Benutzer: Clara Schuler/Werkstatt
Dieser Beitrag ist kein inhaltlicher Bestandteil des Living Handbooks, sondern die persönliche Werkstatt-Seite von Nutzer*in Clara Schuler. Bitte nehmen Sie keine Änderungen an dieser Seite vor, ohne dies zuvor mit Clara Schuler abgesprochen zu haben. |
5. Ruhrgebiet-Literaturwettbewerb
Thema: Klimawandel
In dem Jahr 2020 ist der 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb mit dem Schlagwort Klimawandel gestartet.
Hintergründe
2019 ist das Jahr, in dem die Klimaveränderungen eine präsente Rolle spielen. Mit „Fridays for Future“ gehen viele junge Leute auf die Straßen, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Überall auf der Welt sind die Folgen des Klimawandels immer stärker zu erkennen. [1]
Inhalte & Voraussetzungen
Auch das Ruhrgebiet bleibt davon nicht verschont, weshalb der Wettbewerb in diesem Jahr auf genau dieses Thema abzielt. [2] Es werden Texte über Veränderungen, Visionen, Scheitern und Gelingen verlangt, wobei es gänzlich offen gehalten wird, ob es sich um Science-Fiction Thriller, Krimis, Kurzgeschichten, oder ähnliches handelt. Nicht nur Erwachsene, auch Jugendliche sind angehalten einen Text einzusenden. Zu beachten sei, dass der Text vorher noch nicht publiziert ist. Bei den formalen Kriterien ist zu beachten, dass maximal 12.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, mit einer Schriftgröße 12 und einem Zeilenabstand von 1,5 verfasst werden. Des Weiteren dürfen im Text keine Namen gekennzeichnet werden. Eine Kurzbiografie ist verlangt. Pro Teilnehmer darf nur ein Text eingereicht werden. Zu gewinnen ist ein Preisgeld für die ersten drei Plätze. Der Gewinner erhält 1000 €, der Zweitplatzierte 600 € und der Dritte 400 €. Bewertet sind die Texte von einer Jury, bestehend aus Prof. Dr. Ralph Köhnen vom germanistischen Institut an der Ruhr-Uni Bochum, Carola Mirhoff von der Buchhandlung Mirhoff & Fischer in Bochum und André Patten, aus Bochum stammend, Autor und Gewinner des vorangegangenen Wettbewerbs. Die Gewinnertexte und solche, welche besonders herausstechen, werden in einer Anthologie publiziert. Die Preisverleihung und Buchpräsentation findet im Januar 2021 statt. Finanziert wird der Wettbewerb durch Sponsoren und Fördervereine [3]
Gewinnertexte
In diesem Jahr gewinnt der Text von Andrea Rohmert mit dem Titel „Der letzte Rebell“ Erster Platz des Ruhrgebiet-Literaturwettbewerbs "Der letzte Rebell". Der zweite Platz ist gleich zweimal vergeben, an „#dahinschwindens“ von Justine Bauer Zweiter Platz des Ruhrgebiet-Literaturwettbewerbs "#dahinschwindens" und „Die heißen Sommer unserer Kindheit“ von Dorothea Renckhoff Zweiter Platz des Ruhrgebiet-Literaturwettbewerbs "Die heißen Sommer unsrer Kindheit".
