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Wirft man einen Blick auf die Zeitungsartikel zum Doing Nothing Garden wird deutlich, dass die Journalisten bemüht sind, die Leser vom westlich geprägten Gedanken (Nichtstun=Faulheit) abzubringen, indem sie betonen, dass Song Dong im Vorfeld viel Arbeit mit seinem Kunstwerk hatte:
  
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== Sprachwissenschaftliche Analyse von Texten zum Kunstwerk ==
  
Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne ''Kunst'' Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die [[umweltaktivistische Kunst|Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten]] kann.
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Das Kunstwerk Doing Nothing Garden von Song Dong wird in diesem Teil als Beispiel verwendet, um zu demonstrieren wie Kunst zu ökologisch nachhaltigem Verhalten führen kann und welche umweltaktivistische Bedeutung sie in sich trägt.
 
 
 
 
 
 
== Kunstwerk ==
 
 
 
Eines von [[Song Dong|Song Dongs]] berühmtesten Kunstwerken ist der ''Doing Nothing Garden'', welcher im Rahmen der [[dOCUMENTA 13]] im Sommer 2012 in Kassel entstand. Hierfür wurde ein etwa sechs Meter hoher Hügel aus Schutt und organischen Abfällen aufgeschüttet und mit Gras und Blumen bepflanzt. Er war außerdem mit Neonschildern übersehen, auf denen die Wörter ‚Doing‘ und ‚Nothing‘ zu lesen waren.<ref>{{Literatur|Titel= Das Begleitbuch/ The Guidebook|Herausgeber*in=documenta und Museum Friedericianum Veranstaltung-GmbH |Sammelband= Katalog 3/3|Ort=Kassel |Verlag=Hatje Cantz |Jahr=2016 |Seite=306f}}</ref>
 
Der prägnante Standort des ''Doing Nothing Garden'' trug stark zur Wirkung des Kunstwerkes bei, da es sich unmittelbar vor der Orangerie auf der Karlswiese inmitten der barocken Sichtachsen der – ursprünglich als Lustgarten angelegten – Karlsaue befand.<ref>{{Literatur|Autor*in=Holz, Burghard |Titel=Mein Lieblingskunstwerk: Song Dongs "Doing nothing garden" in der Karlsaue |Jahr=2012 |Website=HNA Kultur |Online=https://www.hna.de/kultur/documenta/mein-lieblingskunstwerk-song-dongs-doing-nothing-garden-karlsaue-2428389.html|Abruf=25.02.2021 }}</ref>
 
Um den bepflanzten Berg herum befand sich eine Sitzfläche, die bei gutem Wetter zum Verweilen einlud und während der [[documenta]] auch immer gut besucht war.
 
Wie viele von [[Song Dong|Song Dongs]] Arbeiten ist auch dieses von Gedanken an den Naturschutz durchdrungen und besitzt eine [[umweltaktivistische Bedeutung (Song Dong)|umweltaktivistische Bedeutung]]. Es versinnbildlicht eine Verbindung zu Konzepten und Philosophien des Taoismus und einer möglichen „Symbiose mit den Kräften der Natur“<ref>{{Literatur|Autor*in=Kurzführer |Titel=Projekte: Song Dong |Jahr=2015 |Website=Universes in Universe |Online=https://universes.art/de/triennale-bruegge/2015/projects/song-dong |Abruf=25.02.2021 }}</ref>
 
  
==Konzept==
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Hierfür wird das Kunstwerk aus drei groben Kategorien Think Piece, Snowglobe und Intervention betrachtet, die sogenannten drei Modi umweltaktivistischer Kunst.
[[Song Dong]] erstellt seine Kunstwerke hauptsächlich nach dem Prinzip des ‚Wu Wei‘ (chin. 無為 / 无为).  Dieses Prinzip entstammt der chinesischen Philosophie des Taoismus (auch Daoismus), die etwa seit dem 4. Jh. v. Chr. besteht.  Übersetzt ins Deutsche bedeutet der Begriff ‚Wu Wei‘  in etwa ‚Nichtstun‘ bzw. ‚Nichthandeln‘ und wird im chinesischen Sprachgebrauch – im Gegensatz zum westlichen, europäischen Verständnis – nicht negativ konnotiert. Somit wird diese Formulierung auch nicht mit Faulheit gleichgesetzt, sondern ist durchweg positiv konnotiert. Nach dem chinesischen Prinzip meint ‚Nichtstun‘ nämlich nicht ‚gar nichts machen‘, sondern nur ‚das Nötigste‘ tun.
 
