Benutzer: Johannes Trayser/Werkstatt

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Soziale Epistemologie

In diesem Absatz wollen wir uns mit dem Forschungsgebiet der sozialen Epistemologie (oder soziale Erkenntnistheorie) beschäftigen. Um besser verstehen zu können, was die soziale Epistemologie ausmacht, soll zunächst ein klassisches Verständnis von Epistemologie ausgeführt werden. Darauf aufbauend wollen wir, mit Hilfe von konkreten Beispielen, die Möglichkeiten der sozialen im Kontrast zur traditionellen Epistemologie betrachten.

Klassische Erkenntnistheorie

Die Epistemologie (oder Erkenntnistheorie) ist ein klassisches Hauptgebiet der Philosophie, in dem es um die Voraussetzungen, die Möglichkeiten und die Grenzen von menschlicher Erkenntnis geht. Grundüberlegungen gehen meist von einem erkennenden Subjekt aus, dass Wissen über einen Gegenstand in der Welt erwirbt.[1][2][3][4][5] Innerhalb der Disziplin gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Fragestellungen, Positionen und Diskussionsbereiche. Ein Beispiel: Kann ein Mensch einen Gegenstand, wie einen Tisch, mit Hilfe seiner Sinneswahrnehmungen, dem Gedächtnis und der Fähigkeit Dinge zu verallgemeinern[6] im Kern begreifen und erkennen (Realismus)? Oder sind Menschen durch ihre eigenen Sinne und menschliche Perspektive eingeschränkt (Idealismus oder Phänomenalismus), sodass sie die Welt immer nur aus menschlicher Perspektive, aber ihre Umwelt niemals absolut (epistemischer Anthropozentrismus) erkennen können? Oder hängt die Erkenntnis sogar auf ganz individueller Ebene davon ab, wie das jeweilige Subjekt die eigene Umwelt, unabhängig von allen anderen, wahrnimmt (Relativismus[7])? Anhand dieses Bespiel wird deutlich, wie vielfältig die unterschiedlichen Denkrichtungen sind, die versuchen Antworten auf die Fragen der Epistemologie zu formulieren.

Soziale Erkenntnistheorie

Auch die junge Disziplin der sozialen Epistemologie versucht Antworten auf die Fragen der Epistemologie zu formulieren und legt den Fokus dabei auf die soziale Dimension des Wissens. So wird in der sozialen Epistemologie thematisiert, dass Wissen und verschiedene Formen der Wissensproduktion (in der Schule, Vereinen oder der wissenschaftlichen Forschung) immer stark im sozialen Kontext verknüpft sind. Vom Lernen in der Schule bzw. Hochschule, über das kollaborative Arbeiten im Büro bis hin zum Peer-Review von wissenschaftlichen Texten, ist sowohl die Praxis der Wissensherstellung, als auch die der Wissensweitergabe stets von sozialen Strukturen geprägt.[8] Durch diese soziale Perspektive auf Wissen wird deutlich, dass sowohl die Qualitätsmerkmale (wie Objektivität[9][10], Neutralität), als auch die gewählten Werkzeuge (mechanische, technische oder statistische Messinstrumente) der westlichen Forschung nicht die einzige Methode sind erfolgreich zu forschen. Diese Arbeitsweisen sind historisch gewachsen und von sozialen Strukturen geprägt (siehe auch Epistemische Tugenden). Auch der Einfluss persönlicher Erfahrungen und das Geschlecht des Forschenden werden von der sozialen Epistemologie als relevant berücksichtigt. Im Kontext der Wissensproduktion werden in der sozialen Epistemologie auch kollaborative Formen der Wissensproduktion thematisiert: Wie funktioniert die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Aufsätzen oder wie lässt sich die Qualität einer Online-Enzyklopädie wie Wikipedia bewerten? Neben diesen beispielhaften Themenbereichen der sozialen Epistemologie ist auch die Auseinandersetzung mit der Weitergabe von Wissen ein zentraler Forschungsbereich der Disziplin. Der größte Teil des eigenen Wissens kommt nicht aus eigener epistemischer Erfahrung – hierzu zählt traditionell sinnliche Wahrnehmungen, Erinnerungen oder vernünftiges Schlussfolgern[11] – sondern aus dem Zeugnis anderer Menschen[12]: Die eigene Familiengeschichte, die Form unserer Erde oder die Höhe des Mount Everest erfahren wir nicht aus der eigenen Wahrnehmung, sondern aus Erzählungen, einem Buch oder dem Internet.

