erklärt und zeigt ihnen, wie die Bewohner Islands die vulkanischen Aktivitäten zum Beispiel zum Kochen oder zum Heizen nutzen.
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Die Datenerhebung erfolgte primär am 06.08.2024 mit kleineren Ergänzungen an den beiden Folgetagen durch Studierende der Universität Kassel, und somit an einem Tag der vorlesungsfreien Zeit. Das Datenkorpus umfasst 205 Kommunikate in ihrem jeweils gegenwärtigen Erhaltungszustand, die von den Studierenden an diesem Tag auf dem Campus aufgefunden werden konnten, unabhängig davon, wann sie dort platziert worden sind. Nicht erhoben wurden Kommunikate, die sich in Unterführungen, dem Parkdeck im Untergeschoss oder innerhalb von Gebäuden befanden, außer Letztere wurden explizit von innen mit der Ausrichtung nach außen an Fenster angebracht. Die technische Infrastruktur bildete die Smartphone-App Lingscape, die von der Universität Luxemburg für LL-Projekte kostenlos bereitgestellt wird. Mithilfe der App wurden die erfassten Kommunikate nicht nur automatisch mit Standortdaten versehen, sondern durch die Studierenden auch mit Blick auf die verwendeten Sprachen und unter Verwendung von siebzehn [https://lingscape.uni.lu/taxonomies/ Lingscape-Taxonomien] kategorisiert. Dies unterstüzte die Herausbildung von Teilprojekten, die Bildung von Teilkopora und bereitete die sich anschließenden Feinanalysen vor, dioe mittels der multimodalen Textanalyse nach Stöckl (2012) durchgeführt wurden.<ref>Vgl. {{Quellen-Literatur|Autor*in=Stöckl, Hartmut |Titel=Multimodalität – Semiotische und textlinguistische Grundlagen |Herausgeber*in=Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut |Sammelband=Handbuch Sprache im multimodalen Kontext |Ort=Berlin/Boston |Verlag=de Gruyter |Jahr=2016 |Seite=3–35, hier S. 22–25}}</ref>
  
In der [https://felixwoitkowski.files.wordpress.com/2021/05/lhct_analyse1_knobel.pdf hier verlinkten Analysedatei] ist der gesamte Text der Szene verschriftlicht und anhand einiger repräsentativer, in relativ regelmäßigen Abständen gewählten Skills bebildert. Der Text steht dabei neben oder zwischen den Stills, je nachdem, wann er in der Videosequenz exakt vorkommt. Die Stichpunkte geben Aufschluss über die
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Das Datenkorpus ist nach Abschluss der Datenerhebung öffentlich zugänglich gemacht worden und kann sowohl über die [https://lingscape.carto.com/builder/781d0814-ef0d-11e6-ad6f-0e3ff518bd15/embed interaktive Analysekarte] (s. Abb. 1) als auch in der [https://lingscape-app.uni.lu Datenbank von Lingscape] eingesehen und für weitergehende Analysen verwendet werden.
Kameraeinstellung/Perspektive/Bewegung, über die Musik/Melodien und Geräusche (falls für die Analyse nötig) sowie über die Besonderheiten und die evozierten Wirkungen der einzelnen Bilder.
 