So gibt man Potenzialen die Möglichkeit, sich frei zu entfalten.<ref>{{Literatur|Autor*in=Fischer,Theo |Titel=Wu Wei. Die Lebenskunst des Tao |Ort=Hamburg |Verlag= Rowohlt |Jahr=1992 }}</ref>
 
  
Nimmt man sich einen heimischen Garten als Beispiel, so lässt sich ‚Wu Wei‘ folgendermaßen erläutern:
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Aus der Kategorie des Think Pieces betrachtet spricht das Kunstwerk Doing Nothing Garden nicht gleich für sich und man muss darüber nachdenken. Der Bezug zu Aspekten der Umwelt lässt sich theoretisch assoziativ herstellen. Im Begleitbuch heißt es dazu „Der sechs Meter hohe Hügel auf der Karlswiese vor der Orangerie [ist] aus Schichten über Schichten von Schutt und organischen Abfällen aufgehäuft, mit Gras und Blumen überwachsen und mit Neonschildern versehen"1. Der Bezug zur Umwelt wird nicht immer deutlich, hierfür müsste man biografische Aspekte oder weitere Arbeiten des Künstlers berücksichtigen um zu erschließen auf was sich der Künstler bezieht.
*Eine Pflanze wächst grundsätzlich von alleine, man muss sie aber gießen, damit sie besser wachsen kann stellt hier die nötigste Handlung dar.
 
*An ihr zu ziehen, um sie schneller zum Wachsen zu bringen entspricht einer unnötigen/nutzlosen Handlung, die nach dem ‚Wu Wei‘-Prinzip nicht vollzogen werden soll.
 
  
Ähnlich verhält es sich in [[Song Dong|Song Dongs]] [[Doing Nothing Garden]],denn allein dessen Name verweist bereits auf das ‚Wu Wei‘-Konzept:
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Aus der Perspektive des zweiten Modi, dem Snowglobe ist das Kunstobjekt Doing Nothing Garden ein kleines (Öko-) System bzw. ein kleines Konstrukt und steht für natürliche Kreisläufe oder gesellschaftliche Prozesse. Abfälle sind Teil unserer Gesellschaft und von Menschen verursacht. Sie durchlaufen Komplexe Wege und sind Teil eines Umweltproblems2. Das Kunstwerk verbildlicht komplexe Zusammenhänge und zeigt Alternativen und Lösungen für Umweltprobleme auf, kleines System wird sinnbildlich für unser großes System.
Song Dong sammelt Bauschutt und lässt ihn vor der Orangerie in Kassel zur dOCUMENTA13 aufschütten. Anschließend versieht er sein Kunstwerk mit Neonschildern und lässt die Natur ‚arbeiten‘.  
 
Er vollzieht also nur die nötigste Handlung (= Bauschutt aufschütten) und lässt der Natur freien Lauf, damit sie sich gänzlich entfalten kann.  
 
