Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung:7000 Eichen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Das Kunstwerk '''Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung/ 7000 Eichen''' gilt bis heute noch als eines der documenta-Kunstwerke, welches eine weitreichende Wirkung in der Gesellschaft hatte. Die Eichen stehen heute noch — fast 40 Jahre später. | + | {{Baustelle}}[[Datei: 7000 Eichen.jpg|thumb|Die letzte (links) und erste (rechts) Eiche.]]Das Kunstwerk '''Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung/ 7000 Eichen''' gilt bis heute noch als eines der documenta-Kunstwerke, welches eine weitreichende Wirkung in der Gesellschaft hatte. Die Eichen stehen heute noch — fast 40 Jahre später. |
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==Nicht bloß Stein und Baum== | ==Nicht bloß Stein und Baum== | ||
− | + | Dieses soziale Kunstwerk gilt als eines der bekanntesten und wirkungsvollsten Kunstwerke, welches bei der weltberühmten Kunstausstellung documenta, in Kassel ausgestellt wurde. Joseph Beuys konzipierte das Projekt als Beitrag zur documenta 7, welche vom 19. Juni 1982 bis zum 28. Sept. 1982 andauerte und deren Kurator Rudi Fuchs war. Beuys hatte vor, 7000 Bäume – überwiegend Eichen – im Stadtraum von Kassel einzupflanzen. Dies alles mit der Unterstützung von Mitbürger*innen und der Verwaltung Kassels. Jeder Baum erhielt als „Wächter” <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Thönges-Stringaris, Rhea |Titel= 7000 Eichen. Eine unsichtbare Skulptur |Website= Stiftung 7000 Eichen|Online=http://www.7000eichen.de/?id=32 |Abruf=09.10.2021 }}</ref> daneben einen Basaltstein, um den Baum als zugehörig zum Beuys’schen Kunstwerk zu markieren. Zudem erhielt die Symbiose aus Baum und Stein, also einem wachsendem, sich verändernden und einem starren, unverändertem Aspekt, die Wirkung, einen Wandel von Zukünftigem (Baum) und Vergangenem (Stein) metaphorisch darzustellen.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Thönges-Stringaris, Rhea |Titel= 7000 Eichen. Eine unsichtbare Skulptur |Website= Stiftung 7000 Eichen|Online=http://www.7000eichen.de/?id=32 |Abruf=09.10.2021 }}</ref> Der erste Baum wurde am 16.03.1982 von Beuys persönlich zentral vor dem Fridericianum gepflanzt, der letzte 5 Jahre später post mortem von seinem Sohn am 12.06.1987. | |
− | Dieses soziale Kunstwerk gilt als eines der bekanntesten und wirkungsvollsten Kunstwerke, welches bei der weltberühmten Kunstausstellung documenta, in Kassel ausgestellt wurde. Joseph Beuys konzipierte das Projekt als Beitrag zur documenta 7, welche vom 19. Juni 1982 bis zum 28. Sept. 1982 andauerte und deren Kurator Rudi Fuchs war. Beuys hatte vor, 7000 Bäume – überwiegend Eichen – im Stadtraum von Kassel einzupflanzen. Dies alles mit der Unterstützung von Mitbürger*innen und der Verwaltung Kassels. Jeder Baum erhielt als „Wächter” | ||
==Veränderung der Stadt Kassel nicht nur äußerlich== | ==Veränderung der Stadt Kassel nicht nur äußerlich== | ||
− | + | Das lebende Kunstwerk prägte das Kasseler Stadtbild enorm, da mehr Bäume gepflanzt wurden, als es überhaupt in Kassel gab. Schon damals legte Beuys viel Wert darauf, auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Der Entstehungsprozess der „unsichtbare(n) Skulptur” <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Meyer, F. |Titel=Sichtbare skulptur - Unsichtbare Skulptur |Herausgeber*in= d. FIU-Kassel |Sammelband= Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys. |Ort= Stuttgart |Verlag= Urachhaus |Jahr= 1989|Seite=91}}</ref> welche heute, also 39 Jahre später mit dem Stadtbild Kassels verwachsen ist, war langwierig und brachte Schwierigkeiten mit sich. Mit 500 D-Mark pro Baum, mit Steinen folglich 4,3 Millionen D-Mark für das Gesamtkunstwerk, stellte Beuys die Stadt Kassel vor eine Situation, welche für diese schwer zu realisieren war. Aufgrund dessen musste er andere Methoden heranziehen, um seine Idee von einer Stadtverwaldung umsetzen zu können. Zusätzlich versuchte Beuys mit auffallenden Kunstperformances, wie dem Einschmelzen einer Zarenkrone und einem Werbespot, Geld für sein Projekt zu sammeln. | |