Fazit

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass soziale Epistemologie den Blickwinkel weg von einem isolierten erkennenden Subjekt, das Wissen durch Sinneswahrnehmungen, Erinnerung und Verallgemeinerung erzeugt, hin zu einem Subjekt verändern will, das in seinem sozialen Kontext betrachtet wird. Mit Hilfe des Philosophen Alvin Goldmann lässt sich, im Hinblick auf die soziale Dimension von Erkenntnis, dabei zwischen drei Arten von erkennenden Subjekten unterscheiden. Im Kontrast zur klassischen Erkenntnistheorie werden neben Individuen oder Institutionen als Subjekte von Erkenntnis verstanden. Bei Individuen stehen dabei insbesondere die sozial und kommunikativ entstandenen Gründe für die eigene Meinungsbildung im Vordergrund. Beispiele für solche Gruppen sind Geschworene, Vereine, Gremien oder Parteien, wenn diese kollektiv Meinungen bilden oder Urteile fällen. Von Interesse ist dabei sowohl die Formierung dieser Gruppen als auch der Prozess, mit dem die Gruppen schließlich aus individuellen Urteilen zu einer gemeinsamen Überzeugung gelangen. Neben diesen lassen sich auch Institutionen als epistemische Systeme begreifen, wenn diese spezifische Ziele sowie Regeln und Abläufe zum Erkenntnisgewinn formulieren. Beispiele dafür sind Bildungseinrichtungen, Wissenschaften, Journalismus oder Gerichtsverfahren.[13] Für soziale Epistemologie gilt Erkenntnis als kulturell und sprachlich bedingt, sozial geformt, kollaborativ erarbeitet und schließlich in gesellschaftlichen Kontexten als Wissen weitergegeben.

Soziale Epistemologie möchte vereinfacht ausgedrückt den sozialen Aspekt von Erkenntnisgewinn und Erkenntnisweitergabe in den Vordergrund stellen und verdeutlichen, dass alle Arbeitsweisen und Werkzeuge in der Schule, im Büro oder an der Universität selbst sozial gewachsen sind.




Tugenden der Wissensrezeption am Beispiel von Wikipedia

1. Einleitung

In diesem Artikel werden epistemische Tugenden der Wissensproduktion und Wissensrezeption aus wissenschaftsphilosophischer Perspektive und am Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia betrachtet. In dem folgenden Abschnitt (2.) soll hierfür zunächst eine Definition des Begriffs „Epistemische Tugenden“ vorgestellt werde. Auf Grundlage dieser Definition wird dann das Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia im Abschnitt 3. näher betrachtet. Hierfür soll mit Hilfe der epistemischen Tugenden eingeschätzt werden, welche Probleme (3.1.) das kollaborative Arbeiten von anonymen Autor*innen bei einer Wissenssammlung hervorrufen kann und welche weiteren Probleme die Plattform Wikipedia heute gegenübersteht (3.2.). Aufbauend auf der Kritik werden im Abschnitt 3.3. sowohl die epistemischen Stärken von Wikipedia, als auch grundsätzliche Überlegungen zu Wissenssammlungen und ihren epistemischen Tugenden betrachtet. In dem Fazit (4.) soll dann, auf Grundlage des Beispiels Wikipedia, auf Wissenssammlungen und epistemische Tugenden geblickt werden.

2. Definition von „Epistemische Tugenden“

Arbeitet man sich in ein neues Thema ein und möchte mehr dazu lernen, dann kann man manchmal feststellen, dass die Expert*innen dieses Themas[14] ganz andere Vorstellung haben, wie man sich verhalten sollte. So können in einer Künstlerschule Intuition oder Neugierde wichtig sein, bei der Ausarbeitung einer medizinischen Studie hingegen können andere Eigenschaften, wie Verlässlichkeit oder Überprüfbarkeit gefordert sein. Diese Einstellungen zum Thema und die Haltung dem Wissen gegenüber werden auch epistemische Tugenden genannt[15]:

„Mit epistemischen Tugenden sind die Fähigkeiten und Einstellungen gemeint, die bestimmte Diskursgemeinschaften für die Produktion, die Vermittlung oder den Erwerb von Wissen als vorbildlich, wenn nicht als verbindlich erachten.“[16]

Je nach Thema und Diskursgemeinschaft können diese Tugenden explizit formuliert und festgehalten oder nur impliziert vorhanden sein[17][18]. Als Diskursgemeinschaft lassen sich dabei unterschiedliche Gruppen begreifen. So könnten verschiedene wissenschaftliche Fachrichtungen an einer Hochschule, ein Fan-Club einer Fantasy-Buchreihen oder eine Glaubensgemeinschaft jeweils eigene Regeln für den Erwerb, die Vermittlung und die Produktion von Wissen formulieren. Beispiele für diese epistemischen Tugenden (engl. epistemic virtues[19]) sind „Geduld, Aufmerksamkeit, Genauigkeit, Intuition [...], Neugierde, Strenge oder Zuverlässigkeit“[20]. Um besser zu verstehen, was die verschiedenen Diskursgemeinschaften unter abstrakten Begriffen, wie Verlässlichkeit oder Überprüfbarkeit verstehen, lohnt es sich Beispiele und Diskussionen genauer zu betrachten.[21] Im nächsten Absatz wird daher das Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia betrachtet. Dabei soll aus der philosophischen und erkenntnistheoretischen Perspektive des Philosophen Don Fallis auf die Diskussionen um die epistemischen Stärken und Schwächen von Wikipedia geblickt werden.