So entsteht auf dem Bauschutt eine Grünfläche mit unterschiedlichsten Pflanzen.<ref>{{Literatur|Autor*in=Holz, Burghard |Titel=Mein Lieblingskunstwerk: Song Dongs "Doing nothing garden" in der Karlsaue |Jahr=2012 |Website=HNA Kultur |Online=https://www.hna.de/kultur/documenta/mein-lieblingskunstwerk-song-dongs-doing-nothing-garden-karlsaue-2428389.html|Abruf=25.02.2021 }}</ref>
 
  
Wirft man einen Blick auf die Zeitungsartikel zum Doing Nothing Garden wird deutlich, dass die Journalisten bemüht sind, die Leser vom westlich geprägten Gedanken (Nichtstun=Faulheit) abzubringen, indem sie betonen, dass Song Dong im Vorfeld viel Arbeit mit seinem Kunstwerk hatte:
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Das letzte Modi Intervention ist in erster Linie umweltaktivistische Aktion und greift in die reale Welt ein. Der Wert der Arbeit wäre auch ohne Kunststatus gegeben, aber durch seinen Kunststatus ist es greifbar für viele andere gesellschaftliche Bereiche. Song Dongs „doing nothing garden“ scheint zunächst für diese Kategorie nicht relevant zu sein. In Kombination mit dem chinesischen „Wu Wei“-Prinizip ist es jedoch bedeutsam. Der Interventionscharakter wird im folgenden Ausschnitt aus der Nordhessischen Rundschaut verdeutlicht „Song Dongs Doing Nothing als Ort zum Nichtstun, Entspannen und Träumen [wird] von den Kasselern und ihren Besuchern vollkommen akzeptiert und genutzt“3. Der Betrachter des Kunstobjektes wird Teil der Kunst, in dem er auf dem Kunstwerk sitzt oder liegt und „nichts tut“. Somit versucht das Kunstwerk „doing nothing garden“ Kunst, Mensch und Natur zu vereinen und so eine Balance zu schaffen.
  
== Sprachwissenschaftliche Analyse von Texten zum Kunstwerk ==
 
  
  

Version vom 4. März 2021, 09:26 Uhr

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Wirft man einen Blick auf die Zeitungsartikel zum Doing Nothing Garden wird deutlich, dass die Journalisten bemüht sind, die Leser vom westlich geprägten Gedanken (Nichtstun=Faulheit) abzubringen, indem sie betonen, dass Song Dong im Vorfeld viel Arbeit mit seinem Kunstwerk hatte:

Sprachwissenschaftliche Analyse von Texten zum Kunstwerk

Das Kunstwerk Doing Nothing Garden von Song Dong wird in diesem Teil als Beispiel verwendet, um zu demonstrieren wie Kunst zu ökologisch nachhaltigem Verhalten führen kann und welche umweltaktivistische Bedeutung sie in sich trägt.

Hierfür wird das Kunstwerk aus drei groben Kategorien Think Piece, Snowglobe und Intervention betrachtet, die sogenannten drei Modi umweltaktivistischer Kunst.

Aus der Kategorie des Think Pieces betrachtet spricht das Kunstwerk Doing Nothing Garden nicht gleich für sich und man muss darüber nachdenken. Der Bezug zu Aspekten der Umwelt lässt sich theoretisch assoziativ herstellen. Im Begleitbuch heißt es dazu „Der sechs Meter hohe Hügel auf der Karlswiese vor der Orangerie [ist] aus Schichten über Schichten von Schutt und organischen Abfällen aufgehäuft, mit Gras und Blumen überwachsen und mit Neonschildern versehen"1. Der Bezug zur Umwelt wird nicht immer deutlich, hierfür müsste man biografische Aspekte oder weitere Arbeiten des Künstlers berücksichtigen um zu erschließen auf was sich der Künstler bezieht.

Aus der Perspektive des zweiten Modi, dem Snowglobe ist das Kunstobjekt Doing Nothing Garden ein kleines (Öko-) System bzw. ein kleines Konstrukt und steht für natürliche Kreisläufe oder gesellschaftliche Prozesse. Abfälle sind Teil unserer Gesellschaft und von Menschen verursacht. Sie durchlaufen Komplexe Wege und sind Teil eines Umweltproblems2. Das Kunstwerk verbildlicht komplexe Zusammenhänge und zeigt Alternativen und Lösungen für Umweltprobleme auf, kleines System wird sinnbildlich für unser großes System.