Ausblick
Es sind 80 Texte eingereicht, welche unterschiedliche Themen darlegen. Indes behandelt jedes Thema den Klimawandel und dessen mögliche Folgen. [4]
Belege
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (2020): Klimawandel. In: ruhrpoeten.org. Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (2020): Klimawandel. In: ruhrpoeten.org. Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
Erster Platz des Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs "Der letzte Rebell"
Im Rahmen des Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs belegt der Text mit dem Titel „Der letzte Rebell“ von Andrea Rohmert den ersten Platz. [1]
Inhalt
In dem Text geht es um das Ruhrgebiet, welches in den späten 2030er Jahren geflutet wird und nun seit fast 60 Jahren unbewohnbar ist. Die Pumpen, welche den Grundwasserspiegel niedrig halten, werden abgestellt, da es in der Vergangenheit in Deutschland eine starke Versteppung gibt. Eine Journalistin ist mit einem Wildhüter auf dem Weg, die Sumpflandschaft Ruhrgebiet mit einem Boot zu durchqueren, um den letzten Rebell Herbert zu interviewen. Dieser lebt als Einsiedler in den Ruinen der versunkenen Stadt. Auf dem Weg zu diesem besagten Rebellen wird die Umgebung als sehr tropisch dargestellt. Tausende Mücken und schwüle Temperaturen prägen das Bild des Ruhrgebiets. Es lässt sich nur wage erkennen, dass es dort einst eine Zivilisation gab. Vor Jahrzehnten werden die Menschen in eine neue klimaneutrale „Mega-City“ umgesiedelt. Nur Herbert lebt seit fast sechs Jahrzehnten im Untergrund. Zu einem Gespräch mit dem Rebellen kommt es jedoch nicht, da dieser, als der Wildhüter und die Journalistin das Ufer erreichen, sein Versteck nicht verlassen möchte. [2]
Analyse
Die Natur in dieser Geschichte wird als eine Wildnis dargestellt, dessen der Mensch ausgesetzt ist. Sie steht als Gegensatz zur Stadt, aus welcher auch die Journalistin kommt.
Die Journalistin und der Wildhüter müssen sich der Natur anpassen. Sie durchqueren mit einem Ruderboot die Landschaft und werden von Mücken geplagt. Das ehemalige Ruhrgebiet ist verwildert, es lässt nur noch wenig darauf hindeuten, dass hier einst Menschen gelebt haben. Dies wird durch die Verwendung von Begriffen wie „Urwaldstadt“ [3] und „Dschungel aus Röhricht und Sumpfgras [...]“ [4] verdeutlicht. Seit Jahrzehnten leben keinen Menschen mehr in dieser überfluteten Gegend und es lässt sich erkennen, dass sich die Natur langsam wieder erholt. Dennoch stellt sich die Protagonistin die Frage: „Ist es etwa meine Schuld, dass meine Heimatstadt zivilisiert genug ist, Abstand von der Natur zu nehmen?“ [5]. Doch ist dies der Ansatz, welcher in Bezug auf den Klimaschutz verfolgt werden sollte? Die Journalistin hat das Gefühl, der Wildhüter mache sich lustig über sie und ihre Einstellung der Natur gegenüber. Die neue Zivilisation, welche als „Mega-City“ bezeichnet wird, ist ein Ort, welcher sich sehr von dem alten Ruhrgebiet abgrenze. Er sei smart, modern und klimaneutral.
In dem Text werden viele Personifikationen verwendet, was die Natur vermenschlicht darstellen lässt. „[…] ein Gebiet, das einst einen Pulsschlag aus Stahl hatte und nach dem Strukturwandel-Schlaganfall so lange im künstlichen Koma lag, bis die Region zum Vorzeigeprojekt der Altruismus-Politik geworden ist […]“. [6] Diese dienen dazu, den Dingen eine Lebendigkeit zu verleihen. Die Identifikation des Lesers mit diesen Gegenständen wird gesteigert und es lässt sich besser nachvollziehen, dass das Ruhrgebiet erst wieder richtig „am Leben“ ist, seitdem es der Natur überlassen wurde.
Dieser Kurzprosa Text ist einer der wenigen Texte, welcher weder utopisch, noch dystopisch ist. Das überflutete Ruhrgebiet in dieser Geschichte ist ein mögliches Zukunftsszenario. Die Zukunft wird nicht als eine angsteinflößende Dystopie dargestellt. Aber auch enthält der Text keine beschönigenden Elemente. Unterschwellig übt dieser jedoch Kritik an der Einstellung der Menschen der Natur gegenüber.