3. Epistemische Tugenden am Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia

Wikipedia ist eine bekannte, frei zugängliche Online-Enzyklopädie, die rund 61 Millionen Artikel[22] in über 300 Sprachen beinhaltet.[23] Anders als bei klassischen Enzyklopädien wird diese Sammlung von Wissen aber nicht von einer Redaktion, sondern von sehr vielen Freiwilligen auf der ganzen Welt erstellt und gepflegt. Das so kollaborativ zusammengestellte Wissen wird jedoch häufig wegen mangelnder Zuverlässigkeit und Überprüfbarkeit kritisiert. Mit Hilfe des Textes „Wikipestomology“[24] von Fallis soll dieser Einwand kritisch betrachtet und weiter erklärt werden, welche epistemologischen Eigenschaften die Wissenssammlung Wikipedia zusätzlich hat.

3.1. Epistemische Kritik an Wikipedia

Obwohl Wikipedia bei Schüler*innen und Studierenden eine beliebte Wissenssammlung ist, wird sie als Quelle bei Referaten oder in wissenschaftlichen Arbeiten nicht gerne gesehen. Der Grund dafür ist meist, dass Wikipedia wegen mangelnder Verlässlichkeit und Überprüfbarkeit nicht als zitierwürdig begriffen wird und daher in universitärem Kontext nicht verwendet werden sollte.[25] Diese Vorwürfe sollen in diesem Absatz untersucht werden.

Zur mangelnden Verlässlichkeit: Da jeder Mensch, unabhängig von der fachlichen Expertise, Wikipedia-Artikel bearbeiten kann[26], wird die Verlässlichkeit von Wikipedia-Artikeln häufig angezweifelt. Diese mangelnde Verlässlichkeit äußere sich in drei Dimensionen[27]: Erstens können alle Mitwirkende leicht wichtige Informationen entfernen oder – aus epistemischer Sicht noch schlimmer – versehentlich Falschinformationen hinzufügen. Dies erzeugt ein Misstrauen und eine Sorge vor einer großen Anzahl Fehlinformationen[28]. Zweitens kann eine Wikipedia auch absichtliche Desinformationen enthalten. So können Artikel von Politiker*innen und großen Unternehmen durch Medienagenturen in ihrem Sinne beeinflusst werden oder Privatpersonen könnten Menschen des öffentlichen Lebens auf Wikipedia verunglimpfen[29][30][31] Aus epistemischer Sicht sei aber diese dritte Dimension die gefährlichste: Ausgedachte Informationen, also „Bullshit“ in Harry Frankfurts Sinn[32], die auf Wikipedia verbreitet werden. Bullshit ist dabei ein philosophischer Ausdruck für Informationen, deren einzige Funktion die Beeinflussung der Adressat*in ist, unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussagen.[33][34] Fallis untersucht daraufhin die Aussagen und Bedenken gegenüber der Verlässlichkeit auf Grundlage einer Analyse der britischen Fachzeitschrift „Nature“[35], die in einem Artikel die englischsprachige Wikipedia mit der renommierten und etablierten Enzyklopädie „Encyclopædia Britannica“[36] vergleicht. Zusammengefasst stellt Fallis fest, dass die Online-Enzyklopädie nur minimal weniger verlässlicher als die renommierte Enzyklopädie war.[37] So habe Wikipedia mehr Schwankungen in der Qualität der Artikel und die Fehler, die bei Wikipedia auftreten, sind größere Fehler. Im Vergleich dazu habe die etablierte Enzyklopädia Britannica mehr kleinere Fehler und Ungereimtheiten. Das könnte daran liegen, dass diese kleineren Fehler in der Online-Enzyklopädie Wikipedia schnell und einfach durch die vielen freiwilligen Autor*innen korrigiert werden können. Bei einer gedruckten Enzyklopädie ist dies meist nur sehr viel langsamer durch eine neue Auflage oder einen Nachtragsband möglich. Der Fokus des Artikels von „Nature“ lag dabei vor allem auf wissenschaftlichen Einträgen, zum Bespiel über Ethanol oder dem biographischen Artikel über Dmitry Mendeleev.[38][39] Die Qualität der Artikel bei Wikipedia unterliege je nach Themenbereich jedoch mehr Schwankungen: So wiesen Artikel aus dem Themenbereich der Philosophie mehr Fehler auf als die untersuchten Artikel der naturwissenschaftlichen Themenbereiche.[40] Fazit der Analyse sei, dass Wikipedias größtes Problem eher Auslassungen und weniger Beeinflussung sei.[41] Fallis führt insbesondere aus , dass für Nutzer*innen von Wikipedia die Britannica im Alltag keine realistische Alternative darstellt. Wenn eine Rezipient*in im Internet auf der Suche nach einer Information ist, dann stellt ein mehrbändiges Nachschlagewerk, auch wenn es eine vergleichbare Qualität aufweist, keine praktische Alternative da. Passender wäre es deshalb Wikipedia mit anderen kostenfreien Wissenssammlungen im Internet zu vergleichen, deren Qualität in der Praxis allerdings stärker schwankt als dies bei Wikipedia der Fall ist.[42]

