Benutzer: Hannah Bubenheim/Werkstatt
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Dieser Artikel befasst sich mit dem Grundbegriff Klimaliteratur.
Die Klimaliteratur umfasst literarische Texte, die sich inhaltlich mit dem Klimawandel beschäftigen. Sie vermittelt Situationen und Problematiken des Klimawandels, nicht durch wissenschaftliche Daten und Statistiken, sondern durch fiktionale Texte.[1]
Das Thema Klimawandel ist in den letzten Jahren in der Literatur und der Literaturwissenschaft zunehmend populärer geworden.[2] Die Anzahl der Autor*innen, die literarische Texte verfassen nimmt zu und Literaturwissenschaftler*innen setzen sich vermehrt mit dem Ecocriticism auseinander.[3]
Merkmale der Klimaliteratur
Merkmale der Klimaliteratur nach Adeline Johns-Putra
Aus dem Artikel Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism von Adeline Johns-Putra aus dem Jahr 2016 gehen folgende Merkmale der Klimaliteratur hervor:
Die Klimaliteratur ist kein eigenes Genre. Sie setzt sich aus literarischen, fiktionalen Texten zusammen, die sich mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzen. Eine Vielzahl von Genres ist in diesen literarischen Texten vertreten. Zu diesen Genres gehören beispielsweise Science-Fiction, Dystopien, Fantasy, Thriller oder sogar Romanzen.[4]
„In other words, climate change fiction names an important new category of contemporary literature and a remarkable recent literary and publishing phenomenon, although it is not necessarily a genre.“[5]
Die Handlung von Romanen zum Klimawandel spielt häufig in der Zukunft, in seltenen Fällen in der Gegenwart. Romane, die in der Zukunft spielen, lassen sich meist einem dystopischen oder einem postapokalyptischen Szenario zuordnen. Bei einem dystopischen Szenario handelt es sich um eine negative oder unerwünschte Zukunft. Ein postapokalyptisches Szenario befasst sich mit einer Zukunft, die durch ein apokalyptisches Ereignis geschaffen wurde. Es ist möglich, dass Überschneidungen der beiden Szenarien in den literarischen Texten vorkommen.[6]
Autor*innen der Klimaliteratur machen in ihren Romanen zum einen innere oder psychologische Auswirkungen zum Thema, zum anderen externe Auswirkungen, wie beispielsweise einen Kollaps, eine Krise, starkes Vertrauen in die Technik, wirtschaftliche Instabilität oder soziale Spaltung. Dabei ergänzen sich die beiden und die Thematik für den*die Leser*in wird einprägsamer.[7]
Häufig sind zentrale Aspekte in literarischen Texten zum Klimawandel die Umweltzerstörung und das Überleben in der klimaveränderten Umgebung. Hier werden oft generationsübergreifende Verpflichtungen aufgegriffen.[8]
In manchen Texten der Klimaliteratur finden sich satirische Elemente wieder.[9]
Merkmale der Klimaliteratur nach Lawrence Buell
Dem Literaturkritiker Lawrence Buell zufolge sind mindestens vier Merkmale der Klimaliteratur zuzuschreiben:
1. Natur ist ein zentraler Aspekt in der Handlung.[10]
2. Es ist eine kritische Betrachtung von rein menschlich motivierten Interessen notwendig.[11]
3. Menschliche Verantwortung ist als Teil der umweltethischen Positionierung zu sehen.[12]
4. Es soll eine Fokussierung auf den Wandel von Natur und Umwelt stattfinden.[13]
Funktionen von Klimaliteratur
- Sensibilisierung für Umweltthemen[14]
- Handlungsmotivation[15]
- gesellschaftswirksame Versprachlichung von wissenschaftlichen Daten und Statistiken[16]
- Illustration von abstrakten Sachverhalten[17]
- Identifikation mit Charakteren als Rollenmodelle[18]
- Vermittlung der großen thematischen Relevanz durch Anschaulichkeit[19]
- Szenarien produzieren und erproben ('Probehandeln')[21]
- Reflexion und Infragestellung von gängigen Annahmen[22]
Konkrete Beispiele für Klimaliteratur
Im deutschsprachigen Raum sind Romane wie EisTau (2011) von Ilija Trojanow, Helene Bukowskis Milchzähne (2019) oder Frank Schätzings Der Schwarm (2004) Beispiele für Klimaliteratur.[23]
Als ein populärer Roman der Klimaliteratur ist Solar (2010) des britischen Schriftstellers Ian McEwan zu nennen. Ein weiteres Beispiel für ein englischsprachiges Werk ist The Ministry for the Future (2020) des Bestseller-Autors Kim Stanley Robinson.[24]
Belege
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Horn, Eva (2014): Zukunft als Katastrophe. Frankfurt am Main: Fischer, S. 170.