Das letzte Modi Intervention ist in erster Linie umweltaktivistische Aktion und greift in die reale Welt ein. Der Wert der Arbeit wäre auch ohne Kunststatus gegeben, aber durch seinen Kunststatus ist es greifbar für viele andere gesellschaftliche Bereiche. Song Dongs „doing nothing garden“ scheint zunächst für diese Kategorie nicht relevant zu sein. In Kombination mit dem chinesischen „Wu Wei“-Prinizip ist es jedoch bedeutsam. Der Interventionscharakter wird im folgenden Ausschnitt aus der Nordhessischen Rundschaut verdeutlicht „Song Dongs Doing Nothing als Ort zum Nichtstun, Entspannen und Träumen [wird] von den Kasselern und ihren Besuchern vollkommen akzeptiert und genutzt“3. Der Betrachter des Kunstobjektes wird Teil der Kunst, in dem er auf dem Kunstwerk sitzt oder liegt und „nichts tut“. Somit versucht das Kunstwerk „doing nothing garden“ Kunst, Mensch und Natur zu vereinen und so eine Balance zu schaffen.


Umweltaktivistische Bedeutung

Durch die Ausstellung seiner Kunstwerke auf der dOCUMENTA13 erhielt Song Dong viele Reaktionen auf seine Arbeit.


Texte der Presse und der Fachliteratur trugen beide zur positiven Resonanz bei, weswegen es unterschiedliche Stimmen zu der Kunst des chinesischen Künstlers gibt. Einerseits von Fachleuten im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13, andererseits auch durch Kunstlaien, welche ihre Eindrücke von den Kunstwerken in den für alle zugänglichen Pressetexten darstellen. Alle Stimmen haben gemeinsam, dass das, was Song Dong macht, als Kunst deklariert und nicht infrage gestellt wird.

Dies zeigt eine sprachwissenschaftliche Analyse des Artikels zu Song Dong im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13 für das Kunstwerk Doing Nothing Garden, welche die Kunstwertstiftung festlegt. Bevor einem Kunstwerk eine neue, beispielsweise umweltaktivistische Bedeutung zugeschrieben werden kann, sollte ein Kunstwerk erstmal als dieses zu erkennen sein. So wird beispielsweise durch fachbegriffliche Beschreibung seines künstlerischen Agierens deutlich, dass Song Dong in einem für Künstler typischen Stil arbeitet, wenn er beispielsweise den Kalligraphiepinsel benutzt. Das Begleitbuch zur dOCUMENTA13 betitelt sein Kunstwerk als „Denkmal“1 und verweist somit auf eine versteckt intendierte und ästhetische Wirkung, welche ebenfalls ein Merkmal von Kunst ist. Ferner wird Song Dong als „bedeutender Vertreter chinesischer Konzeptkunst“2 bezeichnet und somit wird deutlich, dass dieser sich schon vor der Documenta in der Kunstszene etabliert hat. Auch in der Presse kann viel zum Status des Künstlers entdeckt werden. Wenngleich er vor der Kunstausstellung bereits als wichtiger Vertreter angesehen wurde, verhilft ihm die dOCUMENTA13 zu mehr Ansehen und er wird unter anderem als „Documenta-Star“3 bezeichnet, was sich sehr positiv auf seinen sozialen Status ausübt. Auch durch seine politisch und gesellschaftlich orientierten Ansichten wird er als „Botschafter kulturellen Austausches“4 gekürt, welches nun eine ganz neue Perspektive auf seine Kunst eröffnet. Durch die Kunstzuschreibung und Statusverbesserung des Künstlers erfährt seine Message mehr Bedeutung: Seine Kunstwerke werden durch die Verwendung von sprachlicher Demonstration mithilfe von Presse- und Katalogtexten als Kunst erkennbar und können somit besser verstanden werden und zwar von jedem Menschen. Dieses Beispiel zeigt, dass solche Aktionen eine Kunstwertstiftung brauchen, um zum Nachdenken anzuregen. Der Künstler selbst sagt in einem Interview5, dass für ihn Leben und Kunst synonym seien und er seine Kunst dafür schafft, um Leute zum Verweilen, Innehalten und Nachdenken über die Zukunft, zu bewegen.