  
Die vorliegende Videosequenz fällt insbesondere dadurch auf, dass die Kamera fast ausschließlich in Bewegung ist und binnen Sekunden das Bild wechselt, sei es, weil sie zwischen den Personen schwankt, auf Zac und Darin und verstärkt auf Zac zoomt oder in eine Großaufnahme des Geschehens (Kuchenumstülpen) rein- und rauszoomt. Es zeigt sich, dass fast ausschließlich die Normalsicht, d.h. eine Kamera auf Augenhöhe im Gegensatz zu einer erniedrigten Frosch- oder einer erhöhten Vogelperspektive gewählt wurde. Durch diese Kameraperspektive und Dynamik in der Kameraführung sowie die rapide Montage-Technik wirkt es für Zuschauende so, als seien sie Teil des Geschehens. Dieser Effekt wird durch die Einbindung und Explizierung der Crew-Mitglieder, also einen Behind-The-Scenes- Einblick, verstärkt. Außerdem erfüllt dieser filmische Kniff den Zweck eine ungezwungene, lockere und möglichst authentische Stimmung zu evozieren.
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=== Studentische Teilprojekte ===
Die Stimme aus dem Off stammt von Zac Efron selbst, welcher in der deutschen Synchronisation eine sehr junge, jugendliche und oft witzigen Unterton enthaltene Stimme hat. Sowohl seine Wortwahl in der Stimme aus dem Off als auch das Vokabular, dessen sich alle Beteiligten in den Dialogen bedienen ist eine einfache, umgangssprachliche und leicht verständliche Sprache. Obwohl es sich um eine Dokumentation handelt, werden kaum Fachtermini verwendet. Statt Sachinformationen erfolgen überwiegend expressive Aussagen, die etwa das Essen loben. Auffällig sind vor allem die positiv konnotierten Adjektive: „großartig, toll, wunderbar, wundervoll“.
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Zu KLICK gehören drei studentische Teilprojekte, deren Ergebnisse im Herbst/Winter 2024 auf einer Posterausstellung präsentiert werden sollen. Ziel ist es, die Teilprojekte samit ihrer Ergebnisse anschließend in Form wissenschaftlicher Poster an dieser Stelle dauerhaft zu dokumentieren.
Spannend ist zudem das Gesprächsverhalten Zacs, der hauptsächlich fürs Sprücheklopfen, Gutaussehen, fürs Staunen und Genießen zuständig ist. Obgleich seltener im Bild, ist Darin Olien derjenige, der im weiteren Verlauf der Folge sowohl Nachfragen stellt als auch respektvoller und erwachsener auf die Gesprächspartner eingeht.
 
In Anbetracht der gewählten Sprache und dieser Selbstinszenierung Zacs liegt somit ein Fokus auf den emotionalisierenden statt wissensvermittelnden Aussagen. Dieser Fokus auf Emotion und Entertainment wird ebenfalls in der zeitliche Schwerpunktsetzung deutlich; zwanzigsekunden lange Witze über Mordor beim Roadtrip im Kontrast zu einer nachhaltig genutzten, heißen Quelle, die nicht mal eine Sekunde lang eingeblendet wird. Auch die schriftlichen Einblendungen tragen zu keinem Informationsgewinn für den Zuschauer bei und erzeugen, ebenso wie die funkige Hintergrundmusik eine lockere und unterhaltsame Wirkung.
 
  
Zusammenfassend ergibt sich durch das Zusammenspiel der Kameraführung, der eingespielten Musik als auch der dialogischen und bildlichen Schwerpunktsetzung eine mitreißende und beschwingende Stimmung. Zudem fühlen Zuschauende sich als Teil des Geschehens und in engem Bezug zu Zac und der reisenden, erlebenden und lernenden Gruppe. Wie die Analyse gezeigt hat, schürt die Serie „Mit Zac um die Welt“ zwar keine negativen Emotionen wie Angst, Trauer oder Wut, sondern ermöglicht ganz im Gegenteil durch Freude und Erstaunen eine ungezwungene, lockere und optimistische Auseinandersetzung mit Fragen der Nachhaltigkeit.
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==== Projekt ''Orte der nachhaltigen Transformation'' ====
Dadurch ist die Serie „Mit Zac um die Welt“ eher einer Feelgood-Lifestyle Doku oder einem [[Infotainment]] (Information plus Entertainment) Format zuzuordnen als einem sachlichen Dokumentarfilm. Ganz anders verhält es sich bei David Attenboroughs „Mein Leben auf unserem Planeten“.
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tba.
  
=== David Attenborough: Mein Leben auf unserem Planeten: „Dystopie-Szene“ (49:07–52:07 min.) ===
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==== Projekt ''Öffentliche Klimakommunikation und Beteiligung'' ====
In dieser „Dystopie-Szene“ im letzten Drittel des Films zeigt David Attenborough nach einer eindringlichen Anmoderation, welche Klimaveränderungen er nach aktuellem Stand der Wissenschaft zukünftig erleben müsste, wenn er heute geboren würde.
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tba.
  