- ↑ Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Reitan, Claus (17.10.2019): Dystopien, Epen, Heldengeschichten: Taugen fiktionale Formate bei der Klimakommunikation. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 3. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Nitzke, Solvejg (2016): Das große Unsichtbare. Die Modellierung von Klima zwischen Wissenschaft und Literatur. In: Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte 5(1), S. 90-101. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Heidorn, Fritz (15.10.2010): “The Ministry for the Future“: Eine hoffnungsvolle Allegorie darauf, was Menschen bewirken können. In: klimafakten.de. Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
Autor*innen
Erstfassung: Hannah Bubenheim und Anna Meywirth am 25.01.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der [[Diskussion:Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt|Diskussionsseite]] einsehbar.
Zitiervorlage:
Bubenheim, Hannah; Meywirth, Anna (2022): Werkstatt. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 24.11.2024.
In diesem Artikel wird der Grundbegriff Ecocriticism, auch Ökokritik genannt, thematisiert.
Der Ecocriticism stellt einen Forschungsansatz dar, der Texte der Klimaliteratur analysiert. Er erforscht die Beziehung zwischen Literatur und Umwelt.[1]
In den letzten Jahren sind immer mehr literarische Texte zum Thema Klimawandel verfasst worden. Damit nimmt auch die Anzahl der Literaturwissenschaftler*innen zu, welche die Klimaliteratur analysieren.[2] Zentrale Forscher*innen sind beispielsweise Axel Goodbody, Gabriele Dürbeck oder Adeline Johns-Putra. Aufgrund steigenden Relevanz der Thematik, gewinnt der Ecocriticism an Bedeutung.[3]
Ecocriticism - zwei mögliche Schwerpunktsetzungen
Nach Adeline Johns-Putra existieren innerhalb des Ecocriticism zwei verschiedene Vorgehensweisen: Zum einen können Literaturwissenschaftler*innen eine objektiv-distanziertere Rolle einnehmen. Dabei findet lediglich eine Erforschung, eine Analyse und eine Informationsweitergabe statt.
Zum anderen können Literaturwissenschaftler*innen eine aktive oder sogar aktivistische Rolle einnehmen. Zusätzlich zur passiven Aufklärung übernehmen sie hier eine erzieherische Funktion und sehen in den Szenarien der Literatur das Potenzial, beim Umgang mit den Auswirkungen der Klimakrise zu unterstützen.[4]
Analyseaspekte
Literaturwissenschaftler*innen beziehen bei ihren Forschungen im Rahmen des Ecocriticism unterschiedliche Analyseaspekte mit ein: Themen und Diskurse, Epochen, Genres, Narrative, Ästhetik, rhetorische Formen, Figurenbetrachtungen oder verschiedene Medien.[5]
Im Folgenden wird beispielhaft auf einige Analyseaspekte eingegangen:
Genre:
Durch die zunehmende Auseinandersetzung mit dem Klimawandel sind neue Genres entstanden, die auf Merkmale der bereits existierenden Genres zurückgreifen.[6] Der Klimawandelroman oder der Ökothriller sind Beispiele für neu entstandene Genres im Kontext der Klimaliteratur und des Ecocriticism.[7]
Durch diese literarischen Texte werden durch den Einsatz fiktiver Elemente auf faktischer und emotionaler Ebene der anthropogene Klimawandel, seine Ursachen und seine Auswirkungen verhandelt.[8]
Der Roman EisTau von Ilija Trojanow aus dem Jahr 2011 ist als Beispiel für einen deutschen Klimawandelroman zu nennen.