Durch das Ausstellen seiner Kunstwerke auf einer öffentlichen und weltbekannten Kunstausstellung, erreicht er viele verschiedene Menschen, von Kunstlaien bis Kunstkennern. Diese verleihen ihm aufgrund ihrer Bewertungen in der Öffentlichkeit sowie wegen seines Schaffens einen besonderen Status und geben ihm somit selbst eine zentrale Stimme, denn der „Botschafter des kulturellen Austauschs“6 könnte Menschen von seiner umweltschützenden Meinung beeinflussen und zu nachhaltigem Verhalten inspirieren.

Lois Weinberger

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Um Kenntnisse darüber zu erhalten, wer Lois Weinberger war, wurden in Texten, die von ihm selbst geschrieben wurden, sowie auch in Artikeln (z.B. aus der Bauwelt), die von anderen verfasst wurden, sämtliche Künstlerbezeichnungen gesammelt. Die Künstlerbezeichnungen geben Hinweise darauf, wie Lois Weinberger sich selbst wahrgenommen hat und auch, wie er von anderen bezeichnet wurde.

Seine Eigenwahrnehmung besticht dadurch, dass er sich selbst als Feldarbeiter, Forscher und Betrachter sieht (s. Grafik rechts). Die Fremdwahrnehmung lässt sich in unterschiedliche Domänen unterteilen: Handwerk/Vorgehen, Natur/Garten, Poesie, Kunst, Zukunft und Ikone.

Es hat sich gezeigt, dass die Fremdwahrnehmung sich auf Weinbergers Eigenwahrnehmung bezieht, sie gleichzeitig auch erweitert und von ihr abweicht. Insbesondere die Domänen Natur/Garten, Politik und Zukunft lassen Schlüsse auf die umweltaktivistische und politische Dimension Lois Weinbergers und seiner Kunst zu. So wird er u.a. als “Vordenker” im Bereich Kunst und Natur, “Schutzpatron der Ruderalpflanzen” (derstandard), "Meister des 'Unkrauts'" (br) oder “Ahnherr des Guerilla-Gardenings” (FAZ) gesehen.

Außerdem konnte beobachtet werden, wie die Verortung seines Schaffens im umweltaktivistischen Kontext in den Nachrufen nach seinem Tod im April 2020 im Vergleich zu älteren Berichten zunahm und er so zu einer Ikone umweltaktivistischer Kunst wurde.

Sollten Sie noch weitergehendes Interesse am Klimaaspekt in Lois Weinbergers Kunst haben, empfehlen wir Ihnen folgende Prezi-Präsentation.

Dynamiken in den Werken Weinbergers und in der Kommunikation darüber

Wenn man sich auf sprachlicher Ebene intensiver mit Lois Weinbergers Kunst auseinandersetzt, fällt einem immer mehr eine der Kunst innewohnende Dynamik auf. Diese macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar.

Die erste bildet die sprachlich-literarische Ebene, vor allem zu erkennen in Notizen, Gedichten, Titeln oder kurzen Ausführungen zu und über seine Kunst. Eine weitere Ebene bilden die einzelnen Kunstwerke an sich, dort findet man die Dynamik zum Beispiel bei den verwendeten Materialien oder auf den verschiedenen Bedeutungsebenen wieder. Zuletzt erkennt man die Dynamik auf der Ebene des Spannungsverhältnisses von Mensch – Kunst – Natur und deren wechselseitigen Beziehungen untereinander. Besonders dieses letzte Verhältnis wird auch wiederholt in den Nachrufen auf seinen Tod thematisiert.