− | Das lebende Kunstwerk prägte das Kasseler Stadtbild enorm, da mehr Bäume gepflanzt wurden, als es überhaupt in Kassel gab. Schon damals legte Beuys viel Wert darauf, auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Der Entstehungsprozess der „unsichtbare(n) Skulptur” | + | Nicht umsonst gilt es als das „bisher aufwendigste und folgenreichste Projekt in der documenta-Geschichte”.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Kirchner, L.;Thielecke,K. |Titel=Spaziergangsführer Beuys to go. Unterwegs zu 7000 Eichen.|Ort=Kassel |Verlag=euregioverlag |Jahr=2020 |Seite=8}}</ref> |
− | Nicht umsonst gilt es als das „bisher aufwendigste und folgenreichste Projekt in der documenta-Geschichte” | ||
==Umweltaktivistische Bedeutung== | ==Umweltaktivistische Bedeutung== | ||
− | + | Der damalige Bürgermeister Hans Eichel berichte., er habe „das Kunstwerk von Anfang an als Denkanstoß und positive Mahnung verstanden, Veränderungen der Umwelt speziell in […] [Kassels] städtischen Ballungsraum mehr Aufmerksamkeit zu schenken“ <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Eichel, Hans |Titel=Eine geniale Provokation |Website= Stiftung 7000 Eichen|Online= http://7000eichen.de/index.php?id=23.|Abruf=09.10.2021 }}</ref>, eine Ansicht, die heute aktueller denn je zu sein scheint. Die Bäume, welche im Rahmen des Kunstwerks gepflanzt wurden, sind heute – 39 Jahre später – nicht mehr getrennt von anderen zu erkennen, aber die Idee bleibt bis heute bestehen. Beuys sagte, er hoffe, dass die Menschen „den lebenden Baum genauso beachten, wie wir das wachsende menschliche Bewusstsein und den Ursprung in der menschlichen Seele ja heute beobachten können, daß die Menschen in 50 Jahren ein 50%- oder 100%- besseres Verhältnis zur Natur und zum Baum haben“. <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in= Beuys, Joseph; Blume, B.|Titel= Gespräche über Bäume|Ort= Bonn|Verlag= Galerie Magers|Jahr=1982}}</ref> Genau dieser Aspekt zeigt sich heute vermehrt wieder, da Kassel nun als „Vorbild für andere Städte“ <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Kirchner, L.;Thielecke,K. |Titel=Spaziergangsführer Beuys to go. Unterwegs zu 7000 Eichen.|Ort=Kassel |Verlag=euregioverlag |Jahr=2020 |Seite=10}}</ref> in Bezug auf die Bepflanzung der Innenstädte zählt. Auch heute wird vielfach auf Beuys‘ Konzept verwiesen, wenn es beispielsweise um eine Forderung von Naturschutzbänden und anderen Umwelteinrichtungen geht, 15000 neue Bäume bis 2026 in Kassel zu pflanzen. <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Ludwig, Bastian |Titel= 15000 Bäume sollen in Kassel geplanzt werden.|Jahr=2021 |Website= HNA online |Online=https://www.hna.de/kassel/15000-baeume-sollen-wachsen-90318061.html.|Abruf=09.10.2021 }}</ref> Beuys bleibt in Kassel unvergessen, zumindest 800 Jahre lang, denn so lange kann eine Eiche bestehen | |
− | Der damalige Bürgermeister Hans Eichel | ||
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Aktuelle Version vom 25. Oktober 2021, 13:13 Uhr
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Das Kunstwerk Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung/ 7000 Eichen gilt bis heute noch als eines der documenta-Kunstwerke, welches eine weitreichende Wirkung in der Gesellschaft hatte. Die Eichen stehen heute noch — fast 40 Jahre später.
Nicht bloß Stein und Baum
Dieses soziale Kunstwerk gilt als eines der bekanntesten und wirkungsvollsten Kunstwerke, welches bei der weltberühmten Kunstausstellung documenta, in Kassel ausgestellt wurde. Joseph Beuys konzipierte das Projekt als Beitrag zur documenta 7, welche vom 19. Juni 1982 bis zum 28. Sept. 1982 andauerte und deren Kurator Rudi Fuchs war. Beuys hatte vor, 7000 Bäume – überwiegend Eichen – im Stadtraum von Kassel einzupflanzen. Dies alles mit der Unterstützung von Mitbürger*innen und der Verwaltung Kassels. Jeder Baum erhielt als „Wächter” [1] daneben einen Basaltstein, um den Baum als zugehörig zum Beuys’schen Kunstwerk zu markieren. Zudem erhielt die Symbiose aus Baum und Stein, also einem wachsendem, sich verändernden und einem starren, unverändertem Aspekt, die Wirkung, einen Wandel von Zukünftigem (Baum) und Vergangenem (Stein) metaphorisch darzustellen.[2] Der erste Baum wurde am 16.03.1982 von Beuys persönlich zentral vor dem Fridericianum gepflanzt, der letzte 5 Jahre später post mortem von seinem Sohn am 12.06.1987.