Literarische Texte des Genres Ökothriller handeln von einem bevorstehenden Weltuntergang, der meist verhindert werden kann. Die Thematik ist durch fiktive Elemente und die Vermittlung von Fakten geprägt. Dadurch werden Hintergründe des Klimawandels und mögliche Handlungen, die dem Klimawandel entgegenwirken, dargestellt.[9]
Der Schwarm von Frank Schätzing aus dem Jahr 2004 ist ein Beispiel für das Genre des Ökothrillers.[10]
Figurenbetrachtung:
Bei dem Analyseaspekt der Figurenbetrachtung werden die spezifische Darstellung, die Funktionen und die Wirkung der Charaktere analysiert. Bei den Charakteren kann es sich beispielsweise um fiktive Figuren und/oder nicht-menschliche Agenzien handeln. Held*innen oder Antiheld*innen können Aspekte der Analyse sein. Bei der Analyse wird die emotionale Ebene zwischen Protagonist*in und Leser*in betrachtet, beispielsweise in welcher Art und Weise die Identifikation des*der Lesers*in mit dem*der Protagonist*in stattfindet.[11]
Entwicklungsstand des Ecocriticism
Der Ecocriticism ist von unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und Entwicklungsgraden in den einzelnen Ländern geprägt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass jedem Land eigene individuelle Ereignisse und Erfahrungen in der Vergangenheit zuzuschreiben sind. In Deutschland hat sich der Ecocriticism beispielsweise eher in die Richtung der Kulturwissenschaften als in die Richtung der Literaturwissenschaften entwickelt.[12][13]
„Insgesamt erweist sich der Ecocriticism als ein vielgestaltiger und überaus fruchtbarer Forschungsansatz, in dem Fragen nach theoretischen Grundlagen ebenso wichtig sind wie nach narrativen Verfahren und Schreibweisen, nach unterschiedlichen, z.T. neu entstehenden Genres und verschiedenen künstlerischen Ausprägungen.“[14]
Konkrete Beispiele/Weiterführendes
Ein konkretes Beispiel für den Ecocriticism ist der Artikel Climate change in literature and literary studies von Adeline Johns-Putra aus dem Jahr 2011. Dieser englischsprachige Artikel ist einer der ersten, der sich systematisch mit der Thematik des Klimawandels auseinandersetzt.
Die erste deutschsprachige Einführung in den Ecocriticism liefert der Sammelband Ecocriticism: Eine Einführung von Gabriele Dürbeck und Urte Stobbe aus dem Jahr 2015.
Cli-Fi: A Companion von Axel Goodbody und Adeline Johns-Putra aus dem Jahr 2019 ist als konkretes Beispiel für einen englischsprachigen Sammelband zum Thema Klimawandel anzuführen.
Belege
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Johns-Putra, Adeline (2016): Climate change in literature and literary studies: From cli-fi, climate change theater and ecopoetry to ecocriticism and climate change criticism. In: WIREs Climate Change 7(2), S. 266-282. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele (2015): Ökothriller. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 245-257.
- ↑ Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (2015): Einleitung. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 9-18.
- ↑ Vgl. Mayer, Sylvia (2015): Klimawandelroman. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 233-244.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele (2015): Ökothriller. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 245-257.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele (2015): Ökothriller. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 245-257.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Nesselhauf, Jonas (2015): Figuren und narrative Instanzen in umweltbezogener Literatur - eine Einführung. In: Helden, ambivalente Protagonisten, nicht-menschliche Agenzien. Zur Figurendarstellung in umweltbezogener Literatur 10(2), S. 1-11. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (2015): Einleitung. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 9-18.
- ↑ Goodbody, Axel (2015): Ökologisch orientierte Literaturwissenschaft in Deutschland. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 123-135.
- ↑ Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (2015): Einleitung. In: Dürbeck, Gabriele; Stobbe, Urte (Hg.) (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung, Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag, S. 9-18.
Autor*innen
Erstfassung: Hannah Bubenheim am 25.01.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der [[Diskussion:Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt|Diskussionsseite]] einsehbar.
Zitiervorlage:
Bubenheim, Hannah (2022): Werkstatt. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 24.11.2024.
In diesem Artikel wird der Grundbegriff Narrativ behandelt.
