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Das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema ‚Klima' im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildete anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.
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Das Projekt '''KLICK – Klimacampus Kassel''' untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema ‚Klima' im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildete anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.
  
 
KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: Felix Böhm) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.
 
KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: Felix Böhm) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.
  
 
== Linguistic Landscaping ==  
 
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Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Shcmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158, hier S. 137}}</ref>
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Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Schmitz, Ulrich |Titel=Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets |Herausgeber*in=Pappert, Steffen; Michel, Sascha |Sammelband=Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation |Ort=Stuttgart |Verlag=ibidem |Jahr=2018 |Seite=133–158, hier S. 137}}</ref>
Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die  Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“ (Auer, 2010). LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum, vgl. z.B. die Übersicht in Bonke 2014, 62). Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, visuell-multimodaler Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:
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Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die  Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Auer, Peter |Titel=Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache |Herausgeber*in=Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika |Sammelband=Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton |Ort=Berlin/New York |Verlag=de Gruyter |Jahr=2010 |Seite=S. 271-298, hier S. 272}}</ref> LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum, vgl. z.B. die Übersicht in Bonke 2014, 62). Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, visuell-multimodaler Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:
  
 
*indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
 
*indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).

Version vom 9. August 2024, 12:31 Uhr

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Das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel untersucht unter Einsatz der sprachwissenschaftlichen Methode Linguistic Landscaping den öffentlichen Klimadiskurs am Zentralstandort der Universität Kassel. Dazu wurden von Studierenden zunächst alle visuellen Kommunikate digital erfasst, gespeichert und auf einer interaktiven Karte festgehalten, die mit Bezug zum Oberthema ‚Klima' im öffentlichen Bereich des Campus Holländischer Platz im August 2024 zu finden sind. Dieses Datenkorpus bildete anschließend den Ausgangspunkt für studentische Teilprojekte.

KLICK ist Bestandteil des sprachwissenschaftlichen Seminars "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Universität Kassel, Institut für Germanistik, SoSe 2024, Leitung: Felix Böhm) und ist als Projekt des forschenden Lernens konzipiert.

Linguistic Landscaping

Orientierung, Erinnerung, Appell oder Verbot – visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum erfüllt vielfältige Funktionen. Sie nimmt einen großen Einfluss auf das Denken und Handeln der Menschen in diesem Raum: Denn, wie der Sprachwissenschaftler Ulrich Schmitz betont, „jedem Passanten im öffentlichen Raum [werden] Botschaften aufgezwungen [...], denen sie oder er sich (anders als bei anderen Massenmedien) kaum entziehen kann“.[1] Linguistic Landscaping (LL) ist ein sozio-linguistisches Forschungsgebiet, das die Erfassung und Analyse eben solcher visuellen Kommunikation in öffentlichen Räumen zum Ziel hat. LL geht auf die zentrale Erkenntnis zurück, dass „Schrift“ (wie auch andere Zeichen) vielfach nicht nur „unauflöslich mit dem Objekt, auf dem sie angebracht ist, oder dem Ort, an dem sich dieses Objekt befindet, verbunden [ist]“, sondern auch „ohne diese Dingfestigkeit und/oder Lokalisierung gar nicht verstanden werden [kann]“.[2] LL beruht weitergehend auf der Annahme, dass sprachlich-kommunikatives Handeln und Räume in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis stehen: Räume werden durch Sprache und Kommunikation erzeugt und geprägt (Raum durch Sprache); zugleich beeinflussen Räume wiederum die in ihr stattfindende Kommunikation (Sprache im Raum, vgl. z.B. die Übersicht in Bonke 2014, 62). Diesen grundlegenden Annahmen entsprechend geraten systematisch eine Vielzahl schriftsprachlicher, visuell-multimodaler Kommunikate in ihrer räumlichen Situierung in den Fokus der Analyse, darunter:

  • indexikalische, also sich dezidiert auf den Raum beziehende, (z.B. Wegweiser, Verkehrsschilder) wie nicht-indexikalische (z.B. Produktwerbung).
  • offiziell angebrachte/aufgestellte (z.B. Schilder, Gedenktafeln) wie transgressive ( z.B. Aufkleber, Plakate, Graffitis)
  • ortsgebunde (z.B. Plakette) wie bewegliche (z.B. Aufsteller)
  • dauerhafte (z.B. Steinmetzarbeiten, Metallgravuren) wie schnell vergängliche (z.B. Kreidehinweise)
  • vollständige (z.B. erst neu angebracht), beschädigte/beseitige (z.B. durch abreißen, übermalen) wie einander überlappende (z.B. durch überkleben)


Diese Kommunikate können im untersuchten Raum vereinzelt oder unverbundenen nebeneinanderstehen. Sie können aber auch räumliche Ensembles bilden, zu denselben Diskursen oder dialogische Elemente aufweisen (vgl. Schmitz/Ziegler 2016). LL macht dadurch nicht nur systematisch die „die Mannigfaltigkeit des kommunikativen Handelns“ (Reisigl 2020 S.14) in öffentlichen Räumen sicht- und analysierbar, sondern ermöglicht auch Aussagen zur gesellschaftlichen Dimension sprachlich-kommunikativem Handelns im öffentlichen Raum. Dies ist etwa der Fall, wenn LL die Funktion von Mehrsprachigkeit oder weitergehenden Fragen von Herrschaft und Machtausübung, z.B. durch Namensgebung und Schilderaufstellen, analysiert (vgl. z.B. Schmitz 2018). Da sich LL auf die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum beschränkt, ließe es sich mittels Verfahren des Linguistic Soundscaping um auditive Bestandteile (Gespräche, Geräusche etc.) erweitern. Dies ist allerdings bisher kein Bestandteil von KLICK.