Veränderung der Stadt Kassel nicht nur äußerlich
Das lebende Kunstwerk prägte das Kasseler Stadtbild enorm, da mehr Bäume gepflanzt wurden, als es überhaupt in Kassel gab. Schon damals legte Beuys viel Wert darauf, auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Der Entstehungsprozess der „unsichtbare(n) Skulptur” [3] welche heute, also 39 Jahre später mit dem Stadtbild Kassels verwachsen ist, war langwierig und brachte Schwierigkeiten mit sich. Mit 500 D-Mark pro Baum, mit Steinen folglich 4,3 Millionen D-Mark für das Gesamtkunstwerk, stellte Beuys die Stadt Kassel vor eine Situation, welche für diese schwer zu realisieren war. Aufgrund dessen musste er andere Methoden heranziehen, um seine Idee von einer Stadtverwaldung umsetzen zu können. Zusätzlich versuchte Beuys mit auffallenden Kunstperformances, wie dem Einschmelzen einer Zarenkrone und einem Werbespot, Geld für sein Projekt zu sammeln. Nicht umsonst gilt es als das „bisher aufwendigste und folgenreichste Projekt in der documenta-Geschichte”.[4]
Umweltaktivistische Bedeutung
Der damalige Bürgermeister Hans Eichel berichte., er habe „das Kunstwerk von Anfang an als Denkanstoß und positive Mahnung verstanden, Veränderungen der Umwelt speziell in […] [Kassels] städtischen Ballungsraum mehr Aufmerksamkeit zu schenken“ [5], eine Ansicht, die heute aktueller denn je zu sein scheint. Die Bäume, welche im Rahmen des Kunstwerks gepflanzt wurden, sind heute – 39 Jahre später – nicht mehr getrennt von anderen zu erkennen, aber die Idee bleibt bis heute bestehen. Beuys sagte, er hoffe, dass die Menschen „den lebenden Baum genauso beachten, wie wir das wachsende menschliche Bewusstsein und den Ursprung in der menschlichen Seele ja heute beobachten können, daß die Menschen in 50 Jahren ein 50%- oder 100%- besseres Verhältnis zur Natur und zum Baum haben“. [6] Genau dieser Aspekt zeigt sich heute vermehrt wieder, da Kassel nun als „Vorbild für andere Städte“ [7] in Bezug auf die Bepflanzung der Innenstädte zählt. Auch heute wird vielfach auf Beuys‘ Konzept verwiesen, wenn es beispielsweise um eine Forderung von Naturschutzbänden und anderen Umwelteinrichtungen geht, 15000 neue Bäume bis 2026 in Kassel zu pflanzen. [8] Beuys bleibt in Kassel unvergessen, zumindest 800 Jahre lang, denn so lange kann eine Eiche bestehen
Belege
- ↑ Thönges-Stringaris, Rhea (o. J.): 7000 Eichen. Eine unsichtbare Skulptur. In: Stiftung 7000 Eichen. Online, zuletzt abgerufen am 09.10.2021.
- ↑ Thönges-Stringaris, Rhea (o. J.): 7000 Eichen. Eine unsichtbare Skulptur. In: Stiftung 7000 Eichen. Online, zuletzt abgerufen am 09.10.2021.
- ↑ Meyer, F. (1989): Sichtbare skulptur - Unsichtbare Skulptur. In: d. FIU-Kassel (Hrsg.): Die unsichtbare Skulptur. Zum erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys., Stuttgart: Urachhaus, S. 91.
- ↑ Kirchner, L.;Thielecke,K. (2020): Spaziergangsführer Beuys to go. Unterwegs zu 7000 Eichen.. Kassel: euregioverlag, S. 8.
- ↑ Eichel, Hans (o. J.): Eine geniale Provokation. In: Stiftung 7000 Eichen. Online, zuletzt abgerufen am 09.10.2021.
- ↑ Beuys, Joseph; Blume, B. (1982): Gespräche über Bäume. Bonn: Galerie Magers.
- ↑ Kirchner, L.;Thielecke,K. (2020): Spaziergangsführer Beuys to go. Unterwegs zu 7000 Eichen.. Kassel: euregioverlag, S. 10.
- ↑ Ludwig, Bastian (2021): 15000 Bäume sollen in Kassel geplanzt werden.. In: HNA online. Online, zuletzt abgerufen am 09.10.2021.
Autor*innen
Erstfassung: Jana Kessler am 08.10.21. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der Diskussionsseite einsehbar.
Zitiervorlage:
Kessler, Jana (21): Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung:7000 Eichen. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung:7000 Eichen, zuletzt abgerufen am 22.11.2024.