Die Besonderheit des Kurzprosatextes liegt in der Thematisierung der wirklichen Vergangenheit und möglichen Zukunft des Ruhrgebiets. Denn schon seit dem Mittelalter wird im Ruhrgebiet Steinkohle abgebaut. Der dortige Boden sinkt in den letzten 100 Jahren um mehrere Meter ab und ist ständig in Bewegung, da das viele tausend Kilometer lange Tunnelsystem, entstanden durch den Bergbau, sehr instabil ist. Das Grundwasser gelangt so an die Oberfläche und überschwemmt das Land. Aus diesem Grund muss das Wasser mithilfe von komplexen Pumpsystemen abgeleitet werden. Hierfür ist sehr viel Energie notwendig. Alle Hauptpumpen verbrauchen zusammen mehr als 5.000 Haushalte. Insgesamt gibt es hunderte Pumpen, welche rund um die Uhr in Betrieb sind. Dies kostet das Land jährlich circa 55 Millionen Euro. Um eine Überschwemmung des Ruhrgebiets zu vermeiden, dürfen diese Pumpen nie wieder abgestellt werden. [7]
Die Autorin schafft es durch den Realitätsbezug eine optimale Verbindung zum Thema Klimawandel und der nur wenig bekannten, aber dennoch jeden betreffende Problematik der Erdabsenkung im Ruhrgebiet, zu schaffen.
Laudatio
Die Geschichte erinnere laut André Patten an Abenteuer Klassiker wie „Apocalypse Now“, aber auch an Phänomene des Klimawandels, welche über die Veränderung der Natur hinaus gehen. Es wird sich damit beschäftigt, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Menschen und die Gesellschaft haben kann. Die einen akzeptieren die Flutung des Ruhrgebiets und ziehen an einen neuen Ort, die anderen, wie der letzte Rebell, passen sich der neuen Situation nicht an. Da stellt sich die Frage, ob Herbert sich damit dem Klimawandel erfolgreich anpasst, oder ob er wirklich nur ein Eremit ist. Des Weiteren biete der Text eine gute Grundlage für eine Weiterführung, welche sicherlich gerne gelesen werden würde [8]
Autorin
Die Autorin des Textes wird im Jahr 1978 geboren und studiert Literaturwissenschaft und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. 2007 und 2016 gewinnt sie die Vestische Literatureule. Des Weiteren bringt sie bereits in einigen Anthologien Kurzgeschichten heraus. 2018 veröffentlicht sie ihren Band „Kopfkino. Geschichten von hier und da und irgendwo dazwischen“. [9]
Belege
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 10.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 10.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 9.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 12.
- ↑ Michael Ringelsiep (2014): Land unter - Leben auf Pump(en). In: Das Erste. Online, zuletzt abgerufen am 24.01.2022.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel.Laudatio. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
Zweiter Platz des Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs "#dahinschwindens"
Im Rahmen des Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs belegt der Text mit dem Titel „#dahinschwindens“ einen der beiden zweiten Plätze.
Inhalt
In dem Text geht es um die Themen Klimawandel, Umweltverschmutzung und Nachhaltigkeit. Diese Themen werden über das Handy der Protagonistin eingespielt. So sind zum Beispiel WhatsApp Gruppenverläufe oder auch Telegram Beiträge in die Geschichte miteingebunden, welche die Problematik des Klimawandels behandeln. Dabei wird ein breites Spektrum an Problemen thematisiert: Insektensterben, Plastikverseuchung der Umwelt, Konsum/Verschwendungsgesellschaft und die Wegwerfgesellschaft. Die Schwester der Protagonistin scheint das Problem zu erkennen und versucht ihre Familie für dieses Thema zu sensibilisieren, indem sie für Nachhaltigkeit in verschiedenen Lebensbereichen wirbt. Die Protagonistin selbst, versucht den Problemen zu entfliehen, indem sie in den Urlaub nach Antalya reist. Doch schnell merkt sie, dass es sich bei den Klimaproblemen um weltweite Probleme handelt und kein Ausweg möglich ist.[1]
Analyse
Der Titel „#dahinschwindens“ vermittelt dem Leser einen negativen Eindruck. Von Anfang an wird deutlich gemacht, dass in der Geschichte problemhaltige Inhalte behandelt werden. So wird die Erde als ein Ort beschrieben, der von Zerstörung, Katastrophen und Tristheit geprägt ist. In den Träumen der Schwester der Protagonistin entstehen Zukunftsszenarien, die die Ignoranz der Menschen gegenüber der Umwelt darstellen. Sie sieht zum Beispiel Kängurus, die es nicht schaffen, dem Feuer der Waldbrände zu entfliehen. Diese Bilder lösen in der Frau große Trauer aus, jedoch schafft sie es nicht zu weinen, weil sich ihre Tränenflüssigkeit mit Plastik vermischt. [2] Dieses Bild der Tränen spiegelt den übermäßigen Plastikkonsum der Menschheit wider, der sich in ihrem Traum sogar in ihrem Körper wiederfinden lässt. Das Ausmaß der Gefahr und Zerstörung präsentiert sie mit Fotos und dem Hashtag dahinschwindens auf ihrem Instagram Profil.
