Benutzer: Jana Kessler/Werkstatt

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kurze Erläuterung.

[1]


Lois Weinberger

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Um Kenntnisse darüber zu erhalten, wer Lois Weinberger war, wurden in Texten, die von ihm selbst geschrieben wurden, sowie auch in Artikeln (z.B. aus der Bauwelt), die von anderen verfasst wurden, sämtliche Künstlerbezeichnungen gesammelt. Die Künstlerbezeichnungen geben Hinweise darauf, wie Lois Weinberger sich selbst wahrgenommen hat und auch, wie er von anderen bezeichnet wurde.

Seine Eigenwahrnehmung besticht dadurch, dass er sich selbst als Feldarbeiter, Forscher und Betrachter sieht (s. Grafik rechts). Die Fremdwahrnehmung lässt sich in unterschiedliche Domänen unterteilen: Handwerk/Vorgehen, Natur/Garten, Poesie, Kunst, Zukunft und Ikone.

Es hat sich gezeigt, dass die Fremdwahrnehmung sich auf Weinbergers Eigenwahrnehmung bezieht, sie gleichzeitig auch erweitert und von ihr abweicht. Insbesondere die Domänen Natur/Garten, Politik und Zukunft lassen Schlüsse auf die umweltaktivistische und politische Dimension Lois Weinbergers und seiner Kunst zu. So wird er u.a. als “Vordenker” im Bereich Kunst und Natur, “Schutzpatron der Ruderalpflanzen” (derstandard), "Meister des 'Unkrauts'" (br) oder “Ahnherr des Guerilla-Gardenings” (FAZ) gesehen.

Außerdem konnte beobachtet werden, wie die Verortung seines Schaffens im umweltaktivistischen Kontext in den Nachrufen nach seinem Tod im April 2020 im Vergleich zu älteren Berichten zunahm und er so zu einer Ikone umweltaktivistischer Kunst wurde.

Sollten Sie noch weitergehendes Interesse am Klimaaspekt in Lois Weinbergers Kunst haben, empfehlen wir Ihnen folgende Prezi-Präsentation.

Dynamiken in den Werken Weinbergers und in der Kommunikation darüber

Wenn man sich auf sprachlicher Ebene intensiver mit Lois Weinbergers Kunst auseinandersetzt, fällt einem immer mehr eine der Kunst innewohnende Dynamik auf. Diese macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar.

Die erste bildet die sprachlich-literarische Ebene, vor allem zu erkennen in Notizen, Gedichten, Titeln oder kurzen Ausführungen zu und über seine Kunst. Eine weitere Ebene bilden die einzelnen Kunstwerke an sich, dort findet man die Dynamik zum Beispiel bei den verwendeten Materialien oder auf den verschiedenen Bedeutungsebenen wieder. Zuletzt erkennt man die Dynamik auf der Ebene des Spannungsverhältnisses von Mensch – Kunst – Natur und deren wechselseitigen Beziehungen untereinander. Besonders dieses letzte Verhältnis wird auch wiederholt in den Nachrufen auf seinen Tod thematisiert.

Das Verhältnis von Mensch, Kunst und Natur in Weinbergers Schaffen

Der Künstler Lois Weinberger, v.a. bekannt durch seine Beiträge auf der documenta, nähert sich über seine Werke der Beziehung zwischen Mensch und Natur an. Er begibt sich in das dynamische Spannungsfeld, das zwischen Mensch, Kunst und Natur besteht. Für ihn sind alle drei Bereiche gleichermaßen wichtig. Indem er sich der Natur über seine Kunst annähert, will er den klassischen Kunstbegriff, der mit Künstlichkeit, "Gemachtheit" und Herstellungsprozessen assoziiert wird, umkehren in einen Kunstbegriff, der die natürliche Selbstgestaltung durch den Gegenstand – die Natur – zulässt. Kunst und Natur sind in seinem Weltbild keine Gegensätze, sondern durchaus vereinbar in einer menschlichen Gesellschaft, die das zulässt. Denn dann können – so Weinberger – Mensch, Kunst und Natur voneinander profitieren. Indem der Künstler nichts neues anfertigt, sondern bestehende Gegebenheiten nutzt und innovativ umstrukturiert, trägt er zu der Annäherung zwischen Kunst und Natur bei. Gleichzeitig setzt er durch seine Kunst ein Zeichen für die bewusste Wahrnehmung der Natur und den Klimaschutz und gegen die rücksichtslose Ausbeutung des Planeten [2]. Das Kunstwerk "GARTEN - eine poetische Feldarbeit" im Rahmen der "Ruderal Society", die Weinberger mehrfach inszeniert hat (zuletzt auf der documenta 14), ist ein geeignetes Beispiel, um seinen Blick auf die Natur zu verdeutlichen. Weinberger hat dafür einen Stahlkubus in den urbanen Raum integriert, in dem es zu 'Spontanvegetation' kommen sollte. Er schafft der Natur sozusagen] eine "Lücke im urbanen Raum", einen Platz in der Gesellschaft. Genau dieses Konzept wird auch in den Nachrufen seit April 2020 wiederholt aufgegriffen.