Laut Duden hat das Substantiv „Narrativ“ folgende Bedeutung: „[verbindende] sinnstiftende Erzählung, Geschichte“.[1]
Ein Narrativ ist demzufolge eine sprachliche Abfolge aus verschiedenen Bestandteilen, wie beispielsweise Argumenten, Metaphern oder Vorstellungen, die mit Fakten kombiniert werden, um komplizierte fachliche Inhalte auf anschauliche Weise zu kommunizieren. Narrative stellen eine Kombination aus Problemen und Lösungsmöglichkeiten dar.[2]
Das „Narrativ“ ist ursprünglich ein literaturwissenschaftlicher Begriff, der eine Bedeutungserweiterung erfahren hat. Nun wird er vermehrt in gesellschaftlichen, historischen und politischen Kontexten gebraucht.[3]
Entstehung eines Narrativs nach Gisela Zifonun (2017)
Narrative entstehen laut Gisela Zifonun folgendermaßen:
Ausgangspunkt ist eine Erzählung bzw. eine Geschichte. Diese wird mit gesellschaftlichen, politischen und historischen Zusammenhängen in Verbindung gebracht. Dadurch entsteht das Narrativ. Dieses ist durch bestimmte Zuschreibungen gekennzeichnet und kann entweder von der Realität abweichen oder eine neue generieren.[4]
Der Eisbär ist ein anschauliches Beispiel für ein Klimawandelnarrativ. Eisbären stehen als dramatisches, emotionalisierendes Sinnbild für das Artensterben, das der anthropogene Klimawandel zur Folge haben wird: Steigt die Temperatur auf der Erde weiterhin an, schmilzt den Tieren ihr Lebensraum weg. Die komplexen Vorgänge, die hinter der Problematik der Erderwärmung stehen, können mithilfe des Narrativs 'Eisbär' verständlich erklärt werden. Fakten des Klimawandels, kombiniert mit einer (emotionalisierenden) Geschichte kommunizieren somit gesellschaftswirksam, welche Folgen die Klimakatastrophe haben kann. Implizit kann durch dieses Narrativ auch zum Handeln motiviert werden.
Narrative und der Klimawandel
Mit dem Einsatz von Narrativen im Klimawandeldiskurs ist es möglich, der Gesellschaft durch die Verknüpfung von Erzählungen und Fakten die komplexe Problematik näher zu bringen und damit unter Umständen eine Handlungsmotivation zu bewirken.[5]
Der Professor für Humangeografie Mike Hulme fasst die Funktion von Narrativen im Klimawandeldiskurs folgendermaßen zusammen:
„Weder Technologie noch Politiker können den Weg aus der Klimakrise weisen. [...] Es bringt nichts, sich geschlossen hinter die Wissenschaft zu stellen, die objektiven Fakten auf den Tisch zu legen und zu meinen, das sei bereits die Lösung. Die Wissenschaft allein bietet keine moralische Vision, keine ethische Haltung, kein politisches Gerüst für die Art von Welt, nach der Menschen sich sehnen. [...] Aber es gibt Handlungsmotive jenseits der Wissenschaft [...]. Womöglich mangelt es an Geschichten, Narrativen – übergeordneten Mythen, wenn man so will –, die von unterschiedlichen Menschen getragen werden und die die Politik anleiten, um dem Klimawandel zu begegnen.“[6]
Beispiele für Narrative („Zukunftsvisionen“[7]) im Klimawandelsdiskurs
- Ökomodernismus: Wirtschaftliches Wachstum und ökologische Verantwortung widersprechen einander in dieser Zukunftsvision nicht.[8] Das grüne Wachstum soll unter anderem mithilfe von moderner Technik erreicht werden, sodass Wohlstand und ein klimafreundlicher Lebenswandel miteinander vereint werden können.[9]
- radikale öko-sozialistische Kapitalismuskritik: Der Klimawandel kann ausschließlich durch eine radikale gesellschaftliche Veränderung erreicht werden, wie der Abschaffung des Kapitalismus. Ohne Kapitalismus und ohne einen Fokus auf stetiges Wirtschaftswachstum ist es innerhalb dieses Narrativs möglich eine Klimakatastrophe zu verhindern.[10]
Funktionen von Narrativen nach Espinosa/Pregernig/Fischer (2017)
- „Kommunikation ermöglichen“[11]: Durch Narrative werden komplizierte Sachverhalte schlüssig und nachvollziehbar erklärt, sodass diese Themen zugänglicher werden. Sie werden als eine Art Geschichte formuliert, in welcher sich Fakten und Fiktionen vermischen können.