KLICK – Ein Linguistic-Landscaping-Projekt

Linguistic Landscape „Campus Holländischer Platz“

Das Projekt KLICK hat diejenige visuelle, öffentliche Kommunikation zum Gegenstand, die erstens auf dem Campus Holländischer Platz der Universität Kassel zu finden ist und in einem weiten Verständnis dem Klimadiskurs zugeordnet werden kann. Der Campus stellt einen merfunktionalen Ort des Lebens, Arbeitens, Forschens und Lernens dar und beheimatet u.a. Hörsaal, Seminar- und Verwaltungsgebäude, die Universitätsbibliothek, Wohnheime, die Mensa, Cafés, Kitas, ein Kulturzentrum, das universitätseigene Innovations- und Gründungszentrum SciencePark und zwei Geschäfte mit Lebensmitteln bzw. Schreibwaren. Gelegen nördlich der Innenstadt von Kassel, ist der Campus geografisch im Norden durch die Mombachstraße und Nordosten die Moritzstraße begrenzt, im Osten durch den Fluss Ahna und die Mönchebergstraße, im Süden durch die Kurt-Wolters-Straße und im Westen durch die Henschelstraße und Gottschalkstraße. Für KLICK wurden der angrenzende Parkplatz an der Henschelstraße ebenso berücksichtigt wie die Ostseite der Gottschalkstraße, in der sich Universitätsgebäuden auch Einzellhandel und Gastronomie ohne expliziten Universitätsbezug befindet. Die Umgebung der weiteren, vereinzelten Gebäude außerhalb dieser Grenzen, die von der Universität genutzt werden, aber nicht zum Kern des Campus gehören, waren kein Bestandteil der Datenerhebung.

Datenerhebung und -korpus

Die Datenerhebung erfolgte primär am 06.08.2024 mit kleineren Ergänzungen an den beiden Folgetagen durch Studierende der Universität Kassel, und somit an einem Tag der vorlesungsfreien Zeit. Das Datenkorpus umfasst alle relevanten Kommunikate in ihrem jeweiligen Erhaltungszustand, die von den Studierenden an diesem Tag auf dem Campus aufgefunden werden konnten, unabhängig davon, wann sie dort platziert worden sind. Nicht erhoben wurden Kommunikate, die sich in Unterführungen, dem Parkdeck im Untergeschoss oder innerhalb von Gebäuden befanden, außer Letztere wurden explizit von innen mit der Ausrichtung nach außen an Fenster angebracht. Die technische Infrastruktur bildete die Smartphone-App Lingscape, die von der Universität Luxemburg für LL-Projekte kostenlos bereitgestellt wird. Mithilfe der App wurden die erfassten Kommunikate nicht nur automatisch mit Standortdaten versehen, sondern durch die Studierenden auch mit Blick auf die verwendeten Sprachen und unter Verwendung von siebzehn Taxonomien kategorisiert. Dies untertsützte die Herausbildung von Teilprojekten, die Bildung von Teilkopora und bereitete die sich anschließenden Feinanalysen, orientiert an der multimodalen Textanalyse nach Stöckl (2012) vor.[3]

Das Datenkorpus ist nach Abschluss der Datenerhebung öffentlich zugänglich gemacht worden und kann sowohl über die interaktive Analysekarte (s. Abb. 1) als auch in der Datenbank von Lingscape eingesehen und für weitergehende Analysen verwendet werden.

Studentische Teilprojekte

Projekt Orte der nachhaltigen Transformation

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Beteiligung

tba.

Projekt Öffentliche Klimakommunikation und Mehrsprachigkeit

tba.

Belege

  1. Schmitz, Ulrich (2018): Im Raume lesen wird die Macht. Zeichen der Macht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets. In: Pappert, Steffen; Michel, Sascha (Hrsg.): Multimodale Kommunikation im öffentlichen Raum. Texte und Textsorten zwischen Tradition und Innovation, Stuttgart: ibidem, S. 133–158, hier S. 137.
  2. Auer, Peter (2010): Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache. In: Deppermann, Arnulf; Linke, Angelika (Hrsg.): Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton, Berlin/New York: de Gruyter, S. S. 271-298, hier S. 272.
  3. Vgl. Stöckl, Hartmut (2016): Multimodalität – Semiotische und textlinguistische Grundlagen. In: Klug, Nina-Maria; Stöckl, Hartmut (Hrsg.): Handbuch Sprache im multimodalen Kontext, Berlin/Boston: de Gruyter, S. 3–35, hier S. 22–25.



Autor*innen

Im Sommersemester 2024 haben Tuba Nur Ceviz, Zara Ceviz, Jasmin Engler, Melissa Görzen, Sarah Hagelstein, Hannah Kuhlmann, Tim Schade, Johannes Siebert, Felix Thielemann, Sarah Weinfurter und Christina Wiemers an dem Seminar "Die Sprache der Klimawandel: Klima und Campus" (Leitung: Felix Böhm) teilgenommen und damit das Projekt KLICK – Klimacampus Kassel samt seiner Teilprojekte gestaltet und durchgeführt. Auch an der Entstehung dieses Textes waren sie maßgeblich mitbeteiligt. Die Erstfassung dieses Artikels geht auf eine Vielzahl von Textbausteinen der Teilnehmenden zurück, die Felix Böhm zusammentrug und ergänzte. Die Versionsgeschichte gibt daher nicht die gesamte Entstehung des Artikels wieder und listet auch nicht alle beteiligten Autor*innen als User*innen.



Zitiervorlage: Böh, Felix et al. Werkstatt (2020). In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Felix Böhm/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 25.11.2024.