Zur mangelnden Verifizierbarkeit: Die Verifizierbarkeit oder Nachprüfbarkeit eines Textes oder Artikels beschreibt, wie einfach es für Leser*innen ist Aussagen einer Quelle zu überprüfen[43]. So wird die Verifizierbarkeit häufig als ebenso wichtiges Qualitätsmerkmal betrachtet, wie die Zuverlässigkeit einer Quelle. Kritik an Wikipedias Überprüfbarkeit thematisiert vor allem, dass die Autoren*innen hinter den Artikeln anonym bleiben und mögliche Interessenskonflikte oder deren fachliche Qualifikation nicht überprüft werden kann. Diese Überprüfbarkeit der Autor*in wird bei wissenschaftlichen Quellen als unverzichtbar begriffen, jedoch richtet sich Wikipedia insgesamt mehr an Lai*innen und versucht ein Ort für Alltagsrecherchen zu sein und keine Sammlung von wissenschaftlicher Forschung. Auch wenn die Autor*innen anonym bleiben, lässt sich jedoch ihre Schreibtätigkeit nachvollziehen, denn bei Wikipedia lässt sich die Arbeitshistorie jeder Nutzer*in einsehen und nachvollziehen.[44] Die etablierten Enzyklopädien, wie die Encyclopedia Britannica haben in den letzten Jahren begonnen ihre Enzyklopädien online zu veröffentlichen. Einige Artikel sind dort nur mit einem kostenpflichtigen Abonnement einzusehen. In dieser digitalen Version der Artikel wird im Vergleich zur gedruckten Version besser deutlich, wer diesen Artikel verfasst hat und wie dieser bearbeitet wurde. Diese Fachbeiträge werden von Expert*innen oder Individuen des Editorenteams verfasst und von einem der rund 50 Mitarbeiter*innen[45] dieses Teams kontrolliert, wer der Mitarbeiter*innen diesen Artikel kontrolliert, ist allerdings nicht bekannt[46]. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Informationen basiert hier auf einem System der redaktionellen Kontrolle und der Expertise der von der Redaktion ausgewählten Expert*innen.[47] Ergänzend dazu betont Fallis jedoch, dass Wikipedia vor allem transparent mit den inneren Abläufen und der teilweise schwachen Quellenlagen umgehe, während klassische Enzyklopädien meist auf ihre hohe Genauigkeit und Fehlerarmut beharren. Auch Diskussionen und Interessenkonflikte werden auf Wikipedia dokumentiert und können von jeder Nutzer*in nachvollzogen werden.[48] Mit Blick auf die Vorwürfe mangelnder Verlässlichkeit und Überprüfbarkeit lässt sich mit Fallis festhalten, dass das qualitative Defizit geringer ausfällt als häufig angenommen . Überprüfbarkeit wird bei Wikipedia dabei nicht durch redaktionelle Arbeit, sondern durch kollaborative Konzept erzeugt. Geprägt wird dieses kollaboratives Arbeiten von einer deutlich größeren Nachvollziehbarkeit vor allem im Vergleich zu anderen kostenlosen digitalen Wissenssammlungen.

3.2. Zeitgenössische Herausforderungen für Wikipedia

Neben den von Fallis diskutierten und besprochenen Herausforderungen zeichnen sich in der praktischen Umsetzung vieler Wikipedias Probleme, die bei der Betrachtung des theoretischen Konzepts wenig auffallen. So hängen die praktische Zuverlässigkeit und Qualität von Wikipedia stark von der Anzahl und Unterstützung der sich engagierenden Nutzer*innen ab. So ist zum Beispiel die Dominanz von Männern (ca. 90%) für sehr viele Wikipedias ein lange bekanntes und großes Problem[49]. Durch den geringen Anteil an Frauen oder nicht-binären Menschen fehlt bei vielen Artikeln ihre Perspektive und die Relevanz von Themen wird häufig nur aus männlicher Perspektive betrachtet. Entsprechend werden häufig Artikel abgelehnt, die einen Fokus auf Frauen oder nicht-binäre Menschen legen möchten. So gab es eine innerhalb und außerhalb[50] der Wikipedia eine große Diskussion, als eine Liste über weibliche Science-Fiction-Autorinnen von der deutschen Wikipedia wieder gelöscht wurde, weil diese Liste zu irrelevant sei. Die allgemeine Liste für Science-Fiction-Autor*innen wurde zu diesem Zeitpunkt allerdings von Männern dominiert und es gab keine Möglichkeiten nach weiblichen oder nicht-binären Autor*innen zu filtern. In der Diskussion um die Relevanz eines Artikels sind Frauen und nicht-binäre Menschen so unterrepräsentiert, dass Themen, die von Frauen und nicht-binäre Menschen für relevant gehalten werden, häufig gar kein Raum auf der Plattform bekommen und nicht dargestellt werden.[51][52] Neben dieser ungleichen Geschlechterverteilung stellt auch die schwankende Qualität innerhalb der knapp 300 Sprachen von Wikipedia[53] eine Herausforderung dar. Ein Beispiel dafür ist die cebuanonische Wikipedia: Diese Wikipedia ist mit rund 6.1 Millionen Artikel die zweitgrößte Wikipedia der Welt[54]. Allerdings ist der Großteil dieser Artikel von Bots verfasst. So hat der Bot „Lsjbot“[55][56] circa 80% der verfügbaren Artikel verfasst. Diese Artikel wurden im Zeitraum zwischen 2012 und 2015 veröffentlicht. In dieser Zeit hat Lsjbot täglich mehrere tausend Artikel für die cebuanosprachige Wikpedia-Artikeln verfasst. Aktuelle Analysen gehen davon aus, dass über 99% der Artikel der cebuanosprachigen Wikipedia von Bots generiert wurden[57]. Diese automatisiert erstellten Artikel waren meist Beiträge über geografische Objekte. Diese riesige Anzahl an Artikeln steht allerdings in keinem guten Verhältnis zu der aktiven Nutzer*innengemeinschaft. Die rund 170 Sichter*innen[58], also Menschen die Änderungen überprüfen, der lokalen Wikipediagemeinschaft schaffen es nicht die knapp 6,1 Millionen Artikel zu korrigieren, kontrollieren oder zu pflegen. Dieses Ungleichgewicht von Artikel und aktiveren Nutzer*innen erzeugen Zweifel daran, wie gut sich Fallis' Argumente für die Zuverlässigkeit der englischen Version auch auf anderssprachige Wikipedias mit weniger Unterstützer*innen übertragen lässt. Obwohl die deutschsprachige Wikipedia wie die englischsprachige Wikipedia viele freiwillige Autor*innen und Sichter*innen hat, stellt der dominante Anteil an männlichen Nutzer*innen seit vielen Jahren eine große Herausforderung für die Ausgeglichenheit und Qualität von Wikipedia da.