In der [https://felixwoitkowski.files.wordpress.com/2021/05/lhct_analyse2_knobel.pdf hier verlinkten Analyse-Datei] wurde der gesamte Text transkribiert und fast alle Bildsequenzen aufgegriffen, außer drei bis vier Stills am Schluss, weil sie nach dem gleichen Muster funktionieren wie die vorangegangen. Da sich hier eine gleichförmige, dreigliedrige Struktur zeigt und um diese zu veranschaulichen steht der Text (anders als bei der Analyse zu „Mit Zac um die Welt“) nicht direkt neben dem Bild, sondern nach den drei Stills, zumal er stets in der zweiten Kameraeinstellung einsetzt.
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==== Projekt ''Öffentliche Klimakommunikation und Mehrsprachigkeit'' ====
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tba.
  
Insgesamt ergibt sich durch die Wortwahl von David Attenborough und dessen tiefe, nach einem alten, weisen Mann klingende und düstere Stimme ein erschütternder Eindruck. Gepaart mit der darauf abgestimmten, Akzente setzenden Hintergrundmelodie als auch den nachträglich laut eingefügten Naturgeräuschen wird dieser Eindruck verstärkt. Anders als bei dem freudvollen [[„Mit Zac um die Welt“]] stehen daher die Emotionen Angst, Trauer oder Wut im Vordergrund. Die Zuschauenden sollen mittels Empathie erzeugender Tier- und Umweltbilder und düsterer Szenarien, mittels der präsentierten Fakten, die durch die Melodie und Montagetechnik ebenfalls emotionalisierend wirken, aufgerüttelt und mitgerissen werden.
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== Belege ==
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<references responsive />
  
Dieser Eindruck entspricht Thomas Kleins Beobachtungen zu Nachhaltigkeits-Dokumentationen.„Bilder emotionalisieren dadurch, dass sie empören und sind einerseits natürlich wunderschön und andererseits beklemmend.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=T. Klein |Titel=Strategien der Darstellung nachhaltiger Entwicklung im neueren Dokumentarfilm |Herausgeber*in=C. Heinze und T. Weber |Sammelband=Medienkulturen des Dokumentarischen - Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft |Ort=Wiesbaden |Verlag=Springer Fachmedien |Jahr=2017 |Seite=S. 183–202, hier S. 192}}</ref>
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== Autor*innen ==
Demnach weist David Attenboroughs Auseinandersetzung mit der Klimakrise insofern stereotypischer Elemente eines Dokumentationsfilm auf, als dass er zahlreiche ästhetisierende Naturbilder enthält und wissenschaftliche Fakten von einer weise klingenden, tiefen Stimme präsentiert werden. Auch Netflix charakterisiert ihn in der stichpunktartigen Beschreibung als „vertraut“.
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Im Sommersemester 2024 haben [[Benutzer: Tuba Nur Ceviz|Tuba Nur Ceviz]], [[Benutzer: Zara Ceviz|Zara Ceviz]], [[Benutzer: Jasmin Engler|Jasmin Engler]], [[Benutzer: Melissa Görzen|Melissa Görzen]], [[Benutzer: Sarah Hagelstein|Sarah Hagelstein]], [[Benutzer: Hannah Kuhlmann|Hannah Kuhlmann]], [[Benutzer: Tim Schade|Tim Schade]], [[Benutzer: Johannes Siebert|Johannes Siebert]], [[Benutzer: Felix Thielemann|Felix Thielemann]], [[Benutzer: Sarah Weinfurter|Sarah Weinfurter]] und [[Benutzer: Christina Wiemers|Christina Wiemers]] an dem Seminar "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" teilgenommen und damit das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel samt seiner Teilprojekte gestaltet und durchgeführt. Auch an der Entstehung dieses Textes waren sie maßgeblich mitbeteiligt.  
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Die Erstfassung dieses Artikels geht auf eine Vielzahl von Textbausteinen der Teilnehmenden zurück, die [[Benutzer:Felix Böhm|Felix Böhm]] zusammentrug, ordnete und ergänzte. Die [[Special:Pagehistory/{{FULLPAGENAME}}|Versionsgeschichte]] gibt daher nicht die gesamte Entstehung des Artikels wieder und listet auch nicht alle beteiligten Autor*innen als User*innen.
  
