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'''Theologie der Befreiung'''
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'''Gustavo Gutiérrez''' (*1928) ist ein peruanischer römisch-katholischer Priester und Theologe. Er ist einer der Mitbegründer und der Namengeber der ''Teología de la liberación'' (Theologie der Befreiung).<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Gutiérrez, Gustavo |Titel=Teología de la liberación. Perspectivas |Ort=Lima |Verlag=Ed. Universitariae (Centro de Estudios y Publicaciones 3) |Jahr=1971}}</ref> 2001 trat er dem Dominikanerorden bei.
  
Die Theologie der Befreiung (''Theología de la Liberación''), im Deutschen oft auch als Befreiungstheologie bezeichnet, hat ihren Anfang im Lateinamerika Ende der 1960er Jahre. Ausgangspunkt dieser Theologie stellt das Mit-Leiden mit den Unterdrückten und Ausgebeuteten dieser Welt dar<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis |Titel=Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage |Ort=Düsseldorf |Verlag=Patmos Verlag, S. 11f |Jahr=1988 [por. 1986]}}</ref>: Zunächst waren dabei die wirtschaftlich ausgebeuteten Menschen Lateinamerikas im Blickwinkel dieser Theologie<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Vgl. Boff, Leonardo |Titel=Unser Haus, die Erde. Den Schrei der Unterdrückten hören (Übersetzung aus dem Portugiesischen und Bearbeitung für die deutsche Ausgabe: Horst Goldstein) |Ort=Düsseldorf |Verlag=Patmos Verlag, S. 173f. So verstanden Leonardo und Clodovis Boff die sozio-ökonomische Armut als „Grundausdruck von Unterdrückung“. Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 36 |Jahr=1996 [por. 1995] }}</ref>, zunehmend kamen jedoch auch andere Formen der Unterdrückung hinzu, wie bspw. die Perspektive auf die ausgebeutete Schöpfung – Leonardo Boff spricht diesbezüglich von einer „Ökotheologie der Befreiung“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Vgl. Boff, Leonardo |Titel=Traum von einer neuen Erde – Bilanz eines theologischen Lebens (Deutsche Übersetzung: Bruno Kern) |Ort=Wien und Zürich |Verlag=LIT-Verlag, S. 97-119. Vgl. zu dieser Entwicklung auch Kern, Bruno (2013): Theologie der Befreiung. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, S. 105-116 |Jahr=2019 [por. 2018] }}</ref> – und auch feministische Theologie sowie black theology lassen sich als weitere ihrer Formen ansehen<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Vgl. Gibellini, Rosino |Titel=Handbuch der Theologie im 20. Jahrhundert (Übertragung ins Deutsche von Peter-Felix Ruelius) |Ort=Regensburg |Verlag=Friedrich Pustet Verlag, S. 336. Vgl. auch Boff, Leonardo und Clodovis (1988 [por. 1986]): Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag, S. 39-43 |Jahr=1995 }}</ref>. Die Theologie der Befreiung fragt, wie wir als Christ:innen in einer Welt leben sollen, in der (strukturelle) Ungerechtigkeiten bestehen? Und sie beantwortet diese Frage, indem sie ausgehend von den biblischen Texten<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Leonardo und Clodovis Boff benennen folgende Bücher als bevorzugte biblische Bücher aus der Perspektive der Theologie der Befreiung: Exodus, die Propheten, die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Apokalypse, die Weisheitsbücher, die Makkabäerbücher sowie die Bücher Esra und Nehemia. Vgl. Boff, Leonardo und Clodovis |Titel=Wie treibt man Theologie der Befreiung? (Aus dem Portugiesischen übersetzt von Michael Lauble), 3. Auflage |Ort=Düsseldorf |Verlag=Patmos Verlag, S. 46f. Als konkrete Bibelstellen eignen sich bspw.: Jer 21,11–22,30; Mt 5,3-11; Mt 25,31-46; Lk 6,2-26; Lk 10,25-37 |Jahr=1988 [por. 1986] }}</ref> einfordert, dass Christ:innen in einer Welt der Ungerechtigkeiten Partei ergreifen müssen für die Unterdrückten und Ausgebeuteten – auf eine Formel gebracht wird diesbezüglich auch von der „vorrangigen Option wegen der Armen“ gesprochen.
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'''Leonardo Boff''' (*1938) ist ein in Brasilien geborener „franziskanischer“ Theologe italienischer Abstammung '''Verweisstelle wiederfinden'''. Seit den 1970er Jahren (und damit seit ihren Anfängen) ist er ein Vertreter der ''Theologie der Befreiung''. Internationale Berühmtheit erlangte er in den 1980er Jahren durch den ''Fall Boff'' – eine Auseinandersetzung mit der Kongregation für die Glaubenslehre und ihrem damaligen Präfekten Joseph Ratzinger über Boffs Buch ''Kirche: Charisma und Macht''.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Boff, Leonardo |Titel=Kirche: Charisma und Macht. 25 Jahre Befreiungstheologie |Ort=Gütersloh |Verlag=Gütersloher Verlagshaus |Jahr=2009 [por. 1981]}} Diese neue Auflage enthält im Anhang auch verschiedene der Dokumente aus dem ''Fall Boff''.</ref> Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde L. Boff mit verschiedenen Disziplinarmaßnahmen belegt. 1992 verbot ihm Papst Johannes Paul II. die Teilnahme am Erdgipfel in Rio de Janeiro. Daraufhin verließ er das Priesteramt und auch den Franziskanerorden.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Goldstein, Horst |Titel=Leonardo Boff. Zwischen Poesie und Politik |Ort=Mainz |Verlag=Matthias-Grünewald-Verlag |Jahr=1994 |Seite=58-63}} Die angegebenen Seiten enthalten die von Leonardo Boff hierzu getätigten Erläuterungen seines Offenen Briefs – veröffentlicht am 28. Juni 1992.</ref> Seit den 1990er Jahren wendete er sich stärker der Umweltthematik sowie der Entwicklung einer Ökotheologie der Befreiung zu und war einer der Autor*innen der Erd-Charta. 2001 wurde ihm der Right Livelihood Award (auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt) verliehen.  
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'''Clodovis Boff''' (*1944) ist ein brasilianischer Theologe italienischer Abstammung. Wie sein älterer Bruder Leonardo ist auch Clodovis ein Vertreter der Theologie der Befreiung. Nach Jahren der Einigkeit zwischen ihnen kam es im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. (2005–2013) zu offen ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern über den richtigen Weg der Theologie der Befreiung.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Vgl. hierzu die Ausführungen und Textauszüge, zusammengestellt von den Mitarbeiter*innen des Instituts für Theologie und Politik |Titel=Die Armen und die Theologie |Jahr=2008 |Website=itpol.de |Online= https://www.itpol.de/die-armen-und-die-theologie/ |Abruf=05.04.2022 }}</ref> In der Zeit vor diesen Auseinandersetzungen bezeichnete Leonardo das theologische Grundmuster des Denkens seines Bruders Clodovis als „analytischere, kühlere, cartesianischere, moderne Art zu denken“ im Vergleich zu seiner eigenen Denkweise sowie als „strenge, thomistische Art“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Leonardo Boff in: Goldstein, Horst |Titel=Leonardo Boff. Zwischen Poesie und Politik |Ort=Mainz |Verlag=Matthias-Grünewald-Verlag |Jahr=1994 |Seite=26f  }}</ref>  
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'''Dorothee Sölle''' (1929–2003) war eine