Die Figur der Schwester stellt einen Kontrast zu allen anderen Figuren der Geschichte dar. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschheit zur Nachhaltigkeit anzuregen. Bislang scheint sie jedoch keinen großen Erfolg damit zu haben, was an den geringen Gefällt-mir Angaben ihrer Instagram Beiträge zu erkennen ist. Anhand dieser Darstellung wird die Einstellung vieler Menschen sichtbar, die der Auffassung sind, dass der Klimawandel sie nicht interessieren müsse.
An den Reaktionen der Protagonistin erkennt man ein Desinteresse am Thema Klimawandel. Auf die Nachrichten ihrer Schwester reagiert sie genervt. Sie möchte mit dem Thema in Ruhe gelassen werden. Während ihres Urlaubes erlebt sie jedoch, dass es unmöglich ist, sich diesem Thema zu entziehen. Dies wird durch die Masse an Nachrichten deutlich, die die Protagonistin jeden Tag auf ihrem Handy erhält. Das Aneinanderreihen von Nachrichten, Chat Verläufen und Sprachnachrichten macht es der Lesenden bzw. dem Lesenden schwer eine Struktur zu finden. Diese Strukturlosigkeit könnte die Überforderung seitens der Protagonistin darstellen, die sie beim Thema Klimawandel empfindet.
Das Besondere, das den Text von den anderen beiden Gewinnertexten abgrenzt, ist der Punkt, dass nicht der Inhalt der Geschichte, sondern die moderne Rezeptionsweise im Vordergrund steht. So wird die Klimaproblematik in z. B. Sprachnachrichten[3] und WhatsApp Gruppenchats[4] aufgezeigt. Auch die Verwendung von Hashtags zeigt eine moderne Art und Weise, die Klimaproblematik zu verbreiten. Dies scheint die Geschichte in einer gewissen Ortlosigkeit spielen zu lassen, da der einzig erkennbare Ort der digitale Raum ist. Während der Inhalt der Geschichte größtenteils zusammenhangslos erscheint, bildet das Handy der Protagonistin einen zentralen Raum, in dem alle Informationen gebündelt werden. Durch die moderne Rezeptionsweise und fehlende Bewertung des Geschehens eröffnen sich dem Leser Denk- und Problemräume. Der Text liefert zwar eine große Menge an problemhaltigen, aktuellen Themen, jedoch liegt es an dem Leser selbst, was er aus den Informationen für sich herauszieht. Mit dem Bezug zu Social Media werden vor allem junge Menschen angesprochen und angeregt, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Der Text übt Kritik an dem rücksichtslosen Verhalten der Menschheit. Er thematisiert die Rolle des Menschen in Bezug auf den Klimawandel und zeigt auf, welche Phänomene Ursprung menschlichen Fehlverhaltens sind.