Der Nachruf als konzentrierte Wahrnehmung von Mensch und Gesellschaft

Der Künstler Lois Weinberger ist im April 2020 verstorben. Bei Personen des öffentlichen Lebens ist es in der deutschen Presse üblich, sie nach ihrem Versterben mit einem Nachruf zu würdigen (Hanus, 120). Ein solcher Nachruf skizziert das Leben der Person und legt Schwerpunkte in der Bewertung dessen, was diese Person besonders und wichtig für die Gesellschaft gemacht hat. In der Auswahl dieser Schwerpunkte schwingt immer auch eine gewisse Gewichtung mit, die etwas darüber aussagt, wie wir unsere Gesellschaft wahrnehmen und was als wichtig empfunden wird [3].

Bei Lois Weinberger zeigt sich das am Schwerpunkt „Umwelt“. Das Kunstwerk, das in allen von uns untersuchten Nachrufen als zentrales Beispiel seiner Arbeit benannt wird, wurde in 1997 auf der documenta X am Kasseler Hauptbahnhof gezeigt und heißt „das über Pflanzen / ist eins mit ihnen“. Die Nachrufe betonen bei diesem Kunstwerk zunächst den Umweltaspekt. So werden die Produkte von Weinbergers Arbeit als „Pflanzen-Werke“ bezeichnet (BR) oder als „Gartenkunst“ (FAZ). Ausgehend von diesem Punkt werden teilweise noch andere Themen, wie die Migration, beleuchtet: „Er ließ die Menschen anhand einfacher Pflanzen über Migration, Fremdheit und Randlagen nachdenken“ (FAZ). So entsteht in der Wahrnehmung Weinbergers eine Verbindung von Natur, Kunst und dem Menschen. Im Vordergrund aber steht die Betonung der umweltaktivistischen Kunst Weinbergers. Und das zeigt eben auch, dass wir als Gesellschaft dem Umweltdiskurs aktuell eine besondere Bedeutung beimessen.

Unter diesem Beitrag ist die Beispielanalyse eines Nachrufs aus der FAZ zu sehen, die zeigt, wie Linguisten an Texte herangehen. Es konnten u.a. Muster der Kunstwertstiftung sowie verschiedene Bezeichnungen Lois Weinbergers herausgearbeitet werden.

Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne Kunst Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten kann.

Künstler

Der österreichische Künstler hat sich in seinem Schaffen ausgiebig mit Pflanzen, der Dynamik von urbanen und wilden Lebensräumen und dem Zusammenwirken von Kunst, Mensch und Natur auseinander gesetzt. Nach seinem Tod im April 2020 sind in der deutschsprachigen Presse Nachrufe erschienen, die uns Einblick in die Wahrnehmung Lois Weinbergers und seiner Kunst geben. Aber auch andere Texte - von und über ihn - haben wir zur Analyse herangezogen.


Lois Weinberger(* 24. September 1947 in Stams ; † 21. April 2020 in Wien ) war ein österreichischer Künstler, welcher das Verhältnis von Mensch und Natur prägend für sein Arbeiten und Denken sah und bei der documenta 14 in Kassel teilnahm.

Lois Weinberger im Living Handbook



Song Dong (* 1966 in Peking) ist ein bedeutender chinesischer Konzeptkünstler, welcher unter anderem mit seinem Kunstwerk Doing Nothing Garden und dem damit verbundenem Konzept des Nichtstuns bei der dOCUMENTA 13 Aufmerksamkeit erregte.

Song Dong im Living Handbook


Klimaschutz spielt nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in anderen Fachbereichen, eine große Rolle. Da auch das Sprechen über den Klimaschutz Gedankenprozesse in Gang bringen kann, sollte man zum nachhaltigen Beeinflussen anderer auch der Domäne Kunst Beachtung schenken. Gespräche über Kunst eröffnen eine ganz neue Perspektive, denn diese hat eine besonders starke und symbolische Ausdruckskraft und kann Zusammenhänge für jeden anschaulich und auf seine Weise interpretierbar machen. Aufgrund dieser intendierten Wirkung von Kunst, bedarf es eines Blickes auf die Kunst, welche einen weiteren Beitrag zum Klimawandel leisten kann.