Damit bildet David Attenboroughs biografischer Dokumentationsfilm das Gegenteil zu der unkonventionell heiteren, beschwingten und humorvollen Lifestyle-Dokumentation Zacs. Statt positive Gefühlsregungen sensibilisieren hier negative Emotionen für Fragen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit.
 
  
=== Personengebundenheit, Emotionalisierung & Kommerzialisierung ===
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''Zitiervorlage:''
  
Trotz dieser Unterschiede emotionalisieren beide der untersuchten Dokumentationen in hohem Maße. Dabei sprechen sie nicht nur unterschiedliche Gefühle an, sondern stellen auch zwei sehr verschiedene Menschen in den Fokus. Dennoch haben sie gemeinsam, dass sie wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten zum Thema Klimakrise und Nachhaltigkeit anhand einer zentralen Person beleuchten. Dies zeigt sich auch in weiteren, aktuellen Netflix-Dokumentationen wie etwa „Cowspiracy“ (2014), „What The Health“ (2017) oder „Seaspiracy“ (2020), die allesamt anhand einer Person den Zuschauenden mit an die Hand in den komplexen Wissenschaftsbereich des Klimawandels nehmen. Gerade in einer pluralisierten, globalen und medial häufig überfordernden Welt knüpft dieser Trend der Personengebundenheit an die moderne Influencer-Bewegung der sozialen Medien an. Der Bezug oder die Beziehung zu einer Person, der Rezipierende vertrauen, kann entlastend in dieser Überforderung wirken und sorgt nicht zuletzt für Empathie und Emotionsregung.
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Böhm, Felix et al. (2024): ''KLICK – Klimacampus Kassel''. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://www.climate-thinking.de/index.php?title=KLICK_%E2%80%93_Klimacampus_Kassel, zuletzt abgerufen am 09.08.2024.  
  
Zuletzt sollte bei der Betrachtung dieser Filme nicht außer Acht gelassen werden, wer sie wo unter welchen Bedingungen produziert und zur Verfügung gestellt hat. Beide behandelten Dokumentationen sind Netflix Dokumentationen und Netflix als Streamingplattform muss sich vor allem in Zeiten, in denen zunehmend Streamingplattformen entstehen, stets beweisen. Demnach ist die Emotionalisierung in Punkto Kommerzialisierung und Zuschauerbindung auch ökonomisch zu verstehen, ebenso wie das Aufgreifen einer derart aktuellen Nachhaltigkeits-/Klimawandel-Thematik und dessen Abhandlung anhand verschiedenster Personen, Dokumentationsarten und Emotionalisierungstechniken.
 
 
== Belege ==
 
<references responsive />
 
  
[[Kategorie:]]
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[[Kategorie:Über Klimawandel sprechen]]
[[Kategorie:]]
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[[Kategorie:Linguistic Landscaping]]
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[[Kategorie:Sprachwissenschaft]]
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[[Kategorie:Multimodalität]]

Aktuelle Version vom 13. August 2024, 17:41 Uhr

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Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Felix Böhm. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Felix Böhm abgesprochen zu haben.


Das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema Klima im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildet anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.

KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: Felix Böhm) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.

Linguistic Landscaping

Abb. 1: Beispiel für ein transgressives Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]

Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.[1] Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere visuelle Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“.[2] LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum).[3]

Abb. 2: Beispiel für ein offizielles Kommunikat [KLICK-Korpus, 2024]

Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, visuell-multimodaler Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:

  • indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
  • offiziell angebrachte/aufgestellte (z.B. Schilder, Gedenktafeln) wie transgressive ( z.B. Aufkleber, Plakate, Graffitis)
  • ortsgebunde (z.B. Plakette) wie bewegliche (z.B. Aufsteller)
  • dauerhafte (z.B. Steinmetzarbeiten, Metallgravuren) wie schnell vergängliche (z.B. Kreidehinweise)
  • vollständige (z.B. erst neu angebracht), beschädigte/beseitige (z.B. durch abreißen, übermalen) wie einander überlappende (z.B. durch überkleben)