Laudatio
Ralph Köhnen lobt in seiner Laudatio, dass die Lesenden zur Mitarbeit angeregt werden, Verbindungen selbst herstellen müssen und dabei möglicherweise feststellen, dass sie selbst ein Teil des Problems sind. [5]
Autorin
Die Autorin Justine Z. Bauer wird 1990 in Crailsheim geboren. Sie studiert Spielfilmregie und Drehbuch an der KHM Köln und Kunst an der HGB Leipzig. Nach ihrem Studium produziert sie mehrere Kurzfilme, die unter anderem auf dem Filmfest Dresden gezeigt werden. Aktuell schreibt sie an einem eigenen Roman und arbeitet parallel an ihrem ersten eigenen Spielfilm. In der Vergangenheit arbeitet sie zudem auf einer Huskyfarm in der Arktis.[6]
Belege
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 18.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 19.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 21.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel.Laudatio. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
Zweiter Platz des Ruhrgebiets-Wettbewerbs "Die heißen Sommer unsrer Kindheit"
Im Rahmen des Ruhrgebies-Literaturwettbewerbs belegt der Text mit dem Titel „Die heißen Sommer unsrer Kindheit“ einen der beiden zweiten Plätze.
Inhalt
In dem Text geht es um eine Protagonistin, die den Verlauf des Klimawandels in ihren Träumen erfährt. Jede Nacht träumt sie von einer Hütte in den Bergen, in der sie als Kind ihre Sommer verbrachte. Die Erinnerungen an die Hütte sind idyllisch und von Sicherheit geprägt. Je weiter die Träume jedoch fortschreiten, desto mehr verändert sich das Bild der Hütte. Der Fels, auf dem das Haus steht, bröckelt und der Abgrund rückt immer näher. Ein Hüttenwirt zeigt der Protagonistin ein Fotoalbum mit Erinnerungen aus den Sommern in ihrer Kindheit. Schnell wird aus den Fotos deutlich, wie sehr sich das Klima verändert. Während die Kinder damals noch leichte Jacken über ihren Sommerkleidern tragen, herrscht jetzt eine trockene Hitze. Die fröhlichen Träume verwandeln sich zunehmend in Alpträume. Zuletzt trennt die Hütte wenige Zentimeter vom Abgrund. Die einstige Schutzhütte wird zum Grab. [1]
Analyse
Der Traum übernimmt in der Geschichte eine Erkenntnisfunktion. An Aussagen, wie zum Beispiel: „Die Sache mit dem Klimawandel hatte mich noch nie überzeugt; an die Erderwärmung glaubte ich nicht. [2], erkannt man, dass sich die Protagonistin zunächst als Klimazweiflerin bekennt. Je mehr sie jedoch träumt, desto schneller schreitet der Erkenntnisprozess, dass es den Klimawandel eventuell doch gibt, fort. Die Erkenntnis beginnt mit dem Akt des Kerzen Anzündens. [3] Die Kerze steht dabei als Symbol der Wahrheit und der Erkenntnis.[4] Mit dem Erleuchten des Lichtes, beginnt die Protagonistin die Wahrheit zu erkennen. Sie gesteht sich ein, dass das Wetter damals ein anderes gewesen war.[5] Der Wirt eröffnet der Protagonistin die Folgen der Erderwärmung. Dies führt dazu, dass die Protagonistin anfängt, Signale wahrzunehmen, die Realität des Klimawandels beweisen. So hört sie das Rieseln von kleinen Steinen unter ihrem Bett, die die drohende Katastrophe langsam andeuten.[6]
Zudem begegnet ihr im Traum ein blindes Pferd.[7] Dieses Bild ist an die Vergangenheit angelehnt, in der Pferde unter Tage in den Kohlewerken erblindeten, weil sie nie das Tageslicht erblickten. Das blinde Pferd symbolisiert in dieser Situation die bevorstehende Bedrohung des Zusammenbruchs. [8] Das Pferd taucht ab diesem Zeitpunkt in jedem ihrer Träume auf. Die Bedrohung verfolgt sie bis in die Nacht des Absturzes.
