Benutzer: Johannes Trayser/Werkstatt
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Frage: Wie sieht das mit den Fußnoten aus, das hab ich immernoch nicht so ganz verstanden.[1]
Soziale Epistemologie
In diesem Absatz wollen wir uns mit dem Forschungsgebiet der sozialen Epistemologie (oder soziale Erkenntnistheorie) beschäftigen. Um besser verstehen zu können was die soziale Epistemologie ausmacht, soll zunächst ein klassisches Verständnis von Epistemologie ausgeführt werden. Darauf aufbauend wollen wir, mit Hilfe von konkreten Beispielen, die Möglichkeiten der sozialen im Kontrast zur traditionellen Epistemologie betrachten.
Klassische Erkenntnistheorie
Die Epistemologie (oder Erkenntnistheorie) ist ein klassisches Hauptgebiet der Philosophie, in dem es um die Voraussetzungen, die Möglichkeiten und die Grenzen von menschlicher Erkenntnis geht. Grundüberlegungen gehen meist von einem erkennenden Subjekt aus, dass Wissen über einen Gegenstand in der Welt erwirbt. ref>
In: Regebogen, Arnim;Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe,
Hamburg: Felix Meiner Verlag (2013), S. 197-198.
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In: Regebogen, Arnim;Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe,
Hamburg: Felix Meiner Verlag (2013), S. 190.
</ref Innerhalb der Disziplin gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Fragestellungen, Positionen und Diskussionsbereiche. Ein Beispiel: Kann ein Mensch einen Gegenstand, wie einen Tisch, mit Hilfe seiner Sinneswahrnehmungen, dem Gedächtnis und der Fähigkeit Dinge zu verallgemeinern im Kern begreifen und erkennen (Realismus)? Oder sind Menschen durch ihre eigenen Sinne und menschliche Perspektive eingeschränkt (Idealismus oder Phänomenalismus), sodass sie die Welt immer nur aus menschlicher Perspektive, aber ihre Umwelt niemals absolut (epistemischer Anthropozentrismus) erkennen können? Oder hängt die Erkenntnis sogar auf ganz individueller Ebene davon ab, wie das jeweilige Subjekt die eigene Umwelt, unabhängig von allen anderen, wahrnimmt (Relativismus) ?
Anhand dieses Bespiel wird deutlich, wie vielfältig die unterschiedlichen Denkrichtungen sind, die versuchen Antworten auf die Fragen der Epistemologie zu formulieren.
Soziale Erkenntnistheorie
Auch die junge Disziplin der soziale Epistemologie versucht Antworten auf die Fragen der Epistemologie zu formulieren und legt den Fokus dabei auf die soziale Dimension des Wissens. So wird in der sozialen Epistemologie thematisiert, dass Wissen und verschiedene Formen der Wissensproduktion (in der Schule, Vereinen oder der wissenschaftlichen Forschung) immer stark im sozialen Kontext verknüpft sind. Vom Lernen in der Schule bzw. Hochschule, über das kollaborative Arbeiten im Büro bis hin zum Peer-Review von wissenschaftlichen Texten, ist sowohl die Praxis der Wissensherstellung, als auch die der Wissensweitergabe stets von sozialen Strukturen geprägt. Durch diese soziale Perspektive auf Wissen wird deutlich, dass sowohl die Qualitätsmerkmale (wie Objektivität , , Neutralität), als auch die gewählten Werkzeuge (mechanische, technische oder statistische Messinstrumente) der westlichen Forschung nicht die einzige Methode sind erfolgreich zu forschen. Diese Arbeitsweisen sind historisch gewachsen und von sozialen Strukturen geprägt (siehe auch Epistemische Tugenden). Auch der Einfluss persönlicher Erfahrungen und das Geschlecht des Forschenden werden von der sozialen Epistemologie als relevant berücksichtigt. Im Kontext der Wissensproduktion werden in der sozialen Epistemologie auch kollaborative Formen der Wissensproduktion thematisiert: Wie funktioniert die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Aufsätzen oder wie lässt sich die Qualität einer Online-Enzyklopädie wie Wikipedia bewerten. Neben diesen beispielhaften Themenbereichen der sozialen Epistemologie ist auch die Auseinandersetzung mit der Weitergabe von Wissen ein zentraler Forschungsbereich der Disziplin. Der größte Teil des eigenen Wissens kommt nicht aus eigener epistemischer Erfahrung – hierzu zählt traditionell sinnliche Wahrnehmungen, Erinnerungen oder vernünftiges Schlussfolgern – sondern aus dem Zeugnis anderer Menschen : Die eigene Familiengeschichte, die Form unserer Erde oder die Höhe des Mount Everest erfahren wir nicht aus der eigenen Wahrnehmung, sondern aus Erzählungen, einem Buch oder dem Internet.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass soziale Epistemologie den Blickwinkel weg von einem isolierten erkennenden Subjekt, das Wissen durch Sinneswahrnehmungen, Erinnerung und Verallgemeinerung erzeugt, hin zu einem Subjekt verändern will, das in seinem sozialen Kontext betrachtet wird. Mit Hilfe des Philosophen Alvin Goldmann lässt sich, im Hinblick auf die soziale Dimension von Erkenntnis, dabei zwischen drei Arten von erkennenden Subjekten unterscheiden. Im Kontrast zur klassischen Erkenntnistheorie werden neben Individuen oder Institutionen als Subjekte von Erkenntnis verstanden. Bei Individuen stehen dabei insbesondere die sozial und kommunikativ entstandenen Gründe für die eigene Meinungsbildung im Vordergrund. Beispiele für solche Gruppen sind Geschworene, Vereine, Gremien oder Parteien, wenn diese kollektiv Meinungen bilden oder Urteile fällen. Von Interesse ist dabei sowohl die Formierung dieser Gruppen als auch der Prozess, mit dem die Gruppen schließlich aus individuellen Urteilen zu einer gemeinsamen Überzeugung gelangen. Neben diesen lassen sich auch Institutionen als epistemische Systeme begreifen, wenn diese spezifische Ziele sowie Regeln und Abläufe zum Erkenntnisgewinn formulieren. Beispiele dafür sind Bildungseinrichtungen, Wissenschaften, Journalismus oder Gerichtsverfahren. Für soziale Epistemologie gilt Erkenntnis als kulturell und sprachlich bedingt, sozial geformt, kollaborativ erarbeitet und schließlich in gesellschaftlichen Kontexten als Wissen weitergegeben. soziale Epistemologie möchte vereinfacht ausgedrückt den sozialen Aspekt von Erkenntnisgewinn und Erkenntnisweitergabe in den Vordergrund stellen und verdeutlichen, dass alle Arbeitsweisen und Werkzeuge in der Schule, im Büro oder an der Universität selbst sozial gewachsen sind.
Belege
- ↑ Hausendorf, Heiko; Müller, Marcus (2016): Sprache in der Kunstkommunikation. In: Hausendorf, Heiko; Müller, Marcus (Hrsg.): Handbuch Sprache in der Kunstkommunikation, Berlin, Boston: De Gruyter, S. 437.