Diese Kommunikate können im untersuchten Raum vereinzelt oder unverbundenen nebeneinanderstehen. Sie können aber auch räumliche Ensembles bilden, zu denselben Diskursen oder dialogische Elemente aufweisen (vgl. Schmitz/Ziegler 2016).[4] LL macht dadurch nicht nur systematisch die „die Mannigfaltigkeit des kommunikativen Handelns“[5] in öffentlichen Räumen sicht- und analysierbar, etwa in Hinblick auf den dort geführten Klimadiskurs, sondern ermöglicht auch Aussagen zur gesellschaftlichen Dimension sprachlich-kommunikativem Handelns im öffentlichen Raum. Dies ist etwa der Fall, wenn LL die Funktion von Mehrsprachigkeit oder weitergehenden Fragen von Herrschaft und Machtausübung, z.B. durch Namensgebung und Schilderaufstellen, analysiert.[6] Da sich LL auf die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum beschränkt, ließe es sich mittels Verfahren des Linguistic Soundscaping um auditive Bestandteile (Gespräche, Geräusche etc.) erweitern. Dies ist allerdings bisher kein Bestandteil von KLICK.

KLICK – Ein Linguistic-Landscaping-Projekt

Abb. 3: Übersicht über den Campus und Linguistic Landscape "Holländischer Platz", bei der jeder blaue Punkte den Standort eines der öffentlichen, im Rahmen von KLICK erfassten, visuellen Kommunikat anzeigt. (eigene Darstellung unter Verwendung von Kartenmaterial von lingscape.uni.lu und OpenStreetMap [ODbL])

Linguistic Landscape „Campus Holländischer Platz“

Das Projekt KLICK hat diejenige visuelle, öffentliche Kommunikation zum Gegenstand, die erstens auf dem Campus Holländischer Platz der Universität Kassel zu finden ist und in einem weiten Verständnis dem Klimadiskurs zugeordnet werden kann. Der Campus stellt einen merfunktionalen Ort des Lebens, Arbeitens, Forschens und Lernens dar und beheimatet u.a. Hörsaal, Seminar- und Verwaltungsgebäude, die Universitätsbibliothek, Wohnheime, die Mensa, Cafés, Kitas, ein Kulturzentrum, das universitätseigene Innovations- und Gründungszentrum SciencePark und zwei Geschäfte mit Lebensmitteln bzw. Schreibwaren. Gelegen nördlich der Innenstadt von Kassel, ist der Campus geografisch im Norden durch die Mombachstraße und Nordosten die Moritzstraße begrenzt, im Osten durch den Fluss Ahna und die Mönchebergstraße, im Süden durch die Kurt-Wolters-Straße und im Westen durch die Henschelstraße und Gottschalkstraße. Für KLICK wurden der angrenzende Parkplatz an der Henschelstraße ebenso berücksichtigt wie die Ostseite der Gottschalkstraße, in der sich Universitätsgebäuden auch Einzellhandel und Gastronomie ohne expliziten Universitätsbezug befindet. Die Umgebung der weiteren, vereinzelten Gebäude außerhalb dieser Grenzen, die von der Universität genutzt werden, aber nicht zum Kern des Campus gehören, waren kein Bestandteil der Datenerhebung.

Datenerhebung, -korpus und -analyse

Die Datenerhebung erfolgte primär am 06.08.2024 mit kleineren Ergänzungen an den beiden Folgetagen durch Studierende der Universität Kassel, und somit an einem Tag der vorlesungsfreien Zeit. Das Datenkorpus umfasst 205 Kommunikate in ihrem jeweils gegenwärtigen Erhaltungszustand, die von den Studierenden an diesem Tag auf dem Campus aufgefunden werden konnten, unabhängig davon, wann sie dort platziert worden sind. Nicht erhoben wurden Kommunikate, die sich in Unterführungen, dem Parkdeck im Untergeschoss oder innerhalb von Gebäuden befanden, außer Letztere wurden explizit von innen mit der Ausrichtung nach außen an Fenster angebracht. Die technische Infrastruktur bildete die Smartphone-App Lingscape, die von der Universität Luxemburg für LL-Projekte kostenlos bereitgestellt wird. Mithilfe der App wurden die erfassten Kommunikate nicht nur automatisch mit Standortdaten versehen, sondern durch die Studierenden auch mit Blick auf die verwendeten Sprachen und unter Verwendung von siebzehn Lingscape-Taxonomien kategorisiert. Dies unterstüzte die Herausbildung von Teilprojekten, die Bildung von Teilkopora und bereitete die sich anschließenden Feinanalysen vor, dioe mittels der multimodalen Textanalyse nach Stöckl (2012) durchgeführt wurden.[7]