3.3. Epistemische Stärken von Wikipedia

Im Absatz 3.1. wurde die Qualität der Wissenssammlung Wikipedia verteidigt. Fallis legte dafür dar, dass Wikipedia den klassischen epistemischen Tugenden der Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit – besser als angenommen – nachkommt und diesen Tugenden gerecht wird.[59] Betrachtet man die Online-Enzyklopädie so wird deutlich, dass die Wissenssammlung neben einer guten Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit auch andere epistemische Vorteile hat. Durch den kollaborativen Charakter, den Zugang über das Web und die Bekanntheit der Plattform schneidet Wikipedia in anderen Bewertungskategorien deutlich besser als analoge Enzyklopädien ab.[60] Hierzu wendet Fallis den Blick von der Seite der Wissensproduktion hin zu den epistemischen Tugenden der Wissensrezeption. Wikipedia hat im Bezug auf die Rezeption besondere Eigenschaften, die eine klassische Enzyklopädie nicht besitzt. Don Fallis fokussiert sich dabei auf drei besondere Eigenschaften: Leistungsstärke, Geschwindigkeit und Reichweite[61]. Mit Leistungsstärke (engl. „power“[62]) meint Fallis, dass die viele tausenden aktiven Nutzer*innen mithelfen Informationen zu sammeln, zu sortieren und zu pflegen und damit ein Wissenssammlung erstellen, die unterschiedlichste Informationen an einem Ort bündelt und verfügbar macht.[63] Unter Geschwindigkeit (engl. „speed“[64]) versteht Fallis, dass die Wissenssammlung sehr schnell auf aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen reagieren kann und damit deutlich flexibler als eine klassische Enzyklopädie ist. Nicht nur kann Wikipedia schneller bearbeitet werden, sondern es kann auch schneller erreicht werden. Außerdem verfügt Wikipedia über eine sehr hohe Reichweite (engl. „fecundity“[65]), da sehr viele Menschen auf die Plattform zugreifen können und die Wissenssammlung für eigentlich jeden mit einem passendem Internetzugang frei zugänglich ist und er etwas Neues lernen kann.

Die Einschätzung, ob Wikipedia ein gutes Nachschlagewerk ist, hängt für Fallis davon ab, welche epistemischen Tugenden für die Betrachter*in bei der Wissensrezeption wichtig sind[66][67]. So können recherchierende Leser*innen bei der Rezeption von Informationen entscheiden, wie wichtig ihnen welche Eigenschaft einer Wissenssammlung ist. Eine digitale, kostenlos verfügbare und schnelle Enzyklopädie, wie Wikipedia, kann so für eine einsteigende Recherche deutlich besser geeignet sein als eine wissenschaftliche Publikation, die zwar einfacher überprüfbar, dabei aber schwerer zu finden und nicht immer kostenlos verfügbar ist. In diesem Fall könnte eine Rezipient*in den einfache Zugang zu Informationen über eine höhere Zuverlässigkeit und Genauigkeit stellen. Als Gründer*in eines Nachschlagewerks muss dabei abgewogen werden, in welchem Verhältnis Geschwindigkeit und Reichweite zu rezeptionsbezogenen Tugenden wie Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit stehen. So gibt es digitale Wissenssammlungen, die nur geprüfte Artikel von Forscher*innen zulassen, um zuverlässiger und besser überprüfbar zu sein. Dieser verschobene Fokus würde aber im Vergleich auch dafür sorgen, dass andere epistemische Tugenden, wie Barrierefreiheit, Verständlichkeit und Aktualität im Vergleich zu Wikipedia vernachlässigt werden würden.[68]

