Diskurs und Diskursanalyse

Aus wiki.climate-thinking.de
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Begriff Diskurs wird alltagssprachlich für ein thematisch klar umrissenes Gespräch oder eine verbale Auseinandersetzung genutzt. Fachwissenschaftlich wird der Begriff ab Ende der 1960er Jahre insbesondere durch den französischen Philosophen, Historiker und Soziologen Michel Foucault geprägt.[1] Ausgehend von Foucault geht er in verschiedene geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder ein. Im Bereich Über Klimawandel sprechen soll es insbesondere um seine sprachwissenschaftliche Weiterentwicklung gehen.

Diskursanalyse.jpeg

Die sprachwissenschaftliche Ausprägung des Begriffs Diskurs

Spätestens durch einen Aufsatz der Sprachwissenschaftler Dietrich Busse und Wolfgang Teubert[2] nimmt eine linguistische Forschung stetig zu, die sich der Analyse gesellschaftlichen Wissens und Handelns hinwendet, das sowohl in Sprache und Kommunikation vorbereitet wird und sich darin wiederum auch niederschlägt. Ausgehend von diesen Diskursanalysen identifiziert und präzisiert der Sprachwissenschaftler Andreas Gardt den folgenden Diskursbegriff für die Linguistik:

„Ein Diskurs ist die Auseinandersetzung mit einem Thema,

  • die sich in Äußerungen und Texten der unterschiedlichsten Art niederschlägt,
  • von mehr oder weniger großen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird,
  • das Wissen und die Einstellungen dieser Gruppen zu dem betreffenden Thema sowohl spiegelt
  • als auch aktiv prägt und dadurch handlungsleitend für die zukünftige Gestaltung der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Bezug auf dieses Thema wirkt.“[3]

So könnte man als konkretes Anwendungsbeispiel dieser Definition die Untersuchung des Klimawandeldiskurses heranziehen,[4] in dem sich die Auseinandersetzung mit dem Problemkomplex des menschengemachten Klimawandels u. a. in Form von Tweets, Protestrufen, Interviews, Dokumentationen, populärwissenschaftlichen Texten oder eben nicht zuletzt auch in der massenmedialen Berichterstattung zeigt. Diese Diskussion wird von Bewegungen wie Fridays for Future, politisch interessierten YouTubern oder Parteien wie der CDU etc. getragen und in ihren jeweiligen Äußerungen und Texten zeigen sich ihre Haltungen und ihr Wissen, welche wiederum das Handeln in Bezug auf den Problemkomplex Klimawandel prägen.

Belege

  1. Foucault, Michel (1991): Die Ordnung des Diskurses. Frankfurt am Main: Fischer.
  2. Busse, Dietrich/Teubert, Wolfgang (1994): Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Zur Methodenfrage der historischen Semantik. In: Busse, Dietrich/Hermanns, Fritz/Teubert, Wolfgang (Hrsg.): Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte. Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik, Opladen: Westdeutscher, S. 10-28.
  3. Gardt, Andreas (2007): Diskursanalyse – Aktueller theoretischer Ort und methodische Möglichkeiten. In: Warnke, Ingo H./Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände, Berlin/New York: de Gruyter, S. 30.
  4. Tereick, Jana (2016): Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora. Berlin/Boston: De Gruyter.



Autor*innen

Erstfassung: Paul Reszke am 11.05.2021. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der Diskussionsseite einsehbar.

Zitiervorlage:
Reszke, Paul (2021): Diskurs und Diskursanalyse. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Diskurs und Diskursanalyse, zuletzt abgerufen am 23.11.2024.