Klimaliteratur

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Dieser Artikel befasst sich mit dem literaturwissenschaftlichen Grundbegriff Klimaliteratur.

Die Klimaliteratur umfasst literarische Texte, die sich inhaltlich mit dem Klimawandel beschäftigen. Sie vermittelt Situationen und Problematiken des Klimawandels, nicht durch wissenschaftliche Daten und Statistiken, sondern durch fiktionale Texte.[1]

Das Thema Klimawandel ist in den letzten Jahren in der Literatur und der Literaturwissenschaft zunehmend populärer geworden.[2] Die Anzahl der Autor*innen, die literarische Texte verfassen nimmt zu und Literaturwissenschaftler*innen setzen sich vermehrt mit dem Ecocriticism auseinander.[3]

Merkmale der Klimaliteratur

Merkmale der Klimaliteratur nach Adeline Johns-Putra

Aus dem Artikel Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism von Adeline Johns-Putra aus dem Jahr 2016 gehen folgende Merkmale der Klimaliteratur hervor:

Die Klimaliteratur ist kein eigenes Genre. Sie setzt sich aus literarischen, fiktionalen Texten zusammen, die sich mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen. Eine Vielzahl von Genres ist in diesen literarischen Texten vertreten. Zu diesen Genres gehören beispielsweise Science-Fiction, Dystopien, Fantasy, Thriller oder sogar Romanzen.[4]

„In other words, climate change fiction names an important new category of contemporary literature and a remarkable recent literary and publishing phenomenon, although it is not necessarily a genre.“[5]

Die Handlung von Romanen zum Klimawandel spielt häufig in der Zukunft, in seltenen Fällen in der Gegenwart. Romane, die in der Zukunft spielen, lassen sich meist einem dystopischen oder einem postapokalyptischen Szenario zuordnen. Bei einem dystopischen Szenario handelt es sich um eine negative oder unerwünschte Zukunft. Ein postapokalyptisches Szenario befasst sich mit einer Zukunft, die durch ein apokalyptisches Ereignis geschaffen wurde. Es ist möglich, dass Überschneidungen der beiden Szenarien in den literarischen Texten vorkommen.[6]

Autor*innen der Klimaliteratur machen in ihren Romanen zum einen innere oder psychologische Auswirkungen zum Thema, zum anderen externe Auswirkungen, wie beispielsweise einen Kollaps, eine Krise, starkes Vertrauen in die Technik, wirtschaftliche Instabilität oder soziale Spaltung. Dabei ergänzen sich die beiden und die Thematik für den*die Leser*in wird einprägsamer.[7]

Häufig sind zentrale Aspekte in literarischen Texten zum Klimawandel die Umweltzerstörung und das Überleben in der klimaveränderten Umgebung. Hier werden oft generationsübergreifende Verpflichtungen aufgegriffen.[8]

In manchen Texten der Klimaliteratur finden sich satirische Elemente wieder.[9]

Merkmale der Klimaliteratur nach Lawrence Buell

Dem Literaturkritiker Lawrence Buell zufolge sind mindestens vier Merkmale der Klimaliteratur zuzuschreiben:

  1. Natur ist ein zentraler Aspekt in der Handlung.[10]

  2. Es ist eine kritische Betrachtung von rein menschlich motivierten Interessen notwendig.[11]

  3. Menschliche Verantwortung ist als Teil der umweltethischen Positionierung zu sehen.[12]

  4. Es soll eine Fokussierung auf den Wandel von Natur und Umwelt stattfinden.[13]

Funktionen von Klimaliteratur

  • Sensibilisierung für Umweltthemen[14]
  • Handlungsmotivation[15]
  • gesellschaftswirksame Versprachlichung von wissenschaftlichen Daten und Statistiken[16]
  • Illustration von abstrakten Sachverhalten[17]
  • Identifikation mit Charakteren als Rollenmodelle[18]
  • Vermittlung der großen thematischen Relevanz durch Anschaulichkeit[19]
  • Emotionalisierung[20]
  • Szenarien produzieren und erproben ('Probehandeln')[21]
  • Reflexion und Infragestellung von gängigen Annahmen[22]

Konkrete Beispiele für Klimaliteratur

Im deutschsprachigen Raum sind Romane wie EisTau (2011) von Ilija Trojanow, Helene Bukowskis Milchzähne (2019) oder Frank Schätzings Der Schwarm (2004) Beispiele für Klimaliteratur.[23]

Als ein populärer Roman der Klimaliteratur ist Solar (2010) des britischen Schriftstellers Ian McEwan zu nennen. Ein weiteres Beispiel für ein englischsprachiges Werk ist The Ministry for the Future (2020) des Bestseller-Autors Kim Stanley Robinson.[24]


Belege

  1. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  2. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  3. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  4. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  5. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  6. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  7. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  8. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  9. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  10. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  11. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  12. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  13. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  14. Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  15. Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  16. Vgl. Horn, Eva (2014): Zukunft als Katastrophe. Frankfurt am Main: Fischer, S. 170.
  17. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  18. Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  19. Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  20. Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  21. Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 3. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  22. Vgl. Nitzke, Solvejg (2016): Das große Unsichtbare. Die Modellierung von Klima zwischen Wissenschaft und Literatur. In: Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte 5(1), S. 90-101. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  23. Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
  24. Vgl. Heidorn, Fritz (15.10.2010): “The Ministry for the Future“: Eine hoffnungsvolle Allegorie darauf, was Menschen bewirken können. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.



Autor*innen

Erstfassung: Hannah Bubenheim und Anna Meywirth am 25.01.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der Diskussionsseite einsehbar.

Zitiervorlage:
Bubenheim, Hannah; Meywirth, Anna (2022): Klimaliteratur. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Klimaliteratur, zuletzt abgerufen am 21.11.2024.