Das Verhältnis von Mensch, Kunst und Natur in Weinbergers Schaffen

Der Künstler Lois Weinberger, v.a. bekannt durch seine Beiträge auf der documenta, nähert sich über seine Werke der Beziehung zwischen Mensch und Natur an. Er begibt sich in das dynamische Spannungsfeld, das zwischen Mensch, Kunst und Natur besteht. Für ihn sind alle drei Bereiche gleichermaßen wichtig. Indem er sich der Natur über seine Kunst annähert, will er den klassischen Kunstbegriff, der mit Künstlichkeit, "Gemachtheit" und Herstellungsprozessen assoziiert wird, umkehren in einen Kunstbegriff, der die natürliche Selbstgestaltung durch den Gegenstand – die Natur – zulässt. Kunst und Natur sind in seinem Weltbild keine Gegensätze, sondern durchaus vereinbar in einer menschlichen Gesellschaft, die das zulässt. Denn dann können – so Weinberger – Mensch, Kunst und Natur voneinander profitieren. Indem der Künstler nichts neues anfertigt, sondern bestehende Gegebenheiten nutzt und innovativ umstrukturiert, trägt er zu der Annäherung zwischen Kunst und Natur bei. Gleichzeitig setzt er durch seine Kunst ein Zeichen für die bewusste Wahrnehmung der Natur und den Klimaschutz und gegen die rücksichtslose Ausbeutung des Planeten [1]. Das Kunstwerk "GARTEN - eine poetische Feldarbeit" im Rahmen der "Ruderal Society", die Weinberger mehrfach inszeniert hat (zuletzt auf der documenta 14), ist ein geeignetes Beispiel, um seinen Blick auf die Natur zu verdeutlichen. Weinberger hat dafür einen Stahlkubus in den urbanen Raum integriert, in dem es zu 'Spontanvegetation' kommen sollte. Er schafft der Natur sozusagen] eine "Lücke im urbanen Raum", einen Platz in der Gesellschaft. Genau dieses Konzept wird auch in den Nachrufen seit April 2020 wiederholt aufgegriffen.

Der Nachruf als konzentrierte Wahrnehmung von Mensch und Gesellschaft

Der Künstler Lois Weinberger ist im April 2020 verstorben. Bei Personen des öffentlichen Lebens ist es in der deutschen Presse üblich, sie nach ihrem Versterben mit einem Nachruf zu würdigen (Hanus, 120). Ein solcher Nachruf skizziert das Leben der Person und legt Schwerpunkte in der Bewertung dessen, was diese Person besonders und wichtig für die Gesellschaft gemacht hat. In der Auswahl dieser Schwerpunkte schwingt immer auch eine gewisse Gewichtung mit, die etwas darüber aussagt, wie wir unsere Gesellschaft wahrnehmen und was als wichtig empfunden wird [2].

Bei Lois Weinberger zeigt sich das am Schwerpunkt „Umwelt“. Das Kunstwerk, das in allen von uns untersuchten Nachrufen als zentrales Beispiel seiner Arbeit benannt wird, wurde in 1997 auf der documenta X am Kasseler Hauptbahnhof gezeigt und heißt „das über Pflanzen / ist eins mit ihnen“. Die Nachrufe betonen bei diesem Kunstwerk zunächst den Umweltaspekt. So werden die Produkte von Weinbergers Arbeit als „Pflanzen-Werke“ bezeichnet (BR) oder als „Gartenkunst“ (FAZ). Ausgehend von diesem Punkt werden teilweise noch andere Themen, wie die Migration, beleuchtet: „Er ließ die Menschen anhand einfacher Pflanzen über Migration, Fremdheit und Randlagen nachdenken“ (FAZ). So entsteht in der Wahrnehmung Weinbergers eine Verbindung von Natur, Kunst und dem Menschen. Im Vordergrund aber steht die Betonung der umweltaktivistischen Kunst Weinbergers. Und das zeigt eben auch, dass wir als Gesellschaft dem Umweltdiskurs aktuell eine besondere Bedeutung beimessen.

Unter diesem Beitrag ist die Beispielanalyse eines Nachrufs aus der FAZ zu sehen, die zeigt, wie Linguisten an Texte herangehen. Es konnten u.a. Muster der Kunstwertstiftung sowie verschiedene Bezeichnungen Lois Weinbergers herausgearbeitet werden.

Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne Kunst Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten kann.