4. Fazit: Epistemischen Tugenden

Ausgehend von der Definition der epistemischen Tugenden als Fähigkeiten oder Einstellungen verstehen, die verschiedene Gruppen bei der Produktion, Vermittlung oder dem Erwerb von Wissen als vorbildlich oder verbindlich halten, hat dieser Artikel verschiedene Wissenssammlungen näher betrachtet. Dieses praktische Beispiel hat anschaulich erklärt, wie epistemische Tugenden in der Praxis diskutiert und verstanden werden können. So hat der Philosoph Don Fallis in seinen Untersuchungen zur Online-Enzyklopädie Wikipedia auf epistemische Tugenden verwiesen, um die Qualität dieser Wissenssammlung einzuschätzen. Auf Grundlagen von empirischen Untersuchungen der Nature konnte Fallis feststellen, dass Wikipedia neben ausreichender Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit, die eigenen Schwerpunkte eher auf andere epistemische Tugenden wie Leistungsstärke, Geschwindigkeit und Reichweite legt und sollte daher eher mit anderen kostenfreien Webseiten als mit klassischen Enzyklopädien vergleichen werden. Aus Fallis' epistemologischer Perspektive ist Wikipedia trotz der etwas geringerer Zuverlässigkeit als epistemisch wertvoll einzuschätzen. Wenn eine Wissenssammlung wie Wikipedia weiterentwickelt oder verbessert werden soll, dann geht es immer darum die epistemischen Tugenden geschickt abzuwägen. Würden bei Wikipedia zum Beispiel alle Beiträge immer erst von Fachexpert*innen kontrolliert, so könnte Wikipedia noch zuverlässiger werden, würde aber dadurch auch einen großen Teil seiner Schnelligkeit und Leistungsstärke verlieren. Auf Grundlage der Definition und am Beispiel von Wikipedia wurde deutlich, dass epistemische Tugenden Regeln sind, die Menschen einer Diskursgruppe für den Produktion, Vermittlung und das den Erwerb für zentral halten. Solche Regeln lassen sich für jede Diskursgruppe definieren und können, wie am Beispiel von Wikipedia deutlich wurde, genutzt werden, um Qualität zu beurteilen oder neue Wissenssammlung oder Wissensproduktion zu planen. Dabei sollte auch beachtet werden, dass die jeweiligen Ansprüche der Rezipient*innen an das Medium unterschiedliche sein können. In manchen Fällen kann die Schnelligkeit oder Aktualität einer Quelle für eine Rezipient*in wichtiger sein als ein besonders hoher Standard an Verlässlichkeit. Nach Fallis sind epistemischen Tugenden also nicht nur bei der Betrachtung bzw. Beurteilung von Produktion, Vermittlung und Sammlung von Wissen relevant, sondern auch bei der Rezeption.