Aktuelle Version vom 23. April 2022, 10:22 Uhr

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Gustavo Gutiérrez (*1928) ist ein peruanischer römisch-katholischer Priester und Theologe. Er ist einer der Mitbegründer und der Namengeber der Teología de la liberación (Theologie der Befreiung).[1] 2001 trat er dem Dominikanerorden bei.


Leonardo Boff (*1938) ist ein in Brasilien geborener „franziskanischer“ Theologe italienischer Abstammung Verweisstelle wiederfinden. Seit den 1970er Jahren (und damit seit ihren Anfängen) ist er ein Vertreter der Theologie der Befreiung. Internationale Berühmtheit erlangte er in den 1980er Jahren durch den Fall Boff – eine Auseinandersetzung mit der Kongregation für die Glaubenslehre und ihrem damaligen Präfekten Joseph Ratzinger über Boffs Buch Kirche: Charisma und Macht.[2] Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde L. Boff mit verschiedenen Disziplinarmaßnahmen belegt. 1992 verbot ihm Papst Johannes Paul II. die Teilnahme am Erdgipfel in Rio de Janeiro. Daraufhin verließ er das Priesteramt und auch den Franziskanerorden.[3] Seit den 1990er Jahren wendete er sich stärker der Umweltthematik sowie der Entwicklung einer Ökotheologie der Befreiung zu und war einer der Autor*innen der Erd-Charta. 2001 wurde ihm der Right Livelihood Award (auch als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt) verliehen.


Clodovis Boff (*1944) ist ein brasilianischer Theologe italienischer Abstammung. Wie sein älterer Bruder Leonardo ist auch Clodovis ein Vertreter der Theologie der Befreiung. Nach Jahren der Einigkeit zwischen ihnen kam es im Pontifikat von Papst Benedikt XVI. (2005–2013) zu offen ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern über den richtigen Weg der Theologie der Befreiung.[4] In der Zeit vor diesen Auseinandersetzungen bezeichnete Leonardo das theologische Grundmuster des Denkens seines Bruders Clodovis als „analytischere, kühlere, cartesianischere, moderne Art zu denken“ im Vergleich zu seiner eigenen Denkweise sowie als „strenge, thomistische Art“.[5]


Dorothee Sölle (1929–2003) war eine

  1. Gutiérrez, Gustavo (1971): Teología de la liberación. Perspectivas. Lima: Ed. Universitariae (Centro de Estudios y Publicaciones 3).
  2. Boff, Leonardo (2009 [por. 1981]): Kirche: Charisma und Macht. 25 Jahre Befreiungstheologie. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. Diese neue Auflage enthält im Anhang auch verschiedene der Dokumente aus dem Fall Boff.
  3. Goldstein, Horst (1994): Leonardo Boff. Zwischen Poesie und Politik. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, S. 58-63. Die angegebenen Seiten enthalten die von Leonardo Boff hierzu getätigten Erläuterungen seines Offenen Briefs – veröffentlicht am 28. Juni 1992.
  4. Vgl. hierzu die Ausführungen und Textauszüge, zusammengestellt von den Mitarbeiter*innen des Instituts für Theologie und Politik (2008): Die Armen und die Theologie. In: itpol.de. Online, zuletzt abgerufen am 05.04.2022.
  5. Leonardo Boff in: Goldstein, Horst (1994): Leonardo Boff. Zwischen Poesie und Politik. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, S. 26f.