Künstler

Der österreichische Künstler hat sich in seinem Schaffen ausgiebig mit Pflanzen, der Dynamik von urbanen und wilden Lebensräumen und dem Zusammenwirken von Kunst, Mensch und Natur auseinander gesetzt. Nach seinem Tod im April 2020 sind in der deutschsprachigen Presse Nachrufe erschienen, die uns Einblick in die Wahrnehmung Lois Weinbergers und seiner Kunst geben. Aber auch andere Texte - von und über ihn - haben wir zur Analyse herangezogen.


Lois Weinberger(* 24. September 1947 in Stams ; † 21. April 2020 in Wien ) war ein österreichischer Künstler, welcher das Verhältnis von Mensch und Natur prägend für sein Arbeiten und Denken sah und bei der documenta 14 in Kassel teilnahm.

Lois Weinberger im Living Handbook



Song Dong (* 1966 in Peking) ist ein bedeutender chinesischer Konzeptkünstler, welcher unter anderem mit seinem Kunstwerk Doing Nothing Garden und dem damit verbundenem Konzept des Nichtstuns bei der dOCUMENTA 13 Aufmerksamkeit erregte.

Song Dong im Living Handbook


Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne Kunst Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten kann.

Biografie des Künstlers

Der chinesische Künstler Song Dong wurde 1966 in Peking geboren. Zu dieser Zeit dauert die damalige Kulturrevolution an, welche große Folgen für die damalige Gesellschaft hatte. Demzufolge wuchs Song Dong unter ärmlichen Verhältnissen in seiner Familie auf und lernte schon früh, was es heißt, mit wenig auszukommen. Er studierte 1989 Malerei. Aufgrund der aufständischen Situation seines Landes schloss er sich dann der politischen und künstlerischen Bewegung der bildenden Künste (Avantgarde) an und probiert sich an der experimentellen Ausführung von Kunst z. B. Videoinstallationen und Performances.[3] So wie der Künstler selbst von den Verhältnissen und den damit einhergehenden Folgen der Kulturrevolution geprägt ist, finden sein politischer Aktivismus sowie alte chinesische Traditionen Ausdruck in seinen Werken: er bedient sich hierbei des Konzeptes des wu jin qi yong („nichts verschwenden“)[4] und Gesellschaftskritik. Er wird im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13 als „bedeutender Vertreter der chinesischen Konzeptkunst“[5] bezeichnet, da er verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Fotografie, Performance, etc verbindet. Durch seine Teilnahme an der dOCUMENTA 13 im Jahr 2012 erregte er mit seinem Kunstwerk Doing Nothing Garden großes Aufsehen, weswegen es eine Vielzahl von verschiedenen Äußerungen über das Kunstwerk gibt. Zudem eröffnet er eine neue Perspektive auf seine Kunstwerke: eine umweltaktivistische.

Belege

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  1. Winiwarter, Verena; Bork, Hans-Rudolf (2019): Geschichte unserer Umwelt. Sechzig Reisen durch die Zeit.. Stuttgart: primus, S. 13.
  2. Hanus, Anna (2016): Der Nachruf in der polnischen und der deutschen Presse anhand der Texte um den Tod von Marcel Reich-Ranicki. In: Kaczmarek, Dorota (Hrsg.) (Hrsg.): Politik - Medien - Sprache: deutsche und polnische Realien aus linguistischer Sicht, Łódź: Wydawnictwo Uniwersytetu Łódzkiego, S. 119-134, hier S.131.
  3. Song Dong. In: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Online, zuletzt abgerufen am 23.02.2021.
  4. Das Begleitbuch/ The Guidebook. In: documenta und Museum Friedericianum Veranstaltung-GmbH (Hrsg.): Katalog 3/3, Kassel: Hatje Cantz, S. 306f.
  5. Das Begleitbuch/ The Guidebook. In: documenta und Museum Friedericianum Veranstaltung-GmbH (Hrsg.): Katalog 3/3, Kassel: Hatje Cantz, S. 306f.