Die Erkenntnis der Realität des Klimawandels wird auch durch den Wandel des Ortes der Hütte deutlich. Während die Hütte zu Beginn des Traumes als positiven, schönen Ort mit einer idyllischen Natur beschrieben wird [9], verändert sich dieses Bild später drastisch. Die Protagonistin blickt der Wahrheit ins Auge und befindet sich in folgender Situation: „Ich stand im Hemd auf der Straße und sah, wie der Boden aufriss und sich eine Höhle auftat. Das Haus brach auseinander, die Mauern neigten sich einen Augenblick gegeneinander, und dann versank alles in einem gewaltigen Krater“. [10] Der Ort der Hütte verwandelt sich von einem Lokus amoenus zu einem Lokus terribilis. Die Besonderheit des Textes ist, dass eine Protagonistin vorgestellt wird, die zunächst nicht an den Klimawandel glaubt. Der Fortgang der Geschichte zeigt, dass sich Standpunkte ändern können, wenn Berührungspunkte zu der Thematik entstehen. Ab diesem Zeitpunkt wird aus der Geschichte deutlich, dass sich niemand dem Klimawandel entziehen kann.
Der Text thematisiert das Phänomen der Erderwärmung und das damit einhergehende „Gletschersterben“. Das Sterben der Gletscher wird in der Geschichte wie eine Trauerfeier zelebriert. Zuerst zündet der Wirt eine Kerze an. Die Trauergemeinde, das Mädchen, findet sich an ihrem Platz ein. Der Wirt beginnt den Prozess des Sterbens der Berge zu beschreiben, was mit einer Trauerrede gleichgesetzt werden kann. Im Anschluss gibt er dem Mädchen das Hüttenbuch, welches die schönen Erinnerungen der Vergangenheit enthält. Dieses Buch könnte dem Akt des Rückblicks auf das Leben des Toten auf der Trauerfeier gleichgesetzt werden. Nach einer kurzen Gedenkpause beginnt der Wirt ein Lied zu singen. Mit dem feierlichen Gesang wird die Atmosphäre einer Beerdigung vervollständigt. Die zu Anfang angezündete Kerze wird ruhig und flackert nicht mehr. Der Tod ist gekommen.
Laudatio
Die Laudatio von Carola Mirhoff würdigt die symbolhafte Sprache des Textes. Die Idee der Erkenntnis im Traum würden den Text lebendig wirken lassen. Zudem weise der Text einen Heimatbezug zum Ruhrgebiet auf. Außerdem zeige Renckhoffs Erzählweise ihre Vertrautheit mit der Dramaturgie und dem sorgsamen Verfassen literarischer Texte. [11]
Autorin
Die Autorin des Textes, Dorothea Renckhoff, wird 1949 im Ruhrgebiet geboren. Nach dem Abitur studiert sie Literatur- und Theaterwissenschaft und Filmtheorie. Nach ihrem Studium fasst sie beruflich in Bochum Fuß und arbeitet dort zunächst am Schauspielhaus. Es folgten berufliche Stationen an Theatern in Berlin, Köln und Münster. 1989 beendet sie ihre Theaterkarriere aus familiären Gründen und arbeitet von diesem Zeitpunkt an als freie Autorin und Theaterübersetzerin in Köln. 2014 erscheint ihr erster eigener Roman mit dem Titel „Verfallen“. [12]
Belege
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 26.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 27.
- ↑ G.Butzer, J. Jacob (Hrsg.) (2021): Metzler Lexikon literarischer Symbole. Stuttgart: J.B. Metzler Verlag, S. 319f..
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 28.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 28.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 29.
- ↑ G.Butzer, J. Jacob (Hrsg.) (2021): Metzler Lexikon literarischer Symbole. Stuttgart: J.B. Metzler Verlag, S. 471f..
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 25.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag, S. 30.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel.Laudatio. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
- ↑ Ruhrpoeten e.V. (Hrsg.) (2021): Klimawandel. Ausgewählte Texte aus dem 5. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Essen: Klartext Verlag.
Autor*innen
Erstfassung: Lacey Brand und Clara Schuler am 21.02.2022. Grundlegend erweitert und überarbeitet durch Lacey Brand und Clara Schuler am 21.02.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der [[Diskussion:Benutzer:Clara Schuler/Werkstatt|Diskussionsseite]] einsehbar.
Zitiervorlage:
Brand, Lacey; Schuler, Clara; Brand, Lacey; Schuler, Clara (2022): Werkstatt. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Clara Schuler/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 24.11.2024.