Belege

  1. [Lemma] Erkenntiskritik. In: Regebogen, Arnim; Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg: Felix Meiner Verlag (2013), S. 198.
  2. [Lemma] Erkenntnistheorie. In: Regebogen, Arnim; Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg: Felix Meiner Verlag (2013), S. 197-198.
  3. [Lemma] episteme. In: Regebogen, Arnim; Meyer, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg: Felix Meiner Verlag (2013), S. 190.
  4. Schischkoff, Georg; Schmidt, Heinrich: [Lemma] Epistemologie. Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart: Alfred Kröner Verlag (1982), S. 161.
  5. Schischkoff, Georg; Schmidt, Heinrich: [Lemma] Erkenntnislehre. Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart: Alfred Kröner Verlag (1982), S. 165-166.
  6. Lackey, Jennifer (2011): Testamonly - Acquiring Knowledge from Others. In: Testamonly - Acquiring Knowledge from Others (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 71. hier als „perception“
  7. [Lemma] Erkenntnistheorie. In: Apel, Max; Ludz, Peter (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, New York/ Berlin: Walter de Gruyter (1976), S. 84-85.
  8. Schützeichel, Rainer (2018): Soziale Epistemologie. In: Schützeichel, Rainer (Hrsg.): Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung, Köln: Herbert von Halem Verlag, S. 290-292.
  9. Daston, Lorraine (2001): Wunder, Beweise und Tatsachen – Zur Geschichte der Rationalität. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag. darin vor allem Kapitel 5 zu „Objektivität und die Flucht aus der Perspektive“ auf S. 127-150.
  10. Lorraine, Daston; Galison, Peter (2007): Objektivität. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
  11. Lackey, Jennifer (2011): Testimony - Acquiring Knowledge from Others. In: Goldmann, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essantial Readings, New York: Oxford Univerity Press, Inc., S. 75.
  12. Lackey, Jennifer (2011): Testimony - Acquiring Knowledge from Others. In: Goldmann, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essantial Readings, New York: Oxford Univerity Press, Inc., S. 71-86.
  13. Goldman, Alvin I. (2011): A Guide to Social Epistemelogy. In: Goldmann, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essantial Readings, New York: Oxford Univerity Press, Inc., S. 11-32. Goldmann unterscheidet in diesem Text zwischen „Individual Doxastic Agents (IDAS)“ (Vgl. S. 14-16), „Collektive Doxastic Agents (CDAS)“ (Vgl. S. 16-18) und „System-Oriented (SYSOR)“ (Vgl. S. 18-20).
  14. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 7.
  15. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 2.
  16. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 3.
  17. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 3-4.
  18. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 6.
  19. Daston, Lorraine; Galison, Peter (2007): Objectivity. New York: Zone Books. Abschnitt zu „epistemic virtues“ auf S. 39-42 und die deutsche Ausgabe zu „Epistemischen Tugenden“ auf S. 41-44 : Dastons, Lorraine; Galison, Peter (2007): Objektivität. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
  20. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 4.
  21. Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (2019): Einleitung. In: Gelhard, Andreas; Hackler, Ruben; Zanetti, Sandro (Hrsg.): Epistemische Tugenden – Zur Geschichte und Gegenwarte eines Konzepts, Tübingen: Mohr Siebeck, S. 4.
  22. Lohrmeier, L. (2023): Anzahl der Artikel bei Wikipedia in den Jahren 2002 bis 2023. In: statistica.com. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  23. Wikipedia:Sprachen. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  24. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 297-313.
  25. Prof. Dr. Bennewitz, Hedda; Wendrich, Ralf; Kuras, Julija (o. J.): Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten im Kernstudium (2022). In: uni-kassel.de. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. Wikipedia wird als nicht zitierfähig bezeichnet, da „deren Artikel jede und jeder anonym modifizieren kann (z. B. „Wikipedia“).“ S. 42. oder Leitfaden des Instituts für Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin Verfassen von wissenschaftlichen Hausarbeiten. In: fu-berlin.de. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. dort wird geäußert, dass „Wikipedia […] als Quelle in einer wissenschaftlichen Arbeit zu verwenden, ist nicht möglich (es sei denn, man schreibt explizit über Wikipedia eine Arbeit).“ S. 11.
  26. Es gibt auf Wikipedia sogenannte „geschützte Seiten“, die eine bestimmte Stufe in der Hierarchie benötigen, um ein Artikel bearbeiten zu können. Geschützte Artikel sind vor allem Artikel´, in denen es vermehrt zu Vandalismus kommt. Vgl. dafür: Geschütze Seiten. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. Protection policy. In: Wikipeida. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  27. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 299-300.
  28. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 300.
  29. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 300.
  30. Biselli, Anna (2021): Mit freundlichen Edits aus dem Bundestag. In: netzpolitik.org. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  31. bildundtonfabrik (2021): Wie Politik, PR und Nazis die Wikipedia beeinflussen. In: YouTube. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  32. Frankfurt, Harry (2006): Bullshit. Frankfurt am Main: Suhrkamp. übersetzt von Michael Bischoff
  33. Beispiel für diese Praxis der Manipulation ist eine Chinesin, die über 10 Jahre fiktive Einträge zur russischen und chinesischen Geschichte für die chinesische Wikipedia verfasste: Kleiber, Hannah (2022): Wikipedia, Chinesin verbreitet jahrelang falsche Informationen über Russland. In: t3n.de. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  34. Als Ergänzung zu diesem Artikel hat Britannica am 22.12.2005, sieben Tage nach der Veröffentlichung des Artikels ein 26-seitiges ergänzendes Dokument mit der Arbeitsweise und Datenerhebung zusammengestelt. Supplementary information to accompany Nature news article „Internet encyclopaedias go head to head (Nature 438, 900-901; 2005). In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. Als Reaktion auf die Veröffentlichung des Artikel hat die Britannica auf den Artikel im März 2006 eine Richtigstellung des Artikels gefordert. In einem circa 20-seitigen Dokument kritisiert die Britannica den Artikel der Nature und erklärt, warum die Fehleranalysen der Nature einer Richtigstellung bedürfen. Fatally Flawed - Refuting the recent study on encyclopedic accuracy by the journal Nature. In: Britannica. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. Als Reaktion darauf hat Nature in einer Pressemitteilung vom 23.3.2006 an ihrer Darstellung festgehalten und die Forderungen des Britannicas zurückweisen. Pressemitteilungen des Jahres 2006: Encyclopaedia Britannica and Nature a response. In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. und ist in der darauffolgenden Auflage 440 unter Editorial auf die Vorkommnisse weiter eingeangen. Britannica attacks. In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. Auf einer Website des Nature, die Ausführlich auf diesen Konflikt eingeht Nature's responses to Encyclopaedia Britannica. In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. lässt sich des weiteren ein Dokument finden das als Reaktion der Nature auf eine Werbekampanine in us-amerikanischen und britischen Zeitschriften verfasst wurde und die Hauptkritikpunkte der Britannica eingeht und wiedergibt. eb_advert_response_final. In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. Der genaue Reihenfolge der Forderung der Britannica, der Reaktion/ Antowrt der Nature und der Werbekampanie der Britannica lassen sicht nichtmehr sicher rekonstruieren.