Biografie des Künstlers

Der chinesische Künstler Song Dong wurde 1966 in Peking geboren. Zu dieser Zeit dauert die damalige Kulturrevolution an, welche große Folgen für die damalige Gesellschaft hatte. Demzufolge wuchs Song Dong unter ärmlichen Verhältnissen in seiner Familie auf und lernte schon früh, was es heißt, mit wenig auszukommen. Er studierte 1989 Malerei. Aufgrund der aufständischen Situation seines Landes schloss er sich dann der politischen und künstlerischen Bewegung der bildenden Künste (Avantgarde) an und probiert sich an der experimentellen Ausführung von Kunst z. B. Videoinstallationen und Performances.[4] So wie der Künstler selbst von den Verhältnissen und den damit einhergehenden Folgen der Kulturrevolution geprägt ist, finden sein politischer Aktivismus sowie alte chinesische Traditionen Ausdruck in seinen Werken: er bedient sich hierbei des Konzeptes des wu jin qi yong „nichts verschwenden“

und Gesellschaftskritik. Er wird im Begleitbuch zur dOCUMENTA 13 als „bedeutender Vertreter der chinesischen Konzeptkunst“[5] bezeichnet, da er verschiedene künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Fotografie, Performance, etc verbindet. Durch seine Teilnahme an der dOCUMENTA 13 im Jahr 2012 erregte er mit seinem Kunstwerk Doing Nothing Garden großes Aufsehen, weswegen es eine Vielzahl von verschiedenen Äußerungen über das Kunstwerk gibt. Zudem eröffnet er eine neue Perspektive auf seine Kunstwerke: eine umweltaktivistische.


Modi umweltaktivistischer Kunst== Wie lässt sich nun einem Kunstwerk, wenn es als Kunst ersichtlich ist, eine umweltaktivistische Bedeutung zuschreiben? Basierend auf sprachbezogenen Beobachtungen hat der Linguist Paul Reszke gezeigt, dass diese Werke mithilfe der drei Modi umweltaktivistischer Kunst Bedeutung erlangen.

  1. Think-Piece: Der Bezug zum Umweltschutz lässt sich nur theoretisch-assoaziativ herstellen. Dieser Umweltbezug ist nur eine von vielen Deutungen des Kunstwerkes. Das Kunstwerk spricht also nicht gleich für sich, sondern muss über einen Gedankenprozess erschlossen werden.[6]

  2. Snowglobe: Das Kunstwerk ist die Konstruktion oder der Ausschnitt eines kleinen (Öko-)Systems und steht sinnbildlich für die natürlichen Kreisläufe und gesellschaftlichen Prozesse. Somit versinnbildlicht es komplexe Zusammenhänge und zeigt Alternativen auf wie in einer Schneekugel: Eine Simulation von etwas Komplexem in einer für sich geschlossenen Welt. Auf diese Weise macht es komplizierte Themen wie z. B. den Klimawandel einfach verständlich.[7]

  3. Intervention: Die Arbeit ist primär eine umweltaktivistische Aktion, welche in die reale Welt eingreift, um so z. B. die Umwelt zu ändern. Auch ohne Kunststatus wäre der Wert der Arbeit gegeben, aber nur die Domäne Kunst ermöglicht erst eine solche Aktion.[8]

Wenn also ein Kunstwerk in allen drei Modi beschrieben wird, kann es den Menschen einen besonderen Zugang verschaffen und sie zum Nachdenken und vielleicht auch zum Handeln bewegen. Sprache gestaltet erfahrungsgemäß unsere Welt in starker Weise mit und kann in Verbindung mit Kunst, welche in unserer Gesellschaft unter besonderem Schutz steh, zum Handeln verleiten.



„Gut, dann mache ich eben nichts“,

Simon Hadler Ein Lehrstück in Zeitgenossenschaft 2012 Website von orf ttps://orf.at/v2/stories/2124902/2124909/









[9]







Belege

  1. [Lemma] dringend. In: Berlin (Hrsg.): DWDS, Online, zuletzt abgerufen am 09.05.2022.
  2. Winiwarter, Verena; Bork, Hans-Rudolf (2019): Geschichte unserer Umwelt. Sechzig Reisen durch die Zeit.. Stuttgart: primus, S. 13.
  3. Hanus, Anna (2016): Der Nachruf in der polnischen und der deutschen Presse anhand der Texte um den Tod von Marcel Reich-Ranicki. In: Kaczmarek, Dorota (Hrsg.) (Hrsg.): Politik - Medien - Sprache: deutsche und polnische Realien aus linguistischer Sicht, Łódź: Wydawnictwo Uniwersytetu Łódzkiego, S. 119-134, hier S.131.
  4. Song Dong. In: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Online, zuletzt abgerufen am 23.02.2021.
  5. Das Begleitbuch/ The Guidebook. In: documenta und Museum Friedericianum Veranstaltung-GmbH (Hrsg.): Katalog 3/3, Kassel: Hatje Cantz, S. 306f.
  6. '.
  7. '.
  8. '.
  9. Hadler, Simon (2012): Ein Lehrstück in Zeitgenossenschaft. In: orf. Online, zuletzt abgerufen am 04.03.2021.