Das Datenkorpus ist nach Abschluss der Datenerhebung öffentlich zugänglich gemacht worden und kann sowohl über die interaktive Analysekarte (s. Abb. 1) als auch in der Datenbank von Lingscape eingesehen und für weitergehende Analysen verwendet werden.

Studentische Teilprojekte

Zu KLICK gehören drei studentische Teilprojekte, deren Ergebnisse im Herbst/Winter 2024 auf einer Posterausstellung präsentiert werden sollen. Ziel ist es, die Teilprojekte samit ihrer Ergebnisse anschließend in Form wissenschaftlicher Poster an dieser Stelle dauerhaft zu dokumentieren.

Projekt Orte der nachhaltigen Transformation

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Beteiligung

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Mehrsprachigkeit

tba.

Belege

  1. Schmitz, Ulrich (2018): Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets. In: Pappert, Steffen; Michel, Sascha (Hrsg.): Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation, Stuttgart: ibidem, S. 133–158, hier S. 137.
  2. Auer, Peter (2010): Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache. In: Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika (Hrsg.): Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton, Berlin/New York: de Gruyter, S. S. 271-298, hier S. 272.
  3. Vgl. z.B. den Überblick in Bonke, Christine (2014): Die Betextung des öffentlichen Raumes. Eine Studie zur Spezifik von Meso-Kommunikation am Beispiel von Bahnhöfen, Innenstädten und Flughäfen. Heidelberg: Universitätsverlag, S. 62.
  4. Schmitz, Ulrich; Ziegler, Evelyn (2016): Sichtbare Dialoge im öffentlichen Raum. Visual Dialogues in the Public Sphere. In: ZGL 44(3), S. 469–502.
  5. Reisigl, Martin (2020): Zur Vielfalt und Widersprüchlichkeit des kommunikativen Handelns in Diskursen über die Klimakrise. In: Reisigl, Martin (Hrsg.): Klima in der Krise – Kontroversen, Widersprüche und Herausforderungen in Diskursen über Klimawandel. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (OBST 97), Duisburg: Universitätsverlag Rhein-Ruhr, S. S. 7–38, hier S. 14.
  6. Vgl. z.B. Schmitz, Ulrich (2018): Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets. In: Pappert, Steffen; Michel, Sascha (Hrsg.): Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation, Stuttgart: ibidem, S. 133–158.
  7. Vgl. Stöckl, Hartmut (2016): Multimodalität – Semiotische und textlinguistische Grundlagen. In: Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut (Hrsg.): Handbuch Sprache im multimodalen Kontext, Berlin/Boston: de Gruyter, S. 3–35, hier S. 22–25.

Autor*innen

Im Sommersemester 2024 haben Tuba Nur Ceviz, Zara Ceviz, Jasmin Engler, Melissa Görzen, Sarah Hagelstein, Hannah Kuhlmann, Tim Schade, Johannes Siebert, Felix Thielemann, Sarah Weinfurter und Christina Wiemers an dem Seminar "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" teilgenommen und damit das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel samt seiner Teilprojekte gestaltet und durchgeführt. Auch an der Entstehung dieses Textes waren sie maßgeblich mitbeteiligt. Die Erstfassung dieses Artikels geht auf eine Vielzahl von Textbausteinen der Teilnehmenden zurück, die Felix Böhm zusammentrug, ordnete und ergänzte. Die Versionsgeschichte gibt daher nicht die gesamte Entstehung des Artikels wieder und listet auch nicht alle beteiligten Autor*innen als User*innen.


Zitiervorlage:

Böhm, Felix et al. (2024): KLICK – Klimacampus Kassel. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://www.climate-thinking.de/index.php?title=KLICK_%E2%80%93_Klimacampus_Kassel, zuletzt abgerufen am 09.08.2024.