- „Aufzeigen, was getan werden soll“[12]: Mit dem Einsatz von Narrativen wird ein Sachverhalt verdeutlicht, aus welchem indirekt hervorgehen kann, was getan werden muss/sollte.
- „Wertesysteme erhalten oder verändern“[13]: Durch Narrative werden Grundsätze bzw. Grundhaltungen vermittelt, die zu einem Wandel bzw. zu einer Veränderung von Wertesystemen führen können (bspw. um dem Klimawandel entgegenzuwirken).
- „Bezugspunkte für soziale Akteure bieten“[14]: Soziale Akteure (z.B. Individuen, Kommissionen, Parteien, Bewegungen) können durch die Verwendung von Narrativen ihre Position zu einem Sachverhalt entwickeln und sie gegenüber anderen verdeutlichen.
- „Politische Allianzen und kollektives Handeln konfigurieren“[15]: Narrative können zur Bildung von (politischen) Bündnissen beitragen und die Grundlage für ein gemeinsames Handeln zwischen verschiedenen Akteuren legen. Sie können Solidarität erzeugen.
- „Politische Positionen und strategische Legitimation produzieren“[16]: Der Einsatz von Narrativen ermöglicht es, bestimmte (politische) Positionen zu prägen und Meinungen zu generieren. Durch Narrative lassen sich ebenso Handlungen rechtfertigen. Dabei spielt die Kombination von rationalen und emotionalen Elementen innerhalb der Erzählung (des Narrativs) eine zentrale Rolle.
Kritikpunkte
Laut Gisela Zifonun wird der Begriff des Narrativs häufig zu abstrakt und damit inflationär gebraucht. Auf diese Weise sinkt der semantische Anteil oder er verschwindet gänzlich („semantische Entleerung“). Schließlich existiert nur noch eine Parole, ein Mythos, ein Mantra oder eine Idee. Als Beispiel für ein sinnentleertes Narrativ ohne Aussagekraft führt Zifonun folgendes Zitat an: „‚Vielleicht ist ja auch New York bloß ein Narrativ‘ (ZEIT Online, 20.10.2005)“[17]
Belege
- ↑ [Lemma] Narrativ. Duden, In: Duden.de. Online, zuletzt abgerufen am 14.02.2022.
- ↑ Vgl. Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Vgl. Zifonun, Gisela (2017): Ein Geisterschiff auf dem Meer der Sprache: Das Narrativ. In: Sprachreport 33(3), S. 1. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Zifonun, Gisela (2017): Ein Geisterschiff auf dem Meer der Sprache: Das Narrativ. In: Sprachreport 33(3), S. 1-3. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Hulme, Mike (07.12.2020): Ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In: Welt-Sichten. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Hulme, Mike (07.12.2020): Ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In: Welt-Sichten. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Hulme, Mike (07.12.2020): Ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In: Welt-Sichten. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Hulme, Mike (07.12.2020): Ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In: Welt-Sichten. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Vgl. Sarma, Amardeo (o. J.): Ökomodernismus: Umweltschutz und Wohlstand weltweit. In: Ökomoderne e.V.. Online, zuletzt abgerufen am 14.02.2022.
- ↑ Hulme, Mike (07.12.2020): Ein Problem, das sich nicht lösen lässt. In: Welt-Sichten. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Espinosa, Cristina; Pregernig, Michael; Fischer, Corinna (2017): Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung. In: Umweltbundesamt Texte (86) Online, zuletzt abgerufen am 12.01.2022.
- ↑ Zifonun, Gisela (2017): Ein Geisterschiff auf dem Meer der Sprache: Das Narrativ. In: Sprachreport 33(3), S. 2. Online, zuletzt abgerufen am 11.01.2022.
Autor*innen
Erstfassung: Hannah Bubenheim am 25.01.2022. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der [[Diskussion:Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt|Diskussionsseite]] einsehbar.
Zitiervorlage:
Bubenheim, Hannah (2022): Werkstatt. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Hannah Bubenheim/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 24.11.2024.