  35. Gales, Jim (2005): Internet encyclopaedias go head to head. In: Nature 2005(438), S. Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. oder als PDF im Webarchive: In: webarchive. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023.
  36. Encyclopædia Britannica summary. In: britannica. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  37. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 302.
  38. Dmitri Mendeleev war russischer Wissenschaftler, Chemiker und ist vor allem für die Entwicklung der Periodentabelle bekannt. Vergleiche dafür Dmitri Mendeleev. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. und Bensaude-Vincent, Bernadette;et al. (2023): Dmitri Mendeleev. In: britannica. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. . Hinweis: Manchmal wird der Name auch mit Dmitrij oder Dmitry übersetzt.
  39. Die Artikel in d‎er englischsprachigen Wikipedia und der Encyclopedia Britannica hierzu wurden zum Beispiel von Michael Gordin (Assistant Professor of History of Science, Princeton University, New Jersey, USA) Michael D. Gordan. In: Prinction University. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023. geprüft und alle Details zu seiner Untersuchung sind auf dem ergänzenden Dokument Supplementary information to accompany Nature news article „Internet encyclopaedias go head to head“ (Nature 438, 900-901; 2005). In: Nature. Online, zuletzt abgerufen am 04.11.2023. auf S. 8 (für die Encyclopedia Britannica) oder S. 21 (für die Wikipedia) nachzulesen.
  40. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 302.
  41. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 302.
  42. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 303.
  43. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 301.
  44. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 302-304. Die Arbeitshistorie aller Autor*innen lässt sich bei Wikipedia einsehen, wenn sich die Versionsgeschichte eines Beitrags anzeigen und dann auf „Beiträge“ hinter dem jeweiligen Benutzer*innennamen klickt.
  45. The Editors of Encyclopædia Britannica. In: Britannica. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  46. Siehe dafür den Beispielartikel zu Immanuel Kant und den dazugehörigen Abschnitt der Mitwirkenden: Duignan, Brian; Bird, Otto Allen; et al. (2023): Immanuel Kant. In: Britannica. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. sowie Immanuel Kant: References & Edit History. In: Britannica. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  47. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 304.
  48. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  49. Beispiele dafür wäre ältere Artikel wie Wikipedia will weiblicher werden. In: Welt.de. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. oder akutelle Beiträge wie Welty, Ulte (2021): Männerwissen in Wikipedia - Warum die Online-Enzyklopädie weiblicher werden muss. In: Deutschlandfunk Kultur. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. , aber auch innerhalb der deutschen Wikipedia wird dieses Diskrepanz und das Gender-Gap diskutiert: Wikipedia:WikiProjekt Frauen/Frauen in der Wikipedia. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023. sowie Geschlechterverteilung_in_der_Wikipedia“. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  50. von Keitz, Verena; Günther, Ralph (2019): #wikifüralle – Mehr Geschlechtergerechtigkeit bei Wikipedia gefordert. In: deutschlandfunknova. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023. Ein Rundfunktbeitrag in dem Ralph Günter Verena von Keitz zur Diskussion um eine Liste an weiblichen Science-Ficition-Autorinnen interviewt.
  51. Welty, Ulte (2021): Männerwissen in Wikipedia - Warum die Online-Enzyklopädie weiblicher werden muss. In: Deutschlandfunk Kultur. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  52. bildundtonfabrik (2019): Die Telelupe: Wikipedia. In: youtube.com. Online, zuletzt abgerufen am 02.11.2023.
  53. Liste der Wikipedias nach Sprachen. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023. und Wikipedia:Sprachen. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023.
  54. Cebunaosprachigen Wikipedia. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023.
  55. Artikel in der deutschprachigen Wikipedia Lsjbot. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023. und Artikel in der englischsprachigen Wikipedia Lsjbot. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023.
  56. Die Maschine, die 8,5 Prozent der Wikipedia schrieb. In: faz.net. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023.
  57. Wikipedia Statistics - Bot article creations only. In: wikimedia.org. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023. Interne Analysen zu den Aktivitäten von Bots über die verschiednene Wikipedias.
  58. In der deutschsprachigen Wikipedia sind Sichter*innen angemeldete Nutzer*innen auf Wikipedia, die Beiträge und Änderungen von unangemeldeten oder unerfahrenen Nutzer*innen überprüfen und freischalten können. Siehe dazu auch: Wikipedia. In: Wikipedia. Online, zuletzt abgerufen am 06.11.2023.
  59. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 302-305.
  60. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  61. Fallis verwendet im englischen Original die Ausdrücke „power, speed, and fecundity“ Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  62. Fallis verwendet im englischen Original die Ausdrücke „power, speed, and fecundity“ Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  63. Fallis verwendet im englischen Original die Ausdrücke „power, speed, and fecundity“ Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  64. Fallis verwendet im englischen Original die Ausdrücke „power, speed, and fecundity“ Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  65. Fallis verwendet im englischen Original die Ausdrücke „power, speed, and fecundity“ Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 305.
  66. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 303-304.
  67. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 306.
  68. Fallis, Don (2011): Wikipistemology. In: Goldman, Alvin I.; Whitcomb, Dennis (Hrsg.): Social Epistemology: Essential Readings, New York: Oxford University Press, S. 306-307.